Review

Ich habe wie viele andere leider nur die CUT-Fassung gesehen - Aber, am gleichen Tag hab ich tief in die Geldbörse gegriffen und die ungeschnittene Limited Edition vorbestellt. "No one Lives" rockt und ist schweinegeil. Allerdings wird der Film nur solche Liebhaber finden, die auch die "Saw"-Reihe und "Collector"-Reihe als fantastisch ansehen. Denn für Leute mit Ansprüchen ist dieser Film nicht mehr wert als ein vollgerotztes Taschentuch.

Ein Pärchen (den männlichen Part spielt Luke Evans) ist auf der Durchreise durch die weiten Straßen von Amerika. Sie wollen umziehen. Da so eine stundenlange Fahrt müde macht, übernachten sie im nächstgelegenen Motel. Bei einem gemütlichen Abendessen in dem hiesigen Restaurant werden sie von einer Gruppe Kleinkriminellen terrorisiert und fortan verfolgt. Die Verbrecher unter Anführer Hoag (Lee Tergesen) sieht in dem scheinbar harmlosen Pärchen leichte Beute. Doch als die Kriminellen sich  mit dem Paar richtig auseinandersetzen und entführen, wissen sie nicht, mit wem sie sich angelegt haben. Denn das harmlose Pärchen entpuppt sich als komplett durchgeknallte Soziopathen, die Emma (Adelaide Clemens) entführt haben - eine Milliardärstochter, deren Entführung auf jedem Fernsehkanal ausgestrahlt wird. Bevor die Gruppe von Gangstern bemerkt, auf was sie sich einlassen, ist der grausame Tod schon vorbestellt. Denn "The Driver" (namenlos im Film: Luke Evans) ist ein Psycho der besonderen Art...


Am Anfang war ich überrascht, dass die WWE-Studios (für Nichtkenner: Das Wrestlingentertainment) diesen Film mitproduzierten. Zuallererst war meine Frage, was für ein Wrestler denn hier nun mitspielen würde. Die Antwort fiel auf Brodius Clay, der seit zwei Jahren im WWE-Entertainment als Tanzbär aktiv ist, aber dennoch keine tragende Rolle in der Wrestling-GZSZ spielt. Aber: Seine kurze Rolle spielt er solide runter (wenn man bedenkt, dass er bei der WWE "Face"= "Guter Charakter" ist. Neben richtigen Kalauern (The Marine 3:Homefront) hat dieses Unternehmen auch richtig fette Klopper rausgebracht ("See no Evil" - Teil 2 wird gerade mit Kane abgedreht) und man durfte überrascht sein, was hier für eine Mischung rauskommt.

Man kann natürlich im Vorfeld viel erwarten: Immerhin ist  bei diesem Streifen Ryuhei Kitamura der Regisseur, der auch den Film "Midnight Meat Train"veröffentliche. Zugegeben: Der Film von dem Jahr 2008 bekam durchweg positive Kritiken - meiner einer fand den Film nicht so doll.

Um es kurz zu machen: "No One Lives" glänzt durch einen brilliant durchdachten Charakter, den Schauspieler  Luke Evans (Volltreffer) perfekt verkörpert. Ein richtig fieser Bad Ass, dem man trotz seiner negativ soziopatisch veranlagten Charkatererscheinungen die Daumen drückt.  Zudem gibt es ein paar originelle geschichtsträchtige Szenen, die sich im Hirn einbrennen. Hier kommen schon die Parallelen zu "Saw" auf. Doch ganz ehrlich; Was wäre "Saw Teil 1" ohne den genialsten Schluss der letzten zehn Jahre? Einfach nur ein weiterer Splatterfilm, der das spätere Tortoure-Porn-Genre prägte.

"No One Lives" versteckt erst einmal alles in eine undurchschaubare Tüte, bis der Charakter von Luke Evans aufgedeckt wird. Und wie. Denn dieser Charakter hat das Potential eines neuen Bösewichts für Fortsetzungen. "Saw" oder "Collector" hin und her. Der Charakter hat in meinen Augen mehr zu bieten als ein Jigsaw, der an Krebs erkrankt ist, und ab Teil Vier nur noch in Rückblenden fungiert. Hier kann man was draus machen, wenn man geschickt die Drehbücher schreibt.

"The Collector" ist eine Spielwiese für Ideen, die man in "Saw 8-13" unterbringen konnte. "No One Lives" bringt eine absolut neue Figur ins Rennen. Mit viel Potential, was die Charaktertiefe angeht.

Natürlich gibt es auch kleine Logiklöcher, die dem Film weh tun, aber darüber will ich vorerst wegsehen und hoffen, dass aus diesem Film mal wieder eine gute Reihe gemacht wird - zumal diese Logiklöcher oder Erkärbär-Sachen in den anderen Filmen minimal größer sind. Man, das waren Zeiten, als man jedes Jahre wusste, dass man seinen Arsch einmal in den Kinosessel sitzen konnte, für den neusten "Saw"-Film zu sehen. Storymäßig hat man auch dort ales richtig gemacht. Bis auf den verdammt blöden Abschluss (also die Pointe).

Ich vergebe eine hohe Punktzahl, da Luke Evans einen äußerst düsteren, vielschichtigen Charakter spielt. Der Film wirklich ein paar krasse Szenen bietet. Und einfach dumm wie Brot ist - so wie die anderen genannten Filme auch. Aber: Es rockt bis zur Vitrine.

9/10 für einen Anfang (mit weiteren Sequels)

Details
Ähnliche Filme