Barcelona: Die junge Restauratorin Julia erhält den Auftrag, ein 500 Jahre altes Gemälde eines flämischen Meisters für eine bevorstehende Auktion wieder auf Vordermann zu bringen. Während ihrer Arbeit entdeckt sie in dem Gemälde versteckte Hinweise, mit denen der Maler auf ein ungesühntes Verbrechen aufmerksam machen wollte... denn der auf dem Bild dargestellte französische Ritter ist damals tatsächlich ermordet worden. Julia geht der Sache nach und glaubt, in dem abgebildeten Schachspiel den Schlüssel zur Lösung des Rätsels finden zu können. Gemeinsam mit ihrem Vormund Cesar wendet sie sich an den Schach-begabten Zigeuner Domenec, der die besagte Partie analysieren soll. Plötzlich ereignet sich in Julias näherer Umgebung eine Reihe von Todesfällen... darunter auch ihr ehemaliger Liebhaber, der Kunst-Professor Alvaro, den Julia kurz zuvor noch über ihre Entdeckung in Kenntnis gesetzt hatte und der nun bei einem vermeintlichen Haushalts-Unfall ums Leben kommt. Oder geht in Wahrheit etwa ein Mörder um, der mit allen Mitteln verhindern will, dass das auf dem Gemälde dargestellte Geheimnis aufgedeckt wird...? Wer sich von "Geheimnisse" einen Giallo-esken Thriller erhofft, dürfte sich von dieser Adaption eines Romans von Arturo Pérez-Reverte - aus dessen Feder auch die literarische Vorlage zu Roman Polanskis "Die neun Pforten" stammt - ganz schön enttäuscht sehen, denn das Ergebnis ist lediglich ein unerbaulicher Möchtegern-Krimi geworden, der ziemlich verzweifelt versucht, ein gewisses europäisches Flair zu verbreiten... dieses äußert sich jedoch primär in einem schneckenmäßig langsamen Erzähl-Tempo, der flamboyanten Figuren-Zeichnung (möglichst übedreht, schwul oder am besten beides zusammen!) sowie dem Umstand, dass Hauptdarstellerin Kate Beckinsale darauf verzichtet hat, sich für ihre Rolle die Achseln zu rasieren. Aus dem an sich schon eher nichtigen und gehaltlosen Stoff hätte ein Dario Argento zu dem Zeitpunkt eventuell noch passables Entertainment gefertigt, doch Hollywood-Regisseur Jim McBride war da doch die falsche Wahl und verwechselt hier offenbar Kunstfertigkeit mit Langeweile, auch wenn er doch bemüht gewesen ist, dem Ganzen ein wenig den sexy Anstrich seines Nouvelle Vague-Remakes "Atemlos" zu verpassen, aber zwischen Richard Gere und Valérie Kaprsiky hat es damals doch mehr geknistert. Die eher mies konstruierte Mystery-Plotte schleppt sich derweil ohne echte Höhepunkte einer banalen Auflösung entgegen, die zu dem Zeitpunkt eh niemanden mehr so richtig interessiert, und schafft es auch nicht wirklich, irgendein Kapital aus der Handlungs-mäßigen Verbindung von Schach und Mord zu schlagen, so dass das Ganze nicht mal das Niveau von Carl Schenkels "Knight Moves - Ein mörderisches Spiel" erreicht, der wesentlich genregerechter gewesen ist... und auch gegen einen smarten Euro-Krimi wie Álex de la Iglesias späteren "Oxford Murders" zieht "Geheimnisse" gnadenlos den Kürzeren. Sorry, ein wenig seichtes Getue und ein paar Leichen am Rande reichen ganz einfach nicht aus, um den Zuschauer da für dumm zu verkaufen. Nicht mal Barcelona-Fans kommen hier auf ihre Kosten, denn die spanische Metropole verspielt sich hier fast schon beiläufig als exotischer Farbtupfer im Hintergrund. Das Ganze lohnt sich da allenfalls noch, um nach den "Underworld"-Streifen und Streaming-Schrott jüngeren Datums wie "Jolt" und "Canary Black" noch mal einen Blick auf die junge und gänzlich unverbrauchte Kate Beckinsale in ihrem ungestrafften Original-Zustand zu werfen, die damals eine fast schon elfenhafte Erscheinung gewesen ist... der Rest ist hier vollkommen scheissegal. Fazit: "Geheimnisse" setzt sich als ernstzunehmender Genre-Beitrag ganz flott selbst schachmatt.
3/10