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„Assassin's Bullet - im Visier der Macht" - das klingt! Irgendwie gefährlich. Oder doch zumindest hochtrabend. Naja, na gut, eigentlich doch ein wenig nichtssagend. Spielt aber keine Rolle, denn verglichen mit dem, was man als gutgelaunter Feierabendcineast mit „Assassin's Bullet - im Visier der Macht" inhaltlich auf den Schirm gesetzt bekommt, ist der (deutsche) Titel noch das Unterhaltsamste an Christian Slaters neuestem, überaus beherztem Versuch, sein bisheriges Schaffen noch einmal qualitativ zu unterbieten. Der ehemalige Kinostar hat es nun wie sein Kollege Val Kilmer geschafft, vom Lichtspielhaus zum absoluten Bodensatz filmischen C-Ausstoßes eine steile Talfahrt hinzulegen. Noch eine Stufe niedriger wären dann wohl schon privat gedrehte Amateurfilme. In Würde altern ist bei ihm offenbar ebensowenig großgeschrieben wie beim ehemaligen Batman. Slater wie der aufgedunsene Kilmer versuchen offensichtlich ihre Miete dadurch bezahlen zu können, indem sie sich wahllos prostituieren. Da wird aber auch wirklich jedes Drehbuch angetrunken dem Studiowinkeladvokaten aus der Hand gerissen und ohne groß die Zeit mit (ernüchternder) Lektüre zu vertrödeln der Vertrag unterzeichnet. Es ist Ende des Monats und es drängt. Miete ist Miete und Geld ist Geld.

Slater ist wieder einmal ein Ex-FBI Bulle, der sich ausgerechnet im sonnigen Osteuropa zur Ruhe gesetzt hat. Den Tod seiner Frau kann er ebensowenig verwinden wie sein langweiliges Äußeres kaschieren, also auf nach Bulgarien um etwas Ruhe und Besinnung zu finden. Doch wer im Visier der Macht wandelt, der macht nicht lange Mittagsschlaf, und so kommt es, dass er von seinem ehemaligen Brötchengeber gebeten wird, eine Mordserie in Sofia aufzuklären, der eigentlich ausschließlich böse Buben zum Opfer fallen. Nicht dass Robert (Slater) nun der große Grübler wäre, aber versuchen kann man es ja mal. Während also in viel zu langen Abständen hier mal ein Terrorist und da mal ein Hund („Keine Zeugen!") vom unbekannten Killer in Schwarz erledigt werden, versucht sich Robert auf seinen Fall zu konzentrieren. Das kann er offenbar am Besten in einer Table-Dance-Bar, in der er jeden Abend einkehrt, um einem mäßig aussehenden weiblichen Schminkstuntman beim Bauchtanz zuzusehen. Slater ist verliebt - oder versucht zumindest, das glaubhaft zu vermitteln. Doch wie sollte es auch anders sein: Die Mordfälle und die ihn bezirzende Schöne stehen in Zusammenhang und wenig ist mal wieder so wie es scheint. Eben wirklich „wenig".

Zwischen den unendlich langen, völlig belanglosen Gesprächen der austauschbaren Darsteller, geschieht bei dieser Story aus der Retorte selbst actionmäßig wirklich nicht viel. Während der Saufkumpel Slaters, ein betagter Psychiater (Timothy Spall), seine Lieblingspatientin allein dadurch in Hypnose versetzt, dass er ihr die Augen verbindet (genial!), latscht Donald Sutherland (der Botschafter/ die Kontaktperson Slaters) nur in seinem Büro und vor einer markanten Kirche der Hauptstadt ein wenig auf und ab, um dem Zuschauer zu zeigen, dass er wirklich am Set in Sofia war (wenn auch nur für einen Tag). Derweil sitzt Slater selbst meistens nur in drögen, klebrig langen Szenen in der schmierigen Bar und gafft zum Fremdschämen einladend auf das Objekt seiner Begierde. Gut, am Schluss werden da ein paar (türkische) Islamisten erschossen (Die Türkei ist in der wirklichen Welt so ziemlich das einzige islamische Land, aus dem fast keine religiös fundamentalen Terroristen kommen!) und wird dort ein mittelmäßig choreographierter Zweikampf zwischen Slater und dem großen Unbekannten (!?) aufs Parkett gelegt. Aber das reicht nicht, um selbst einen besoffenen Zuschauer auch nur leidlich zu unterhalten.

Dass Slater, der zwar keine Zeit auf irgendwelches Aktenwälzen verwendet, dennoch im Vorbeigehen der örtlichen Polizei das kriminalistische ABC erklärt und zum Beispiel als einziger der ermittelnden Staatsdiener in der Lage ist, kometengroße Spuren zu sichern, wird vom Trash verwöhnten Videothekengänger vermutlich eher achselzuckend hingenommen. Der unschöne Umstand hingegen, dass mal wieder aus reinen Kostengründen der Schauplatz deplatziert nach Osteuropa verlegt wurde, vielleicht weniger (Der Originaltitel des Streifens ist denn auch „Sofia"). Ist aber alles eigentlich spätestens dann auch egal, als das Drehbuch die zunächst völlig getrennt voneinander verlaufenden, sich verzweifelt im Todeskampf windenden „Handlungsstränge" (Slater/Tittenbar, Slater/Killer, Psychiater/Lieblingspatientin) schlussendlich dadurch zusammenführt, dass Slater beim Spazierengehen in der Großstadt Sofia zufällig dem Killer über den Weg läuft. Wer mal einen flüchtigen Blick auf den Stadtplan wirft, kann sich vorstellen, wie plausibel das ist. Dass Robert/Slater den Täter wenn überhaupt, dann nur durch Zufall stellen, jedenfalls nicht ermitteln würde, stand nach zehn Minuten C-Film fest.

Eigentlich lässt sich „Assassin's Bullet - im Visier der Macht" - eventuell aus Zeitgründen - folgendermaßen zusammenfassen: Christian Slater sitzt mimisch gehandicapt in einer osteuropäischen Strip-Bar und sieht dem - von ihm nicht gelesenen - Drehbuch gelangweilt beim Goldenen Schuss zu.

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