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Reinen Cineasten dürfte der schwarze Ghettojunge RZA wohl hauptsächlich wegen einiger Kurzauftritte in Filmen wie GHOST DOG, COFFEE & CIGARETTES (Segment „Bill ‚Motherfuckin’ Murry“), AMERICAN GANGSTER und REPO MEN bekannt sein. Menschen mit Wissen jenseits des Tellerrandes kennen Robert Diggs alias RZA schon seit Anfang der 1990er, wo er zusammen mit seinen beiden Cousins GZA und Ol’ Dirty Bastard, plus Ghostface Killah und Method Man die Hip-Hop-Crew „Wu-Tang Clan“ ins Leben rief. Es folgten diverse Erfolge mit seiner Band, schon bald tat sich RZA aber auch als Komponist für Filmmusik hervor und steuerte zu Filmen wie GHOST DOG und KILL BILL einen stimmigen Soundtrack bei.

Auffällig ist, dass bereits bei Wu-Tang einige Titel um das Thema Kung Fu und asiatische Philosophie kreisten, oftmals aber auch Anlehnungen an klassische Eastern waren, siehe z.B. „Enter The Wu-Tang“ und „The 36 Chambers“. Vielleicht war es dieses Faible für asiatische Kampfsportfilme, das RZA zusammen mit Eli Roth (HOSTEL, PIRANHA 3D) das Drehbuch zu MAN WITH THE IRON FISTS schreiben ließ, seinem ersten Spielfilm mit ihm in der Rolle als Drehbuchautor, Regisseur und Hauptdarsteller.
Ganz schön viel für ein Erstlingswerk. Und so wirkt der Film auch oftmals, als hätte sich RZA da ein bisschen zuviel aufgehalst und den Überblick verloren. Die Story ist wirr erzählt, unverständlich und unnötig komplex. So verliert man zusehends den Überblick über die rivalisierenden Gruppen. Da gibt es die Lions, die Wolf Gang, die Gemini-Zwillinge, Silver Lion, Bronze Lion, X-Blades, Lady Silk, Poison Dagger… – Hä, und wer gehört schnell wieder zu wem!? Grob geht es jedenfalls um zwei(?) verfeindete Klans, die sich im Alten China um einen großen Batzen Gold prügeln. Der Waffenschmied Blacksmith (RZA) gerät zwischen die Fronten, weshalb ihm beide Arme abgehackt werden. Cowboy Jack Knife (Russel Crowe) verhilft dem verkrüppelten, mit zwei Stahlfausten aufgepimpten Schmied zu einem fulminanten Rachefeldzug.

MAN WITH THE IRON FISTS liefert atemberaubende Kulissen im Stile von HERO und TIGER & DRAGON. Sets und Kostüme sind schillernd und poppig. Die Kung-Fu-Action ist akrobatisch, zackig und strotzt wie in klassischen Eastern manchmal den Gesetzen von Schwerkraft und Physik. Verglichen mit Bruce Lee, Wang Yu, Jet Li, Jackie Chan und Co. kann man die Action aber natürlich in die Tonne treten. Zwar sind ein paar geschulte Fachleute und Stars aus dem asiatischen Raum (Rick Yune, Jamie Chung, Cung Le, Byron Mann, Daniel Wu) involviert, der Rest ist aber geschickt bzw. hektisch geschnitten, so dass von wahrer „Kampfkunst“ eigentlich nicht die Rede sein kann. Spaß macht das Karategefuchtel dennoch und zwar, weil es ziemlich brutal einhergeht. Blutfontänen sprudeln wie Zimmerspringbrunnen. In manchen Szenen kann schon fast von Splatter die Rede sein.
Lucy Liu spielt die Leiterin eines Edelbordells. In ihren Gemäuern spielt sich der Endkampf ab, der sehr an den Showdown im „House Of Blue Leaves“ von KILL BILL erinnert. Russel Crowes Rolle des Cowboys Jack Knife bleibt den ganzen Film über etwas sinnlos, zwar witzig, da übertrieben cholerisch, aber nicht einzuordnen. Blaxploitation-Ikone Pam Grier (COFFY, FOXY BROWN, JACKY BROWN) hat einen kleinen Cameo, in dem sie zur Schau stellt, wie unerträglich alt sie geworden ist. RZA, der Mann zwischen den Stühlen, fällt als Schauspieler komplett durch und begeistert mit dem minimalistischsten Mimenspiel seit Steven Seagal. Einzig Ex-Profi-Wrestler Dave Bautista begeistert als fetter, unbesiegbarer Oberfiesling im Stile von Marvels „Das Ding“.

Was vielleicht als Hommage an die Alten Eastern gemeint war, fällt als Film leider gänzlich mies aus. Klar, ein paar coole Sprüche fallen und die Handkanten-Action ist schön gorelastig. In Punkto Story, Spannung und Logik streicht der Streifen jedoch deutliche Minuspunkte ein.
Der Soundtrack, meist geschmeidiger Rap – Mitwirkende waren Method Man, Ghostface Killah, Kanye West, aber auch „The Black Keys“,– ist stimmig, allerdings fraglich, ob er zum Geschehen passt.

Action / Gore: (+)(+)(+)(-)(-)
Story / Spannung: (+)(-)(-)(-)(-)
Style: (+)(+)(+)(+)(-)

Jack Knife: “I Always Bring A Gun To A Knife Fight.”

Fazit:
“Wu Tang Clan Ain’t Nuthin’ To Fuck With” – Comichaft übersteuerter, auf Retro getrimmter Hip-Hop-Eastern mit Macken.
Teuer produziert, unbeholfen umgesetzt. Fällt fast schon in die Kategorie Edeltrash. Hat seine Momente, bleibt aber leider weit hinter Erwartungen und Möglichkeiten zurück.

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