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Laut dem Regisseur Daniele Vicari ist DIAZ – DON'T CLEAN UP THIS BLOOD ein filmisches Statement gegen die ausufernde Brutalität, Folter und Unterdrückung der Insassen des "Social Media Forums" und prangert diese Gewalt am Rande des 2001er G8 Gipfels in Genua an. Am Ende gibt es Tote und Verletzte und Silvio Berlusconi gibt zynischerweise den Opfern selbst die Schuld. Es gibt Politthriller die in ruhiger Form Fakten von Agenten am Schreibtisch wälzen und uns mit ihrer Spannung in dieser Form begeistern. DIAZ hingegen ist ein politisches Statement welches die Action nicht ausklammert, und in einigen Szenen auch mit voller Härte präsentiert.

Dieser hohen Authentizität des Films verpflichtet weiß man manchmal nicht, ob es authentische oder nachgedrehte Szenen sind und unvermittelt ist man mitten im Geschehen und es gibt keine wirklichen Brüche oder Inkonsistenzen zwischen Doku- und Filmszenen. Ich äußere mich selten über den Schnitt eines Films, aber selten ist er mir so positiv aufgefallen wie in DIAZ. Auch die relativ zurückhaltende Musik, ohne das oft so inflationär genutzte Motiv der dramatischen Überhöhung mit melodramatischen Musikeinlagen, überzeugt auf voller Linie und kommt DIAZ zusätzlich noch sehr zu Gute.

Trotz der vielfältigen Ebenen der Ereignisse behält man recht gut den Überblick was eine gute dramaturgische Leistung der Macher ist. Filmtechnisch gibt es einen gelungenen Mix von Zeitlupen und äußerst hektischen Straßenkämpfen und doku-ähnlichen Wackelkameraszenen. DIAZ wird dennoch sperrig wirken auf einige Zuschauer. Er präsentiert keine Helden oder hat noch eine Lovestory parat um den Seher etwas verschnaufen zu lassen. Dies wird vor allem in der zweiten Hälfte in der Erstürmung der Kaserne deutlich. Die dort gezeigte physische und psychische Härte wird einige Zuschauer vor den Kopf schlagen.

Aber wie man der ARD Dokumentation "Gipfelstürmer" entnehmen kann ist die wohl keine filmische Überhöhung beziehungsweise Übertreibung. Eine zentrale Szene einer "Demonstrantin" mit mehreren Polizisten (und auch einer Polizistin)  lässt sich in Bezug auf eine Erniedrigung eines Menschen und der Demonstration der (männlich dominierten) Polizeimacht kaum steigern. Hier werden - beabsichtigt oder nicht - die Zuschauer so stark in die Geschehnisse involviert, dass die eigene Aggression gegen diese Ungerechtigkeit geschürt wird.

Neutralität und eine ergebnisoffene nüchterne Betrachtung der Ereignisse ist nicht das Ziel von DIAZ. Das klare politische Statement ist so eindeutig, dass man natürlich die Frage stellen darf, ob eine filmische Darstellung mit der Freiheit der Interpretation die geeignete Darstellungsweise ist. Ich denke ja, denn die Fakten liegen weitgehend auf der Hand und die künstlerische Ausdrucksform eines Films ist eine sehr geeignete Form des politischen Protests. DIAZ brennt sich in das Langzeitgedächtnis ein und ist kein Film den man schnell wieder vergisst. Sehr empfehlenswert!

7,5/10 Punkten

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