Auch Täter sind Menschen und auch sie sind meist Opfer. Umsomehr es sich um Kinder handelt. Wir alle haben von unseren Eltern ein Weltbild weitgehend ungeprüft übernommen. In Deutschland war es in den 30ern eventuell jenes des Nationalsozialismus. So nimmt dieser Film eine seltene und wertvolle Perspektive ein, von Lore und ihren Geschwistern, Kinder von hochrangigen Nazis, die sich auf sich allein gestellt vom Schwarzwald bis nach Hamburg quer durchs besiegte, besetzte Deutschland durchschlagen müssen.
Der Fokus liegt auf der ältesten Lore im pubertierenden Alter, deren Weltbild gezwungen wird sich der Wirklichkeit zu stellen und deren Kindheit an der Realität buchstäblich zerbricht. In lyrischen Bildern die eine grosse, zerbrechliche Intimität mit den Figuren herstellen und mit dem geisterhaften zerstörten Land kontrastieren führt uns die Regisseurin eindrücklich in die zentralen Lebensthemen Tod, Eros, Gewalt und lässt uns betroffen zurück, denn nicht alle der Flüchtigen erreichen den Hof der Grossmutter im Norden. Subtil auch, werden uns zum Schluss Hinweise gegeben, was die Eltern Lores überhaupt für die Nazilehre empfänglich gemacht haben könnte. Ein vielschichtiger Film der auch durch die leidenschaftlich bestrittene Titelrolle der 17jährigen Haupdarstellerin Saskia Rosehdahl und der melancholischen Musik von Max Richter eine grosse Tiefe für uns bereithält.