Review

*** Review enthält Spoiler ***




(Director's Edition)

Vor vielen Jahren traf Captain James T. Kirk auf den genetisch veränderten Khan Noonien Singh und dessen Mitstreiter, nach einer Auseinandersetzung setzte man diese auf dem Planeten Ceti Alpha V aus. Nun trifft die Besatzung der USS Reliant auf die Verbannten und Khan setzt alles daran, sich an Kirk für sein Schicksal zu rächen. Da kommt es ihm gerade recht, dass er von dem Genesis-Projekt erfährt, einer Technologie, mit der auf planetarer Ebene Leben erschaffen als auch vernichtet werden kann.

Erzählerisch setzt „The Wrath of Khan“ wenig Vorwissen voraus. Selbst wenn man die Folge „Space Seed“ aus der originalen TV-Serie nicht gesehen hat, bekommt man durch den Verlauf und die Auskunft mancher Figuren genug Hintergrundwissen vermittelt. Darauf baut er auf, streut in die eigentlich simple Rachegeschichte noch das Genesis-Projekt und verbindet alles zu einem spannenden und audiovisuell gelungenen Weltraumabenteuer.
Dabei arbeitet das Skript von Regisseur Nicholas Meyer und Jack B. Sowards immer wieder an und mit den Figuren. Und liegt der Fokus auch auf dem zentralen Trio, so bekommt Kirk hier ein paar Zulagen. Schon der Blick in sein Quartier, welches sich einerseits leer anfühlt, andererseits aber auch voll mit Gegenständen aus der Vergangenheit ist, verweist auf die hier eingebrachten Themen wie Vergänglichkeit, den Umgang mit dem Tod und dass eine Auseinandersetzung damit unausweichlich ist. Auch wenn sich ein Kirk, wie er selbst zugeben muss, darum immer gedrückt hat. Hier macht der Film eine interessante Spiegelung, denn was ihm beim einleitenden Kobayashi-Maru-Test gelang, vermag er in der Realität nicht. Auch das Älterwerden ist wieder ein Thema, welches erneut und nicht zum letzten Mal reaktiviert wird und die Kommentare hierzu, auch in Gesprächen mit McCoy, sind das Salz in der Suppe. Wie auch schon in der Serie die Diskussionen zwischen den drei Hauptfiguren dazugehörten, so dürfen diverse Frotzeleien auch hier nicht fehlen. Etwas Humor findet sich hier durchaus und dennoch liegt über dem Szenario, über dem gesamten Film eine Kälte, eine dunklere Stimmung, die den zuvor genannten Themen Rechnung trägt. Die Figuren bleiben dabei stets intakt, ihr Umgang miteinander natürlich.

Den mit dem Franchise oft verbundenen Humanismus muss man hier suchen gehen, da mag mancher Purist eine Augenbraue hochziehen. Der Fokus liegt hier auf der Atmosphäre sowie der Spannung und in diesen Kategorien ist der Streifen auch einfach grandios. Das Design hebt sich vom Vorgänger ab, schon allein die Klamotten sehen (bei aller Militanz) ansprechender aus und erinnern nicht mehr an die tristen Schlafanzüge von davor. Die Effektarbeit von (meist) Industrial Light & Magic liefert viele ansprechende Bilder und eine exzellente Modellarbeit. Dies unterstützt die ohne Ballast erzählte Rachegeschichte, die sich mitunter wie ein U-Boot-Thriller anfühlt. Dabei ergeht sich der Film in weit weniger Effektsequenzen als der Vorgänger, von dem man auch gleich ein paar wiederverwendet hat. Kein Wunder bei dem zusammengekürzten Budget.
„Wrath“ liefert einige hübsche Bilder und Effekte, hat mit dem Tod von Spock aber auch einen einmaligen emotionalen Höhepunkt, der jedes Mal wieder trifft. Inszeniert ist dieser nicht ausgewalzt, Meyer konzentriert das Drama hier auf wenige Szenen, welche von Nimoy und Shatner auf den Punkt gespielt werden. Das Skript gibt ihnen hier als auch in der die Emotionen perfekt weitertragenden Beerdigungsszene einige starke Zeilen an die Hand.
Dass Chekov bei der Folge „Space Seed“ noch nicht in der Serie war, diese und andere Merkwürdigkeiten wie manche Bequemlichkeit des Skripts mag man „The Wrath of Khan“ verzeihen wenn das Ergebnis derart gut unterhält.

Die halbe Miete hierbei ist natürlich auch das altbekannte Ensemble, welches seine Rollen wieder aufnimmt. Das zentrale Trio aus Kirk (William Shatner), Spock (Leonard Nimoy) und McCoy (DeForest Kelley) agiert spielfreudig und ist umringt von den bekannten Gesichtern, wobei Scotty (James Doohan) mit einer tragischen Szene von der restlichen Crew am stärksten in Erinnerung bleibt. Neu dabei ist Kirstie Alley als Vulkanierin Saavik, die einen guten Einstand hinlegt. Etwas blass bleiben eine alte Flamme von Kirk in Form von Carol Marcus (Bibi Besch) sowie deren Sohn David (Merritt Butrick). Dass Kirk mit den beiden Figuren konfrontiert wird spielt hier zwar nicht die größte Rolle, verpasst seiner Figur aber etwas mehr Schliff und wird in naher Zukunft noch bedeutsam.
So sehr das Wiedersehen mit der alten Crew erfreut, so braucht es doch auch einen charismatischen Gegenspieler. Es wäre leicht gewesen, in dieser Rolle und den Klamotten lächerlich zu wirken. Aber Ricardo Montalbán schafft es irgendwie, Khan in seiner ganzen Theatralik die nötige Ernsthaftigkeit zu lassen und den grenzenlosen Hass seiner Figur auf die Leinwand zu transportieren. Es sind dezente Änderungen im Blick und in der Mimik, die den Charakter davor bewahren, das Ganze hier albern wirken zu lassen, wenn der Grat hier in „The Wrath of Ahab“ auch ziemlich schmal ist.

Auch musikalisch ist die Fortsetzung gelungen. James Horner liefert einen starken Score ab, der immer präsent, doch nie aufdringlich klingt. Vom Hauptthema bis zum Übergang in eine orchestrierte Version des gegen Ende zu hörenden „Amazing Grace“.

„It is very cold in space.“

Es wirkt wie ein Neustart der Filmreihe, gerade stilistisch gab dieses Werk den Ton für die kommenden Teile vor und hat sich tief im Franchise-Gedächtnis verankert. Vielleicht nicht das typische „Star Trek“ von damals. Und dennoch ist „The Wrath of Khan“ für mich einer der besten Filme der Kinoreihe. Temporeich, spannend, dramatisch, theatralisch, dabei mit etwas Witz und dem notwendigen Blick auf die Figuren und deren Interaktionen miteinander bietet er alles für ein unterhaltsames Weltraumabenteuer mit liebgewonnenen Helden.

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