Review

Story :

Seitdem die junge, attraktive Angela vor kurzem ihre Nachbarin Anna Maria zum ersten Mal traf, wird sie von Albträumen heimgesucht.
Diese beinhalten meist die brutale Ermordung der Nachbarin durch einen maskierten Killer im Fahrstuhl.
Anna Maria weiß ihr Leben in vollen Zügen zu genießen und feiert ausschweifende Sexparties in ihrem Appartment - teilweise zum Leid von Angela die durch den Lärm kein Auge zumachen kann.
Eines Tages steht die Tür zur Wohnung der bisexuellen Nachbarin sperrangelweit offen und Angelas Neugierde siegt über die Vernunft.
Auf ihrem Bett liegt Anna Maria, die auf blutige-brutale Weise ermordet wurde.

Im Schock des Anblicks stößt Angela eine Wahrsagekugel von einer Kommode, die bei der Kollision mit dem Boden in zig kleine Stücke zerbricht.
Beim genauen Betrachten eines größeren Splitter der Kugel, fällt der jungen Frau auf das die Kugel wirklich im Stande ist in die Zukunft schauen zu lassen.
In Windeseile sammelt sie alle Splitter zusammen, legt diese in ihren Bademantel und verschwindet zurück in ihre Wohnung.
Angela kommt die glorreiche Idee sich aus den Splittern beim Optiker eine Brille anfertigen zu lassen, was auch kein Problem darstellt.
Doch die Gabe in die Zukunft schauen zu können kann genauso Fluch wie Segen sein, und seltsame Morde häufen sich.
Der Mörder von Anna Maria hat es nämlich auf alle Involvierten abgesehen die zuviel Wissen könnten und als einzige Zeugin ist auch Angela in akuter Lebensgefahr......


Bewertung :

Seit 2009 erreichen den Fan des italienischen Thrillers - auch Gialli genannt - in unregelmässigen Abständen immer wieder tolle, unabhängige Genre-Produktionen, die als Neo-Giallo bezeichnet werden können und dem Genre auf fantastische Weise Tribut zollen.
Neben AMER, dem deutschen MASKS und SYMPHONY IN BLOOD RED dürften dem Fan harter Thrillerkost vor allem die Filme der Franzosen François Gaillard und Christophe Robin positiv aufgefallen sein.
Nach GLAM GORE (original Titel : LAST CARESS) wird dem interessierten Fan mit BLACKARIA der zweite Streich von "Schools out" und "Le Chat qui fume" präsentiert, der in Deutschland auch als GLAM GORE 2 vertrieben wird.
Da die Story aber keinerlei Kontinuität zu GLAM GORE aufweist, kann hier bedenkenlos zugegriffen werden - der Fan kann seine Bedenken bezüglich Wissenslücken über Board schmeissen und BLACKARIA als eigenständigen Giallo genießen.

Schon in LAST CARESS konnten die Herren Gaillard und Robin gekonnt ihren filmischen Vorbildern - dem Giallo und den italienischen Gore-Eskapaden der 70ger und 80ger - Tribut zollen und waren sich auch ihrer Pflicht bezüglich der Erwartungen der Fans bewusst.
Nur logisch, das dies auch in BLACKARIA ohne Umschweife fortgeführt wurde und meiner Meinung nach im Vergleich zu LAST CARESS sogar noch perfektioniert werden konnte.
Auch wenn BLACKARIA in seiner Erzählstruktur wesentlich gemächlicher inszeniert ist als LAST CARESS, konnte BLACKARIA mich einen Ticken mehr überzeugen.
Dies liegt vor allem daran, das die audiovisuelle Symbiose aus Bildern und Musik hier ausgegorener wirkt und nahezu perfekt ist.
Waren bei LAST CARESS noch einige Elemente des klassischen Slasher zu erfassen, kommt BLACKARIA noch einen Schritt näher an den klassischen Giallo ran.

Eigentlich wird die gesamte Bandbreite des Genres bedient und der Fan der italienischen Thriller sollte vollends auf seine Kosten kommen.
Tolle Kamerafahrten treffen auf Kulissen, die in ihrer Ausleuchtung und mit den kräftig-imposanten Farben stilsicher ein fast schon als Tot abgestempeltes Subgenre neues Leben einhauchen.
Hierbei darf natürlich auch das beliebte Artefakt - in diesem Fall die Scherben der Wahrsagerkugel - nicht fehlen, welches dem Hauptprotagonisten stets zu mehr Wissen verhilft.
Der Score der Band "Double Dragon", der vorwiegend im 80ger Retro-Synthie Gewand daherkommt, komplementiert das Geschehen bestens.
Sehr oft werden Erinnerungen an Goblin's Soundtrack zu Dario Argentos TENEBRAE geweckt, was aber nie zu einem hemmongslosen Plagiat verkommt.
Neben diesen Sounds wird dem Zuschauer aber auch Abwechslung geboten und sogar ein Techno Stück, welches an die minimalen Produktionen von Richie Hawtin oder John Aquaviva erinnert, hat seinen Weg in den Film gefunden.
Highlight des Soundtracks ist aber zweifelsohne das Stück "Dragonfly", welches sehr stark an den elektronischen Gothic/New Wave Sound der 80ger wie z.B. "Anne Clark erinert.

