'Ich-Udo' - Der Schauspieler Udo Kier (2012)

Gleich die erste Frage in dem Filmportrait ist doppeldeutig: „Herr Kier, sind sie jugendfrei?“  Ja, er bejaht dies, da er ja nicht mehr der jüngste ist und dass die Freiheit selbst das wichtigste Gut für jeden Menschen ist. So wie am Anfang beherrscht stets das Wort und das Gesagte das Geschehen, nur ganz selten das Bild. Diese Dokumentation würde auch als Hörspiel funktionieren. Wer einen abwechslungsreichen Zusammenschnitt als eine best-of aus dem Leben und Werk des Udo Kier erwartet wird enttäuscht sein. In ruhigen Bildern der Gegend rund um sein Haus in den USA wird einer der wichtigsten deutschen zeitgenössischen deutschen Schauspieler in einer sehr persönlichen Weise vorgestellt – so persönlich er es eben gerade noch zulässt.

Viel Neues erfahren wir nicht von Udo, laut eigenen Aussagen hat er auch seine Kindheit und Jugend weitestgehend vergessen. Nur an die erste Schokolade eines amerikanischen Soldaten kann er sich erinnern. Auch hier zählt nur die große Pose einer geradezu historischen Erinnerung eines kollektiven deutschen Nachkriegsgedächtnisses. Oft wirkt er wie ein Cowboy der sich auf seine Farm zurückgezogen hat. Wir erfahren, dass er gerade mal 2 Hände voller Freunde auf der ganzen Welt hat und in den USA er nicht mal eine Hand dazu braucht. Er kümmert sich um seine 2 Hunde „Blue“ und „Greta Garbo“ die aber aber auch nicht vermenschlicht. Und Udo Kier sammelt Designer Möbel die er bewusst nicht ins Bild rückt.

Der Stil der Dokumentation ist sehr sachlich und wirkt sogar manchmal etwas improvisiert. Wie gesagt ist es kein Ritt durch das aufregende Filmschaffen des Meisters, sondern es wird gezeigt wie er heute lebt, denkt und sein Dasein gestaltet. Alle ist sehr unaufgeregt und relaxed und absolut nicht mitreißend gestaltet. Der Film plätschert so dahin und ist viel schneller wieder vorbei als es dem Udo Kier-geneigten Interessenten lieb ist. Sehr gerne wäre man noch tiefer in das Udo-Universum eingetaucht. Aber da lässt er eben nicht viele Menschen rein und das setzt auch die Grenzen des Zeig- und Erzählbaren in diesem sehr einfühlsamen Portrait eines ebensolchen Schauspieler und Menschen.

7,5/10 Punkten