Als sehr großer Verehrer der 70er Jahre Eastern habe ich mich von den Produktionen ab, naja sagen wir mal, knapp dem Jahr 1990 distanziert. Durch den "Audi-Effekt", also Vorsprung durch Technik, konnte ich mit Eastern, bzw. besser gesagt Fantasy-Epen nichts mehr anfangen. Alles sah so hochglanzmäßig aus, schnelle Schnitte, Kämpfer die anstatt 30 Meter mittlerweile 5 km durch die Lüfte flogen usw. Kurzum: Der Charme der alten, ranzigen Streifen und auch die (in den meisten Fällen) verdammt gut gemachte Choreographie ging flöten. Der letzte gute Film, der zwar nichts mit dem Genre Eastern zu tun hat, aber dennoch geniale Kämpfe ( so stelle ich mir den Vorsprung der Technik vor) bis zum Umfallen bietet, war der indonesische "The Raid".
Bei "The Man with the Iron Fists" wurde ja vorher mächtig die Werbetrommel gerührt, von Tarantino war mal wieder die Rede - der dann jedoch nur RZA die Erlaubnis gegeben hat, mit seinem Namen zu werben.
Who the fuck is RZA?
Ja, genau diese Frage stellte ich mir auch. RZA, auch bekannt durch den Namen Robert Diggs ist Drehbuchschreiber (zusammen mit Eli Roth), Produzent, Regisseur und auch der farbige Hufschmied namens Blacksmith in diesem Film und wenn ich mal so seine Filmographie durchgehe, hat der gute Mann ja schon in einigen Filmen mitgespielt. Doch wahre Popularität hat sich RZA in den Neunzigern abgeholt (die an mir vorbeigegangen ist, wenn man solche Musik nicht hört): Er ist Hauptproduzent von dem Wu-Tang-Clan und hat auch selber einige Alben rausgebracht.
Kommen wir zum Film zurück: Zumindest die Story ist so marginal wie die Stories, die wir in den 70er hatten: Eine große Ladung Gold, die von den drei Brüdern Bronze Lion (Cung Le), Silver Lion (Byron Mann) und Gold Lion (Kuan Tai Chen) gestohlen wurde, führt zum offenen Konflikt zwischen verfeindeten Clans, verschiedenen Einzelkämpfern (Russell Crowe als "Jack Knife", Dave Bautista als "Brass Brody" und Daniel Wu als "Poison Dagger") und der Rache von X-Blade (Rick Yun), der seinen Vater rächen will, der bei dem Goldtransport verraten und getötet wurde. Dreh- und Angelpunkt ist das Bordell von Madam Blossom (Lucy Lui), in dem auch das blutige Finale stattfindet.
So, fangen wir mal mit der eigentlichen Kritik an:
Der grindige Start, bei dem man den Goldüberfall in einer Kneipe begutachten darf, ja, da bin ich schon aus den Latschen gefallen. The Brain RZA haut hier doch tatsächlich Blackbeat in den Hintergrund der Kämpfe, was ungefähr so passt wie Limp Bizkit-Mugge in einem Gottesdienst. Meine Fresse, was hat sich der Junge dabei nur gedacht? Aber vorneweg: Der Hip-Hop-lastige Soundtrack wird beibehalten, drängt sich im weiteren Verlauf jedoch nicht mehr so in den Vordergrund wie beim Intro.
Die Mission ist also klar: Des Kaiser´s Gold muss wieder her, X-Blade schwört Rache für seinen Vater und so nimmt der Stuss seinen Verlauf.
Die große Stärke des Film ist auch zeitgleich sein größte Schwäche: Regisseur RZA (der als Schmied vorerst nur mal eine Nebenrolle spielt) lässt es sich nicht nehmen, die unterschiedlichsten Kämpfer mit den ausgefallensten Waffen aufeinander losgehen zu lassen (Das erinnert ein wenig an den Klassiker "Wang Yu - Duell der Giganten"). Dadurch entsteht zunächst Verwirrung, da ich nicht mitbekommen habe, wer auf welcher Seite nun steht. Oder ob ein Protagonist überhaupt auf einer Seite steht. Und obendrauf haben diese ganzen Charaktereinführungen noch den Spielfluss gehemmt, so dass außer bei den blutigen Kämpfen (die manchmal den Hang zu dem neuartigen und peinlichen Pseudo-Splatter von japanischen Produktionen haben) hier nichts unterhält und seelenlos vor sich hinplätschert.
Ich musste mich sozusagen durch den Schlamassel und gefühlte dreihundert Charaktere richtig durchquälen, wobei nichtmals die Kämpfe richtig unterhalten, da von ordentlicher Choreographie weit und breit nichts zu sehen war. Lediglich die Waffen und unterschiedlichen Personen wussten zu gefallen. Tja, da merkt man eindeutig den typischen Stempel, dass dieses Produkt nur aus den USA stammen kann, da die Amis es einfach nicht gebacken bekommen, einen zwei Minuten langen Kampf nicht einmal durch 1000 Schnitte zu unterbrechen (Ich warte schon hämisch auf das Remake von "The Raid"...).
Was mir bis dahin am besten gefallen hatte, waren der mit Messern bewaffnete Kampfanzug von X-Blade, Batista (da kann sich Stone Cold Steve Austin mal eine Scheibe von abschneiden) als unbesiegbarer Iron-Man, die Vorgehensweise von Poison Dagger und auch die minimalistische, aber höchst effektive Waffe von Jack Knife (Crowe merkt man sowieso an, dass er hier scheinbar der einzigste am Set war, der richtig Spaß bei dem Dreh hatte). Etwas unglücklich gezeichnet sind die bösen Lion-Brüder, die allesamt aussehen, als würden sie gerade von einem Tokio-Hotel-Konzert ins Setting gestolpert kommen.
Doch genau diese "Schwächen" gehen nach knapp einer Stunde auf, der Schmied bekommt in einer Substory noch eine glaubwürdige Hintergrundgeschichte verpasst, die anfänglichen Verwirrungen sind weg und danach geht wirklich die Uschi ab.
Bis zum letzten Mann wird hier gekämpft und gehäkstelt, was das Zeug hält. Nun dann...
Als Verehrer der alten Eastern-Schinken konnte ich mich mit "The Man with the Iron Fists" nicht wirklich anfreunden, von Hommage will ich überhaupt nicht sprechen, aber immerhin: Wer Lust auf einen Hirnlos-"Eastern" hat, bekommt mit "The Man with the Iron Fists" ordentlich was vor die Latz geknallt: Viele unterschiedliche Charaktere mit ausgefallenen Waffen und blutigen Kämpfen wussten auch mich irgendwie zu unterhalten, trotz deutlicher Schwächen im Aufbau und der gesamten Choreographie.
6/10