Necronomicon - Geträumte Sünden (1967)

Dieses ausserordentliche Meisterwerk, das so sehr im Kontrast zum Gesamtwerk Francos steht (ebenso wie der relativ ähnliche Vampyros Lesbos und der völlig andersartige "Jack the Ripper"), ist ein brillant gefilmter Psychothriller, der völlig auf seine Kunstfertigkeit vertraut und das sogar zurecht!
Das klassische "Whodunnit" fällt weg, schnell auch die Frage, ob überhaupt ein Mord geschah - kümmert keinen! Die Visualität und Intensität der Inszenierung lässt den Zuschauer verblüfft in den Sessel sinken, auf dass er nicht mehr aufstehen mag!
Tatsächlich muss das Drehbuch, wenn es ein solches gab, absoluter Pseudo-Kunst-Schrott gewesen sein, denn was da alles an unpassenden Sätzen fällt, man glaubt sich teilweise in einer Parodie eines französischen Kunststreifens zu befinden, doch wiederum: die Sets, die Kameraeinstellungen, die Nacktheit der eigentlich gar nicht so begabten Darsteller, die völlige Absurdität der nicht enden wollenden Traumsequenzen, das alles ist Gold wert und lässt Francos peinliche Kannibalen-, Zombies-, und was auch immer für Trashfilme in ewige Vergessenheit geraten. Es ist das Werk eines echten Könners.
Jede Szene, jede Einstellung, ja jedes Standbild ist wie ein Gemälde konstruiert.
Für alteingesessene Franco-Fanatiker sei erwähnt, dass es ein wenig Blut, viel nacktes Fleisch, schmissig-geniale easy-listening-Rhythmen und den Howard Vernon in dieser wundervollen Geschenkpackung setzt!
Dazu kommt noch, dass die Hauptdarstellerin wundervoll ist, sie hätte jederzeit Dyanne Thornes "Ilsa"-Rolle übernehmen können!
Zur deutschen DVD: das Format ist zwar nicht gut, aber für den Preis (zwischen 1 und 6 Euros) ist die Anschaffung absolute Pflicht, so leicht kommt man an Kult nicht wieder ran, außerdem sind Kürzungen, zumindest Zensurbedingte, nicht auffällig geworden.

Fazit: Atemberaubend! Magie! Der Film hat mich aus meiner Lethargie geblasen!!!