Review

Aufgewachsen in England wird Caroline Mathilde (Alicia
Vikander) mit ihrem Cousin Christian VII., König von Dänemark, verheiratet.
Dieser erweist sich als geistig eingeschränkt. Nach der Geburt ihres Sohnes
zieht sie sich zurück bis sie sich in den königlichen Leibarzt Struensee (Mads
Mikkelsen) verliebt, einen Anhänger Voltaires...

"En kongelig affære" ist weit mehr als ein
Kostümfilm, denn hinter der vordergründigen verbotenen Liebe verbirgt sich die
Geschichte vom Aufstieg und Fall des deutschen Arztes Johann Friedrich
Struensee (* 5. August 1737 in Halle, † 28. April 1772 in Kopenhagen) am
dänischen Hof, wo er im Sinne der Aufklärung wirkte. Dieser wird von Mads
Mikkelsen mit enormer Leinwandpräsenz verkörpert. Mikkelsen ist eines der
Gesichter des modernen europäischen Films ("Dänische Delikatessen"
2003, "Walhalla Rising" 2009), mittlerweile hat er auch in Hollywood
Fuß gefasst ("Kampf der Titanen" 2010). Wie er erst mit angemessen
stoischer Miene den Umsturz vorbereitet um später als von der Folter
gezeichneter, gebrochener Man zum Schafott zu schreiten ist große
Schauspielkunst. Den Silbernen Bären für den besten Darsteller 2012 verleiht
die Berilnale-Jury dann allerdings dem bisherigen TV-Darsteller Mikkel Boe
Følsgaard in seiner ersten Filmrolle für die gelungene schwierige Performance
als geistig minderbemittelter Monarch. Auch Alicia Vikander spielt stark, zum
Schluss ergreifend als verstoßene Königin aus deren Sicht die Handlung erzählt
wird. Denn noch dieses eine Mal siegt die Bourgeoisie gegen den Freiheitsdrang:
"Während das restliche Europa aufblüht, bleibt unser Land in dunkler Nacht
gefangen, regiert von Kräften voller Aberglauben und Misstrauen" schreibt
Caroline Mathilde in ihrem Abschiedsbrief an ihre Kinder, doch ganz so
hoffnungslos entlässt Nikolaj Arcel ("Kings Game" 2004) sein Publikum
dann doch nicht.

Auch wenn die Geschichte dem Historiker bekannt und für alle anderen
vorhersehbar ist, "Die Königin und der Leibarzt" ist großes
europäisches Kino mit prächtigen Bildern, so schön, wie detailfreudig
ausgestattet und mit einem zweite Bären für das beste Drehbuch belohnt. (9/10)

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