Die Loyal-Videokassette ist so alt, dass sie ohne jedwede Eigenwerbung oder Logo-Animation beginnt. Das nur einmal für Label-Fetischisten wie mich. 48 STUNDEN hingegen startet mit einer wunderbar theatralischen wie melancholischen Musik. Welche im krassen Gegensatz zu der übertrieben und teils unbeholfenen Theatralik des Kommenden steht. Lemke, der auch selber mitspielt, bemühte sich hier -mehr oder weniger angestrengt- eine moderne Genreästhetik zu kreieren. Das Ergebnis ist lediglich eine Übungsarbeit für den Regisseur sowie den Produzenten Geissler, durch seinen Spät- 60er- Manierismus, dem jungen Deutschland, ein neues, mittlerweile Europäisches, Lebensgefühl attestierend, kosmopolitische Abenteuerromantik zu verkaufen. Der progressive Zeitgeist springt dem Zuschauer sozusagen an die Kehle. Was in dem stilistisch ähnlichen EIN GROßER GRAUBLAUER VOGEL von Thomas Schamoni etwas stilsicherer (dafür weniger unterhaltsamer) verarbeitet wurde. Schön anzuschauen sind aber die bemerkenswert schlechte handwerkliche Machart und die künstlerischen Unzulänglichkeiten, wie wacklige Kamera, Dialoge außerhalb eben dieser, etc. Unzulänglichkeiten welche die Macher und Akteure durch ihre betont desinteressierte Haltung und gekünstelte Teilnahmslosigkeit auszugleichen versuchen. So bleiben die Beweggründe der Protagonisten für den Zuschauer ein Geheimnis und somit kommt eben dieser bei Betrachtung des Gezeigten bald in eine ähnliche Gefühlslage. Hier kann man tatsächlich von einer Art gegenseitiger Abhängigkeit ohne Interaktion sprechen. Immerhin wirkt der Film durch seine Anti-Haltung und pseudo-subtile Kunst-Geschmack- Verspieltheit heute in jeder Minute als brauchbare (fast schon zelebrierbare) Zeitkonserve. Dieses Stilmittel, des Minimalismus, legte Klaus Lemke in seinen folgenden Arbeiten nie mehr ganz ab. Versuchte es später durch das Besetzen von Laien wie Cleo Kretschmer und Wolfgang Firek noch zu kultivieren. Besonders Einstellungen von Oben auf die Darsteller, haben es dem Regisseur bei seinem ersten Spielfilm angetan. Der sich seine Figuren oft nur Minutenlang anstarren lässt, nachdem sie sich ohnehin nichts zu sagen gehabt haben (zum Thema Interaktion hatte ich ja schon etwas gesagt). Aber das Ganze hat irgendetwas (würde ich gerne einmal auf der großen Leinwand sehen), und das Musikthema von SONNY & CHER ist, wie gesagt, wunderbar. sergio garrone