Review

Merino die Zweite: Mehr Hingabe, weniger Klarheit

Mit „Entführt Rommel" (1970) legte José Luis Merino nach „Höllenkommando" (auch 1970) mit weiten Teilen des Vorgängerstabs gleich nochmal einen Kriegsfilm nach, der mir visuell schon besser gefiel als der etwas müde inszenierte und verwirrende Vorgänger. Allerdings war mir am Ende noch weniger klar, wer hier eigentlich was erreicht hat... 


Die Amerikaner wollen den alten Wüstenfuchs (wieder dabei: Piero Lulli) in Frankreich entführen. Doch Himmler (Vicente Roca) riecht den Braten und stellt mittels Gesichtschirurgie einen Doppelgänger her. Das Team um Craig Hill kidnappt also bereits den falschen Rommel (glaube ich) und auch die Soldaten scheinen irgendwie nicht ganz koscher zu sein. Am Ende fährt Rommel (Echt oder falsch?) dann mit einem Gummiboot weg. Soweit der Inhalt. 

Ich hatte wenig Lust, nochmal im Film zurückzuspringen, um die ungeklärten Fragen zu lösen, denn wie bereits „Höllenkommando" mangelt es dem Film an Schauwerten und Unterhaltungswert. Was mich hier etwas versöhnlicher stimmte, waren die Szenen im Zusammenhang mit den Gesichtsoperationen, die mit Weitwinkel, Handkamera und einer Discokugel (!) psychedelisch angehaucht sind. Wer den alptraumhaften Anfang von Sergio Martinos „Die Farben der Nacht" kennt, weiß ungefähr, wie das aussehen könnte. Die Eingangsszene spielt auch mit der Visualisierung von Wahnsinn und gibt bereits den zwiegespaltenen Ton des Films an, der für sein Thema 2. Weltkrieg sehr zeitgeistig und modern daherkommt. Diesen Bruch will und kann der Film dann insgesamt weder kitten noch erklären. Das finde ich schon fast wieder sympathisch. 

Die wenigen Actionsequenzen sind dann etwas karg gefüttert worden und eine recht gelungene Verfolgungsjagd endet mit einem Haufen Widerstandkämpfer, die wie hirnlos in die deutschen Maschinengewehre laufen. Spannend ist hier also nichts. Außerdem werden viel zu wenig Nazis ins Jenseits befördert, so dass ich kurz nach dem Film überlegte, nochmal eine Runde „Wolfenstein" zu spielen... 

Ebenso gibt es wieder Stock Footage aus einer Steppe, das genutzt wird, um Panzer in eine Szene einzubinden. Dies ist von der Montage her deutlich geschickter gelöst als beim „Höllenkommando", bleibt aber dennoch offensichtlich in seinem Versuch, aus nichts wenigstens etwas zu machen. Panzer fahren auf rötlichem Wüstensand und über trockenes Steppengras und ihre Schüsse landen in einer saftigen, mitteleuropäischen Landschaft. Dafür gibt es aber ein oder zwei nette Sets. Besonders die Verfolgung durch die Kanalisation sieht ganz stimmungsvoll aus.    


Fazit 

„Entführt Rommel" ist ein verwirrender Kriegsfilm ohne höheren Anspruch, der durch seine mir entgangene Story kaum Spannung und Dramaturgie aufbauen kann. Dafür entschädigen aber zwei durchgeknallte Szenen, die ein oder andere schöne Einstellung und ein Catfight, dessen Sinn sich mir nicht wirklich erschloss. Handwerklich fehlt es aber an vielen Ecken und Enden, so dass man diesen Beitrag nur Menschen empfehlen kann, die sich auch für Schnellschussproduktionen italienischen Genrekinos erwärmen können. Hier in der Ofdb wird angegeben, der große Alan Parker habe hier eine kleine Rolle gehabt. Neben der Discokugel ist das die größte Sensation des Films.    

Merino war dann mit dem Kriegsthema durch. Vielleicht werde ich mal schauen, was der Mann in anderen Genres zustande gebracht hat. Zurück zu seinem ersten Kriegsfilm "Monte Cassino" (1969) zieht es mich jedenfalls nicht.

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