Der extrem trashige "Die Macht der Ninja" scheint ein Erfolg auf VHS gewesen zu sein, denn nicht umsonst vermarktete man "Double Edge" als Fortsetzung. Außer ein paar Darstellern hat dieser mit dem zwei Jahre zuvor entstandenen Film nichts gemein. John Lloyd (American Ninja, Under the Gun 2) ist hier als Regisseur und Drehbuchautor tätig gewesen, gedreht wurde erneut auf den günstigeren Philippinen. Und erneut will man uns vorgaukeln, wir würden uns in den Staaten befinden. Doch immerhin scheint man hier ein wenig ausgabefreudiger gewesen zu sein und auch das Personal hinter der Kamera ist professioneller, so reicht es sogar zum unteren Durchschnitt.
Vor zwanzig Jahren musste Mark Quinn (Romano Kristoff) mitansehen, wie seine Eltern getötet wurden. Dies animierte ihn wohl auch Polizist zu werden, um mit kriminellen Subjekten entsprechend aufzuräumen. Doch es taucht nicht nur der Mörder seiner Eltern auf, sondern auch ein geheimnisvoller Ninja, der das Gesetz in die eigenen Hände nimmt. Quinn erleidet bei seinen Ermittlungen einen harten Rückschlag, als er gekidnappt und unter Drogen gesetzt wird. Dank seines Partners springt er dem Tod von der Schippe, die Zeit für seine Rache ist gekommen.
Storytechnisch sieht es ein weiteres Mal richtig traurig aus, die typische Rachestory muss herhalten. Im Kindesalter den Mord an seinen Eltern beobachtet, rächt ein Polizist zwanzig Jahre später diese Tat. Natürlich hat sich Mark Quinn mittlerweile in eine Art "Dirty Harry" verwandelt, der erst zu schießen pflegt bevor er Fragen stellt. Gleich zu Beginn rottet er eine Bande Verbrecher aus und lässt dabei jegliche Dienstvorschrift ausser Acht. Und es dauert wahrlich nicht lange, bevor es das nächste Mal kracht, eigentlich der Hauptgrund warum "Die Macht der Ninja 2" recht gut davon kommt. Er ist zwar strunzdoof, aber auch irgendwie amüsant und unterhaltsam, an Action mangelt es nur selten. Doch die Figuren, ihre Ermittlungen und vor allem einige Dialoge sind peinlich ohne Ende. Desweiteren taucht ständig ein Ninja auf, der Richter und Henker zugleich spielt. Nach dem "Robin Hood" Prinzip gibt er seine Beute den Opfern. Ratet mal wer in diesem Kostüm steckt. Ist auch wirklich nicht schwierig dies zu erraten. Doch er sorgt auf seinen nächtlichen Beutezügen für einige Kloppereien, die sich größtenteils sogar sehen lassen können. Zwar sind Kristoff und seine Kollegen nicht unbedingt begabt, aber es scheint diesmal sogar so etwas wie eine Choreographie gegeben zu haben.
Jedenfalls fallen die zahlreichen Actionszenen zwar sehr kurz aus und sind alles andere als spektakulär, aber im Rahmen des Erträglichen und manchmal ganz schön heftig. Eine kleine Überraschung stellt das Finale da, wo der Ninja eine ganze Armee nebst den Mörder seiner Eltern mit Hilfe von Fallen ausser Gefecht setzt. Diese Sequenz hebt sich qualitätsmäßig vom restlichen Film deutlich ab und ist Lloyd richtig gelungen. Das kann man von der monotonen Optik nicht behaupten, das Budget ging wohl größtenteils bei den wenigen Sachschäden flöten, immerhin darf hier eine Auto und eine Tankstelle in die Luft fliegen. Auch gibt es hier endlich mal Einschüsse in Gegenstände zu sehen, wobei die Waffen ziemlich lächerlich klingen. Das Ganze kann man auch in keiner Szene ernst nehmen, denn Quinns Gegner sind ein Haufen unorganisierter Volltrottel, die ihre Finger im Drogengeschäft haben. Da darf auch das Klischee vom Verräter bei der Polizei nicht fehlen. Romano Kristoff (Platoon to Hell, Bloodbrother 2) gibt sich hier ein wenig mehr Mühe als in "Die Macht der Ninja", aber sein Schauspiel bleibt trotzdem unterirdisch, die deutsche Synchro gibt dem Ganzen den Rest.
Für den Trashfan ein Fest, aber auch für den normalen Zuschauer noch kein hoffnungsloser Fall. Dank der vielen Action kann "Double Edge" immerhin unterhalten, auch wenn die Darsteller nebst der Story absolut nicht der Rede wert sind und immer noch genug unfreiwillige Komik existiert. Ist aber ansehbar ohne Augenkrebs zu bekommen, daher gerade so 4 Punkte.