Review


The Bay
Cannibal Holocaust versuchte damals etwas Neues und tat so, als bestände er aus gefundenem Filmmaterial einer verschollenen Amazonasexpedition. Das war erfolgreich, fand aber erstmal keine Nachahmer. Dann kam 20 Jahre später Blair Witch Project, der dieses Konzept zur Meisterschaft brachte und Halloween als erfolgreichster Independentfilm ablöste. Leider. Danach haben “Filmemacher”, die gemerkt hatten, dass finanzieller Aufwand und Ertrag kaum in eine bessere Relation zu bringen sind, den Markt mit meistens gruselig schlechten Filmen überschwemmt. Zum Glück sind auch immer wieder kleine oder größere Perlen dabei, wie Cloverfield oder The Tunnel. Oder eben The Bay.
Hier wird das Found Footage Motiv insofern variiert, als dass der Film nicht so tut, als bekämen wir einfach irgendwelche Aufnahmen, sondern wir sehen auch in-film, dass das Material editiert und kommentiert wird (genau das bricht übrigens „Der letzte Exorzismus“ das Genick – das Material ist klar editiert, was aber nicht zum Ende passt). Eine angehende Nachrichtensprecherin soll ein kurzes Feature zu den Feierlichkeiten zum vierten Juli 2009 in Maryland machen, doch während der Feier bricht eine Seuche aus, die 700 Menschenleben fordert. Der Film nutzt dabei nicht nur das Material der jungen Frau sondern auch “offizielle” Medienberichte und Amateuraufnahmen von Betroffenen, was ein umfassenderes Gesamtbild ergibt. Die Geschichte (Kleinsttiere sind durch atomaren Abfall so mutiert, dass sie gefährlich werden und Menschen befallen) wird so aus der Rückschau erzählt, wir erleben die Protagonistin von Anfang an als schwer gezeichnet und von den Ereignissen traumatisiert. Von der Handlung her wenig originell, gewinnt der Film durch die dokumentarische Atmosphäre, die durch das Material und das Verzichten auf eine*n klare*n Protagonistin/en entsteht. Anders als bei anderen Filmen haben wir es hier auch nicht mit einer unerfahrenen Regie zu tun, Barry Levinson hat schon einen Megahit mit Rain Man gedreht und weiß, wie er einen Film zusammen hält. Mit 83 Minuten ist der Film relativ kurz, verschwendet aber keine Minute seiner Laufzeit. Kein zweiter Blair Witch, aber ein spannender Horrorthriller, wenn auch sehr unrealistisch, denn dass Behörden nicht auf eine ansteckende Krankheit reagieren, ist ja völlig unmöglich *hust*-

Details
Ähnliche Filme