Unter den großen Kinotrends der letzten Jahre dürften unstrittigerweise Superheldenfilme und der Found-Footage-Stil geführt werden. Auf den ersten Blick wirkt es etwas kalkulierend, sich bei beiden zu bedienen und so auf großen Kassenerfolg zu hoffen. Ist es wohl auch, glücklicherweise wird wenigstens dem ersten Trend einige neue Aspekte abgewonnen, so dass es sich bei "Chronicle" um einen mit Vorbehalt sehenswerten Film handelt.
Andrew steht bilderbuchhaft auf der Verliererseite: Zuhause die todkranke Mutter umsorgend und vom gewalttätigen Vater drangsaliert, ist er in der Schule und auf der Straße der typische Versager und Opfer von Späßen und Drohungen. Nur sein Cousin Matt hält zu ihm und überredet ihn, auf eine Party mitzukommen. Dort finden die beiden und der populäre Steve ein Loch im nahe gelegenen Waldboden, in das sie steigen. Am nächsten Morgen bemerken sie, dass sie über telekinetische Fähigkeiten verfügen.
Achja, hätte ich beinahe vergessen, aus für mich unerfindlichen Gründen hat Andrew oder irgendwer sonst immer eine Kamera dabei. Eine Erklärung für das Durchdringen dieser Bilder an die "Öffentlichkeit" gibt es nicht und so schön zusammen geschnitten wie sie sind, werfen sie permanent die Frage nach dem "wieso" auf. Hier wollte wohl jemand auf den monetären Zug aufspringen, meiner Meinung nach wäre eine klassische Kameraführung storydienlicher und bei weitem nicht so anstrengend für den Zuschauer gewesen.
Das Potenzial der Geschichte wird dagegen meist gut ausgeschöpft. Hier wird gar kein Gedanke daran verschwendet, mit den gewonnen Kräften den Helden zu spielen, und so macht der Film auch dann am meisten Spaß, wenn die Drei ihre Kräfte erproben und allerlei mehr oder weniger harmlosen Unsinn damit treiben.
Die Hauptdarsteller sind allesamt ungeschriebene Blätter, was dem Film gut tut, und sie verleihen den teilweise bekannten Charakteren Profil. Besonders am Ende, wenn sich Andrew in eine Art jungen John Morlar (aus "Der Schrecken der Medusa") entwickelt, blitzt schauspielerisches Talent bei Dane DeHaan auf.
Alles in allem ist "Chronicle" so ein sehenswerter Film, der stellenweise richtig Spaß macht und trotzdem am Ende packend ist. Hätte man doch nur auf das Konzept Found Footage verzichtet...