Treffen sich ein Regisseur (William Kaufman) und ein Drehbuchschreiber (Derek Kolstad) in Osteuropa und reden miteinander. Sagt der eine: "Hey, lass uns doch einen Film hier drehen. Die Produktionskosten sind sehr billig und das Geld reicht nicht nur für einen abgehalfterten Filmstar, sondern gleich für zwei!" - "Gute Idee!", sagt der andere, "Ich schreibe dann ein Drehbuch dazu. Viel Bumm Bumm und ein wenig Story, das reicht aus für den Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen."
Okay, ich will gleich das abwertende Wort "abgehalftert" zurücknehmen, die beiden Stars des Films Cuba Gooding Jr. und Dolph Lundgren haben in letzter Zeit etwas Pech, was ihre Rollen angeht und spielen nur noch in diversen DTV-Produktionen mit, die mal besser und leider auch mal durchwachsener sind. Doch beide haben mir schon viele schöne Stunden mit erstklassigen Filmen (liegt natürlich im Auge des Betrachters) bereitet - jedoch liegen diese Filme schon etliche Jahre zurück.
Gooding Jr. und Lundgren spielen in "Last Bullet" zwei konkurrierende Auftragskiller, die sich ungewollt in die Quere kommen. In Prag, in der sich die Handlung abspielt, gibt es zwei rivalisierende Russen-Gangs, die endgültig die alleinige Herrschaft über die Stadt haben wollen. Der andere Clan soll natürlich dem Erdboden gleichgemacht werden. Also engagiert Clan X Ray Carver (Cuba Gooding Jr.) und der metzelt sich durch Clan Y. Clan Y reagiert auf den fiesen Anschlag und nimmt die Dienste von Profikiller Aleksey (Dolph Lundgren) in Anspruch, der auch den Legenden-Namen "Der Wolf" trägt...
Also so das Gelbe vom Ei ist dieser Film nicht geworden. Die richtigen Zutaten wurden irgendwie in falscher Reihenfolge in den Kessel geworfen, dass ein fader Beigeschmack dabei rausgekommen ist. Die ganzen Clans bestehen weitestgehend aus unbekannten Akteuren, dafür dass fast alle Kanonenfutter sind spielen sie ihre Rolle solide runter. Da gibt es nicht viel zu meckern.
Neben den ganzen Russen, von denen einer böser gucken kann wie der andere (und die ich nicht im geringsten auseinander halten bzw. dem jeweiligen Clan zuordnen kann) fällt zuerst das Hauptaugenmerk auf Cuba Gooding Jr., der direkt mal mit einer astreinen Scharfschützenszene loslegen darf. Was mir immer wieder bei dem Typ auffällt ist, dass er ab- und zunimmt, wie er will. In "Last Bullet" trägt er einen ziemlich durchtrainierten Körper durch die Gegend.
Erst nach knapp zwanzig Minuten darf Mr. Lundgren seinen Auftritt hinlegen, der auch furious in Szene gesetzt ist, sei es nun von der Action her oder von den meist sitzenden Onelinern. Sichtlich gealtert aber (vom "Expendables 2"-Drill-Camp her) mit gestählten Oberkörper langt die alte Schmalzlocke ordentlich zu. Nur einen Haken hat die Sache - Dolph trägt stets ein Hawaii-Hemd und einen weißen Strohut (optional hat er immer noch seinen Köter dabei), was ihn irgendwie zur Witzfigur macht. Auf der einen Seite kann man diese Bekleidung als originell bezeichnen, auf der anderen Seite muss ich ständig an "Last Boy Scout" denken, als Bruce Willis den Farbigen als "Zuhälter mit Hut" bezeichnet hat. Permanent muss ich an diesen Satz denken, wenn ich Dolph agieren sehe und so schmälert es etwas den Sehgenuss, was seine Rolle angeht.
Cuba Gooding Jr. wollte man Tiefgang verpassen. Das hat man auch gemacht. Nur leider in eine Richtung, die weder Sinn ergibt oder dem Film die gewisse Würze verleiht. Im Gegenteil - diese Tiefe (die völliger Quatsch ist) bremst den ansonst rasanten Actioner aus und strapaziert die Nerven im Schlussdrittel, da sich der Hauptplot mit diesem Nebenstrang natürlich kreuzt. Gevatter Zufall lässt grüßen und minimale Logik, die man im Action-Genre erwarten darf, geht somit flöten.
Hinzu kommt der dicke Brocken, dass beide Kontrahenten nicht sonderlich sympathisch gezeichnet sind, was das Mitfiebern zusätzlich erschwert. Die beiden Auftragskiller sind keine reinen Arschgeigen, aber auch nicht Mutti´s Liebling. Regisseur Kaufman hat es jedoch immerhin fertiggebracht, dass man keinem der beiden mehr beisteht, wie dem anderen.
Der größte Fehler ist, dass das erste richtige Duell der beiden ziemlich schnell und unerwartet kommt und leider so unlogisch endet, dass ich mächtig verärgert war. Diese "Pointe" wird am Schluss zwar erklärt, wirkt aber so als würde ich als Arbeiterklassenarsch den Leuten erzählen, dass ich meine gestopften Zigaretten mit 5-Euro-Scheinen anzünde.
Somit bietet "Last Bullet - Showdown der Auftragskiller" Nonstop-Haudrauf-Action mit zwei ganz gut aufgelegten Hauptdarstellern, viele Statisten in gefälschten Armani-Anzügen als Kanonenfutter, jedoch wird dieser Film von unnötigen Nebensträngen ausgebremst und im Gesamten ermüdet mich das Dauerfeuer mit zunehmender Laufzeit, da sich jede Szene fast gleich anfühlt und keine Steigerung erkennbar ist.
Action-Fans können einen Abend lang mit diesem Film ihren Spaß haben.
4/10