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Wenn der japanische Regisseur Ryuhei Kitamura zu einem neuen Film ruft, kommen die (Asia-) Horror-, Exploitationfans und Gorehounds gerne zu einem blutigen Stelldichein. Auch bei dem neuesten Streich NO ONE LIVES schafft er wieder ein intensives und verstörendes Erlebnis. Storytechnisch ist die Mischung aus Slasher-, Torture- und Entführungsdrama wirklich nichts Neues. Aber die intensive Dramaturgie und gute authentisch agierende Darsteller machen aus seinem zweiten US-Film ein typisches Kitamura-Erlebnis. Es gibt durchaus eine paar kleine frische Ideen in Bezug auf neue Gore-Varianten wie sie fast nur von einem asiatischen Filmemacher umgesetzt werden konnten.

Die Geschichte des Paars das auf der Durchreise in die Hände brutaler Entführer und Folterer gerät, sorgt von der ersten Minute an für blutige und intensive Szenen die vor allem handwerklich sehr gut gelungen sind und auch die für diese Art Film notwendige düstere und dreckige Atmosphäre fast immer im Dunkeln ist bestens gelungen. Humor oder Selbstironie gibt es nicht für eine Sekunde in NO ONE LIVES. Gorehounds kommen auf ihre Kosten und das Blut fließt in Strömen und diverse abgetrennte Körperteile und kleine Foltereinlagen sorgen für eine Schlachtplatte wie sie von Genrefreunde nur zu gerne konsumiert wird. Es gibt über und über extrem blutbesudelte und zerfetzte Körper.

Nach einer überraschenden Wendung transformiert NO ONE LIVES noch klarer in die Slasher Richtung und wird damit etwas eindimensionaler. Logik und Plausibilität gehören in der zweiten Hälfte des Films nicht immer zu den Stärken. Manchmal kommt das Gefühl auf, dass die Dramaturgie nur dem nächsten möglichst spektakulären Tötungs- oder Verletzungsakt geschuldet ist und etwas selbstzweckhaft daher kommt. Aber das ist Definitionssache und Genrefans haben den Film ja wegen solcher Szenen und einer packenden Umsetzung ausgewählt.

NO ONE LIVES überzeugt durch innovative Kameraeinstellungen und mit einer unnachgiebigen stilistischen Konsequenz die durchaus die Verstörung des Zuschauers zum Ziel hat und sicherlich auch erreicht. Für Horror- und TorturePorn Fans kann ich somit eine Empfehlung aussprechen. Man darf gespannt sein was die Deutsche FSK aus dem Streifen macht. Ryuhei Kitamura kennen alle Asia- und Horrorfans von Werken mit fast Klassikerstatus wie VERSUS, AZUMI, GODZILLA FINAL WARS und zuletzt auch dem phantastischen MIDNIGHT MEAT TRAIN. Auch über sein aktuelles Werk MARPLE CITY habe ich nur gutes gehört. Kitamura-san rocks!

6,5/10 Punkten

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