Dadurch das einige Szenen wirken als hätte man sie fast 1:1 aus den Referenz-Gialli kopiert, könnten böse Zungen dem Regisseur-Duo plagiatierung vorwerfen.
Objektiv betrachtet dürfte aber so ziemlich jeder wissen, das es in der heutigen Zeit kein leichtes Unterfangen darstellt etwas vollkommen innovatives und eigenständiges zu kreieren.
Man sollte BLACKARIA aber zugute halten, das hier ein Film rausgekommen ist der weitaus überzeugender ist als die letzten Werke vom Großmeister Argento selbst.

Auf darstellerischer Ebene gibt es wenig Anlass zur Kritik - da es sich hier höchstwahrscheinlich ausnahmslos um Aktuere handelt, die über keine Schauspielausbildung verfügen, sind hier mehr als souveräne Leistungen auszumachen.
Vorallem Clara Vallet in der Hauptrolle überzeugt vollends und es macht den Anschein als würde sie von einer nebelig-mystischen Aura umgeben werden.
Neben Vallet ist auch die Rolle der Anna Maria bestens besetzt, auch wenn ihre On-Screen Zeit nicht von langer Dauer gesegnet ist.
Die gesamte weibliche Riege in BLACKARIA zeigt sich sehr spiel-und zeigefreudig und geizt nicht mit den weiblichen Reizen.
Dies verleiht dem Film einen erotisch-lasziven Unterton, der in seiner Ästhetik an z.B. DIE GESCHICHTE DER O erinnert.

LAST CARESS fand ich in Punkto Gewaltdarstellungen ein wenig härter, was aber auch durch den dynamischeren Schnitt nur den Anschein machen könnte.
Dies bedeutet aber auch nicht, das sich BLACKARIA in blutigen Detailaufnahmen zurückhält - auch hier gibt es wieder einige hammerharte Gore-FX zu bewundern, bei denen sich zwangsläufig Vergleiche mit Lucio Fulci einstellen.
Die wird besonders in einer Szene bewusst, welche ihr aber beim Sichten schon selbst entdecken müsst.
Und wo wir grade bei Fulci als Inspirationsquelle sind : der im Film ermittelnde Komissar trägt genau diesen Nachnamen, auch wenn er mit seinem Lolly im Mund eher an "Kojack" erinnert.

Das die Story bei BLACKARIA eher rudimentärer Natur ist, bedarf eigentlich keiner großer Erwähnung - dies war ja auch selbst bei den Filmen von Dario Argento oft der Fall.
Dies als Manko anzusehen wäre aber nicht fair, das es sich bei BLACKARIA ja nicht um einen erstmaligen Ausnahmefall handelt.
Es gibt aber doch einige, wenige Unzulänglichkeiten zu verzeichen, die den Filmgenuss nicht wirklich schmälern.
Ein Kritikpunkt sind die teilweise etwas unlogischen Handlungsmuster der Darsteller, die den Zuschauer manchmal an deren Vernunft zweifeln lassen.
Zum anderen wäre da noch, das einige Szenen ein wenig holprig wirken - ob dies am Drehbuch oder aber am Schnitt liegt, vermag ich nicht zu sagen.
Die größte Unzulänglichkeit war für mich selbst der HD Look des Films, was aber selbstverstänlich auch eine Frage des Budgets ist.
Das Problem mit HD ist, das es leider meist ein wenig billig wirkt - dies wirkt sich ein wenig auf die gesamte Atmosphäre des Films aus.
Wäre BLACKARIA auf 35mm gedreht worden, hätte man nach oben hin noch einiges an Punkten rausholen können!
Noch ein minimaler Kritikpunkt, ist ein Handlungsverlauf den man sich meiner Meinung nach hätte sparen können.
Da auf das Motiv des Mörders zm Schluß hin ausführlich eingegangen wird, hätte man sich dies im Mittelteil sparen können - ich kann mir vorstellen das dies der Spannung des Films sehr zugute gekommen wäre.

Vorwürfe bezüglich dieser wenigen Kritikpunkte kann man François Gaillard und Christophe Robin aber nicht machen - man sieht BLACKARIA nämlich zu jeder Zeit an wieviel Enthusiamus und Herzblut hier drin stecken!
Letztendlich ist es ihnen auf sehr versierte Art gelungen den Giallo in ein zeitgemässes Gewand zu kleiden und neben Andreas Maschall (MASKS), Hélène Cattet und Bruno Forzani (AMER) und Luigi Pastore (SYMPHONY IN BLOOD RED) den Neo-Giallo der vergangenen Jahre zu reformieren.

8 von 10 Kristallkugel-Scherben

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