THE BLIND MAN beginnt spannend und brutal in bester Giallo-Thriller Manier und die FSK 16 wird gleich erfreulich gut ausgereizt mit dem großflächigem Verteilen von diversen Körperteilen. Die Atmosphäre und Ausstattung des Films ist stets hochwertig und auch an den schauspielerischen Leistungen an sich ist nichts auszusetzen. Die Story (OHNE SPOILER!) eines grausamen Serienkillers in Paris der für scheinbar völlig nicht im Zusammenhang stehende Morde verantwortlich ist, lebt auch im späteren Verlauf von seiner expliziten, aber nicht übertriebenen Gewalt. Commandant Lassalle (Jacques Gamblin) setzt mit Hilfe seiner Kollegin alles daran den Mörder zu finden. Diese Suche ist aber lebensgefährlich…..
THE BLIND MAN ist spannend, kurzweilig und mit einer guten Mischung von Action und Thriller-Rätselraten sehr unterhaltsam. Im Lichte gerade des sehr hochwertigen französischen Thriller-Kinos betrachtet, reiht er sich allerdings höchstens in das obere Mittelfeld ein und ist zumindest aus meiner cineastisch geprägten Sicht weit von einer Höchstwertung entfernt. Die charakterliche Zeichnung des zentralen Bösewichtes ist derart schwarz-weiß und eindimensional wie man es sonst nur absichtlich in bewusst comichafter Übersteigerung in z.B. THE DARK KNIGHT findet. Es handelt sich um einen heldenhaften Kämpfer, der fast in Form eines blinden Übermenschen DAREDEVIL dargestellt wird (wem das was sagt). Dies trägt allerdings durchaus zum o.g. Unterhaltungsfaktor des Films bei, Elemente anspruchsvoller Thriller sehen allerdings etwas anders aus.
Dies gilt auch für die teils sehr wild kombinierenden Kriminalbeamten und insgesamt strahlt THE BLIND MAN zwar sehr viel coole Eleganz aus, aber die ganzen Figuren lassen einem ziemlich unberührt. Die angedeutete Liebesaffäre der Kollegin mit unserem Commandante hängt ziemlich in Luft und hat keinen weiteren Nährwert. Genauso wie der absolut liebenswerte Hund von Lassalle, der zwar viel Screentime hat und aufgebaut wird, als hätte er noch einen großen Auftritt im Schlussteil. Aber Fehlanzeige. Allerdings sind das Kleinigkeiten eines insgesamt soliden Thriller mit sinnvoller Standardlaufzeit und einem empfehlenswerten Unterhaltungsfaktors weit über deutscher TV-Thriller Kost hinaus.
6/10 Patronen....äh,....Punkten