Schon nach wenigen Sekunden der lichtdurchfluteten Bilder und der zarten Erzählweise merkt der erfahrene Cineast, dass es sich um eine klassische Romanverfilmung handelt. Das Werk Thérèse Desqueyroux von François Mauriacs ist einer der großen Romane der 1920er Jahre und hat mit seiner ergreifenden Analyse des unterdrückten Lebens einer Frau zu dieser Zeit die unglücklich verheiratet wird viele Freunde gewonnen. Das wird die Verfilmung des 70 jährigen, vor ca. einem Jahr an Krebs gestorbene Regisseur Claude Miller wahrscheinlich nicht. Zwar ist der Film sehr nah am Buch und man kann manchen Text aus dem off quasi im Buch mitlesen.
Aber THERESE schafft es durch seine gewisse Zähigkeit nicht nachhaltig den Zuschauer für die Hauptfigur und ihre Geschichte zu begeistern. Zu wenig Herz ist im Spiel, etwas steril wirkt die Szenerie, zwar technisch perfekt, mit guter Kamera und mit routinierten Schauspielern gesegnet, aber wirkliche Emotionen, die an den Nerven zehren oder tiefschürfende Gefühle anregen, hat THERESE zumindest bei mir nicht geschafft zu erzeugen. Audrey Tautou trägt den Film zwar darstellerisch auf ihre Art durchaus, aber die lange Laufzeit sollte doch bei ihr mehr als eine handvoll betrübte Gesichtsausdrücke entlocken die immer wieder gleich erscheinen.
Ihr Leiden inszeniert sie immer wieder auf die gleiche Art und Empathie Anregendes konnte ich nicht attestieren. Damit wirkt der sie umgebende Hochglanzlook steif und ermüdend in der Überlänge von THERESE. Es fehlt eine wirklich packende Dramatik und es entsteht der Eindruck, dass das Buch recht emotionsarm abgefilmt wurde und auf inszenatorische Feinheiten die den Zuschauer berühren nicht viel Wert gelegt wurde. Es fehlt der berühmte Zündfunken die das Herz anspricht und das mitleiden des Zuschauers anregt und verhärtet. Vieles wirkt zu glatt, inszeniert und berechnend.
Man muss sich regelrecht durch den Film arbeiten und durchhalten aber sieht leider seine Kritikpunkte bis zuletzt immer wieder bestätigt. Alles wirkt zu brav, zu gestellt und antiseptisch inszeniert. Regisseur Claude Miller hat sich leider nicht mit einem großen Film verabschiedet. Puristen, die die nahe am Buch liegende Adaption und die langsame Erzählweise mit wenig emotionalen Höhepunkten schätzen könnten Gefallen an THERESE finden. Für alle anderen kann ich leider keine Empfehlung abgeben.
4,5/5 Taubenköpfen....äh,....Punkten