Eine böse Königin ist so richtig schlecht gelaunt. Laut dem alten Zauberspiegel ist nicht länger sie, sondern vielmehr ihre Stieftochter Schneewittchen die Schönste im ganzen Land. Die Königin fackelt nicht lange und verbannt das bildhübsche Schneewittchen kurzerhand in einen finsteren Wald, wo ein menschenfressendes Ungeheuer auf sie wartet. Dort begegnet sie jedoch schon bald sieben kleinwüchsigen Kleinkriminellen, die sie liebevoll bei sich aufnehmen. Zusammen schmieden sie einen Plan, die übellaunige Königin möglichst bald vom Thron zu stoßen.
Den Autoren in Hollywood scheint die letzten Jahre nicht mehr so wirklich viel einfallen, anders läßt sich der verstärkte Raubbau am Grimm´schen Märchenschatz kaum erklären. Neben Rotkäppchen scheint ja Schneewittchen hoch im Kurs der Amerikaner zu liegen, denn über letztere handelt diese doch sehr frei Adaption des Inders Tarsem Singh, die sogar zu der sehr erfreulichen Kategorie "so gut wie nix erwartet und doch gut unterhalten" gehört.
Größter Pluspunkt ist dabei sogar völlig unvorbereitet Julia Roberts als böse Königin, die man sonst ja eher aus den üblich Herzschmerz Schmonzetten kennt, hier aber eine absolut selbstironische Vorstellung ohne Starallüren hinlegt. Auch die Zwerge wurden ein wenig modifiziert, Nichts mehr ist von Hei Ho, Hei Ho zu hören, stattdessen sind die sieben Winzlinge jetzt eine Räuberbande, die mangelnde Größe durch Stelzen zu vertuschen sucht. Selbst die Jungs haben ihre wirklich amüsanten Momente und sind nicht nur für die platten Witze zuständig.
Eher verhalten dagegen sind die zentralen Charaktere um den reichlich blassen Prinzen Alcott und Schneewittchen selber (die hier allerdings meist auf Schneechen runtergekürzt wird) deren Figur ständig zwischen Liebchen und Kampamazone wechselt. Mehr als die übliche Liebesgeschichte fiel den Machern hierzu auch nicht ein. Ansonsten macht die Märchenvariante aber Laune. Allein die martialische Schönheitsbehandlung der Königin ist zum Schießen und auch sonst sind einige echte Lacher versteckt. Für Komödienfreunde ist der Film sicher einen Blick wert.
7/10