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Zeitreisen vorwärts und rückwärts waren bereits von diversen Filmen ausgelotet worden, doch 1993 machten sich „Und täglich grüßt das Murmeltier“ sowie „12:01“ parallel daran ein artverwandtes Phänomen zu thematisieren: Eine Zeitschleife.
Hauptfigur ist Phil Connors (Bill Murray), Wetterfrosch beim Fernsehen und ein ziemlich arroganter Stinkstiefel. Er ist gehässig zu Kollegen, träumt davon zu einem größeren Sender zu wechseln und ist meist nur vor der Kamera fröhlich. Besonders unliebsam das Event des Murmeltiertages in dem kleinen Kaff Punxsutawney, bei dem nach alter Tradition ein Murmeltier angeblich prophezeit, ob der Winter noch anhält – doch wie jedes Jahr fährt Phil zur Moderation hin. Das klassische Motiv vom zu läuternden Griesgram, zuvor hatte Murray ja in „Die Geister, die ich rief...“ bereits Scrooge, den Urvater jenes Topos verkörpert.
Am 2. Februar, dem Murmeltiertag, steht Phil auf, erledigt den Job und ärgert sich, als ein Blizzard ihn, seinen Kameramann Larry (Chris Elliot) und die Produzentin Rita (Andie MacDowell) zum Bleiben zwingt. Am nächsten Morgen steht Phil auf – und wieder ist der 2. Februar, doch allein er ist sich dieser Tatsache bewusst...

„Und täglich grüßt das Murmeltier“ ist Komödie, vor allem aber ein modernes Kinomärchen. So gibt es keine Erklärung für die Zeitschleife, stattdessen lässt das Schicksal Phil diesen Tag solange wiederholen, bis er ein besserer Mensch geworden ist. Dabei macht Phil verschiedene Phasen durch: Nach anfänglicher Verwirrung nutzt er die Konsequenzlosigkeit aus, später sucht er verzweifelt nach Auswegen, um zum Schluss einfach nur seinen Mitmenschen einen schönen Tag zu bereiten. Jedoch verzichtet „Und täglich grüßt das Murmeltier“ auf Holzhammermoral und erst gegen Ende wird es dann ein wenig zu kitschig, aber das verzeiht man dem gut aufgelegten Film gerne.
Zudem sind Phils Aktionen sehr witzig anzusehen, ein echter Brüller das Kidnapping seines murmeltierischen Namensvetters oder das Gespräch mit dem Polizisten nach einer wilden Verfolgungsjagd. Die Gags sind gut getimt, spielen reizvoll mit dem ’Was wäre wenn’-Ausgangsidee, wenngleich „Und täglich grüßt das Murmeltier“ kleinere gagarme Parts besitzt, die das Filmvergnügen jedoch kaum stören.

Denn „Und täglich grüßt das Murmeltier“ besitzt genug Charme und auch ernste Momente. Gerade die Szenen um den Obdachlosen, dessen Tod durch Altersschwäche Phil nicht verhindern kann, lassen „Und täglich grüßt das Murmeltier“ nie zu märchenhaft und zu kitschig werden, da dieses Ereignis nicht durch eine wundersame Wendung (wie oft im Hollywoodkino) verhindert werden kann. Auch die romantischen Parts, wenn sich Phil und Rita näherkommen, setzt Regisseur Harold Ramis wohldosiert ein, sodass das Konstrukt aus Komödie, Liebe und ernsten Momenten stets seine Balance behält.
Bill Murray erweist sich dabei mal wieder als erstklassiger Komiker, egal ob er zynisch das Murmeltier als Eichhörnchen oder Ratte betitelt oder sich vollkommen frustriert mit einem unfähigen Psychiater rumschlagen muss. Chris Elliot überzeugt als Sidekick, während Andie MacDowell gelegentlich Gefahr läuft von Murray an die Wand gespielt zu werden. Dies liegt aber weniger an ihr, sondern eher an der Rolle, die ihr leider nur wenige denkwürdige Momente zugesteht. MacDowell spielt dennoch gut, ebenso wie das Ensemble der Nebendarsteller, Harold Ramis hat auch einen Gastauftritt.

Hier und da könnte „Und täglich grüßt das Murmeltier“ etwas witziger sein, das Ende ist leicht kitschig, doch trotz dieser Mängel ist Harold Ramis’ Werk ein schönes Märchen: Amüsant, charmant und mit origineller Prämisse, einfach gute, warmherzige Unterhaltung.

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