"Aarakshan": Bildung oder Spaltung?
Prakash Jha wagt sich mit Aarakshan an ein hochkomplexes Thema, das in Indien nach wie vor brisant ist: die Kastenreservierungen im Bildungs- und Arbeitsbereich. Der Film beginnt stark, indem er die Ungerechtigkeiten aufzeigt, die durch die tief verwurzelte Diskriminierung aufgrund der Kastenzugehörigkeit entstehen. Besonders die erste Hälfte des Films stellt die Probleme und die emotionalen Konflikte eindrucksvoll dar.
Amitabh Bachchan in der Rolle des integren und idealistischen Dr. Prabhakar Anand liefert eine herausragende Leistung ab. Er verkörpert einen Lehrer, der an das Bildungssystem und an die Möglichkeit glaubt, soziale Schranken durch Bildung zu überwinden. Seine Präsenz verleiht dem Film emotionale Tiefe und Moral. Auch Saif Ali Khan und Manoj Bajpayee liefern überzeugende Darbietungen, wobei Bajpayee als zwielichtiger Gegenspieler Dr. Mithilesh eine markante und glaubhafte Figur ist. Deepika Padukone und Prateik Babbar, obwohl in Nebenrollen, tragen mit ihren Performances zur Dynamik des Films bei.
Trotz starker schauspielerischer Leistungen und einem ambitionierten Thema gerät der Film jedoch ins Wanken. Nach einem vielversprechenden Anfang verliert Aarakshan im zweiten Teil seinen Fokus und driftet in eine Auseinandersetzung zwischen zwei Coaching-Institutionen ab, was der Komplexität des ursprünglichen Themas nicht gerecht wird. Die Spannung und die Schärfe, die der Film zunächst aufbaut, verpuffen, als die Diskussion über Kastenreservierungen zugunsten einer eher plakativen Darstellung der Bildungskorruption zurücktritt.
Visuell bietet der Film wenig Überraschungen, bleibt aber solide inszeniert. Die musikalischen Einlagen wirken jedoch fehl am Platz und tragen wenig zur Handlung bei, was den narrativen Fluss stört.
Insgesamt ist Aarakshan ein Film mit großen Ambitionen, der jedoch in der zweiten Hälfte an Tiefe und Relevanz verliert. Es bleibt ein wichtiger Beitrag zur Debatte über Bildungsgerechtigkeit und soziale Gleichheit in Indien, auch wenn er nicht alle seine thematischen Ziele erreicht.