Abraham Lincoln vs. Zombies (2012) von Richard Schenkman
...Kurz nach der Schlacht von Gettysburg erreichen Gerüchte, aber auch ernstzunehmende Hinweise Washington und den US-Präsidenten. Tote sollen als wandelnde Leichen wieder zurückkehren, die brutal und gnadenlos töten! Und sie machen vor keinem Halt, weder vor Freund noch Feind, noch vor Frauen und Kinder! Anscheinend sind sie nur schwer zu besiegen und infizieren zudem ihre Opfer. Die ganze Bevölkerung schwebt in Gefahr - es gleicht einer Epidemie! Abraham Lincoln (Bill Oberst Jr.), dem schon in frühester Kindheit ein schreckliches Erlebnis mit gewisssen Parallelen widerfuhr, ist fest entschlossen sofort zu handeln! Er lässt 12 fähige Männer für eine Mission hinter den feindlichen Linien rekrutieren, mit ihm an der Spitze. Hier kämpft nicht mehr Nord gegen Süd oder Gut gegen Böse - hier kämpft Leben gegen Tod! Nur wenn sich Yankees und Rebellen zusammentun und schnell reagieren, können sie den Kampf noch gewinnen - gemeinsam gegen ein Heer von Untoten...
Na, da kommt ja was Haarsträubendes auf das ahnungslose Publikum und den anspruchsvollen Cineasten zu! ;) Will mal schauen, euch den Braten weiter schmackhaft zu machen, jedoch ohne dabei zuviel zu verraten...
Eines vorweg: In der Inhaltsangabe auf der Rückseite des DVD-Covers ist von einer "gewaltigen Zombiearmee der Konföderierten" die Rede. Nein, es gibt hier kein spezielles Südstaatenregiment o.ä., das aus Zombies besteht und somit nun die Kriegsgunst für sich entscheiden will. Und gewaltig sind sie auch nicht, höchstens gewalttätig. Wir sprechen hier von einigen Dutzend bis max. 100 Untote - was aber auch schon ganz nett und ausreichend ist! ;)
Okay, warum aber kommt diese Verfilmung in der Kritik und Bewertung so schlecht weg? "Abraham Lincoln vs. Zombies" greift nunmal dieses Thema auf und hält sich an o.g. Inhaltsangabe, bzw. entspricht o.g. Einleitung. Wenn man sich also dann zu solch einer Story entschlossen hat, ist die hier vorliegende Umsetzung meiner Meinung nach ziemlich gut gelungen! Wie gesagt, man vermengt das Thema Amerikanischer Bürgerkrieg mit Zombie-Horror und schreibt eine tragfähige Geschichte dazu. Jetzt muss das Publikum aber auch offen für beide Themen sein, will es denn entsprechend unterhalten werden und Spaß daran finden. Wer absolut nichts mit Horror- und Zombiemärchen anfangen kann und auch kein Interesse an Geschichten/Filmbeiträgen zum Sezessionskrieg hat, ist hiervon dann wahrscheinlich stark enttäuscht. Außerdem darf man kein bildgewaltiges Spektakel a la "Gettysburg" oder "Die Rückkehr der Zombies" erwarten. Zwar sieht man anfangs eine beeindruckend und wirklich gut gemachte Schlachtszene, diese dient allerdings nur zur Einstimmung. Der Schwerpunkt dieses Films ist keinesfalls eine Kampfhandlung zwischen Nord- und Südstaatler. Und auch sollten die Gruselfans keine perfekte Maskerade von halbverwesten Leichen erwarten, die aus ihren Gräbern steigen - wie etwa im vorhin erwähnten Zombie-Evergreen. Also, ein bißchen Bürgerkriegsflair plus Zombieaction in obiger Geschichte verpackt - wer will sich das jetzt (noch) antun? Dann folgt mir...
- Hier finden wir nicht nur einen Mix aus Bürgerkrieg und Zombiefantasy, sondern auch einen Mix aus Splatter und Niveau, jawoll Niveau! Für einen Horror-/Zombiefilm hat "Abraham Lincoln vs. Zombies" eine gute und unterhaltende Handlung, die durch entsprechende Dialoge (zur Lage und Aufklärung) erheblich gestützt wird, ohne dabei auch nur einmal langweilig zu werden. Dialoge und Action wechseln sich hier in einer willkommenen Balance ab. Und mehr noch - Bill Oberst Jr. gibt sich als "Abe Lincoln" richtig viel Mühe und bringt den nötigen Ernst, ja sogar Glaubwürdigkeit ins Spiel! Dies hätte ich so nicht erwartet und der gute Eindruck nach den ersten Filmminuten hat sich bis zum Schluss gehalten und bestätigt! Schon das DVD-Menü mit div. Szenen machte Appetit und ich dachte mir, wenn der ganze Film so ist, dann wär's ja super!
- Ebenfalls viel besser als erwartet: Die Musik- und Soundkulisse! Bravo, nicht nur toll synchronisiert und in der Lautstärke ausgewogen, sondern auch ein aufwendiger und passender Score!
- Und die Effekte und Splatterszenen? Gut, hier wurde wohl mit Computertechnik nachgeholfen, aber einerseits merkt man das nicht jeder Szene an und wenn dann nur auf den zweiten Blick und andererseits findet das geübte Auge doch immer was zum Lästern. Ich nenne nur das viel zu helle Filmblut aus den 1960er und 70er Jahren - teils sehr kitschig! Soviel Mühe und handwerkliches Geschick wie bei Andrea Bianchis aka Andrew Whites "Die Rückkehr der Zombies" (1981), wird es wohl leider nie mehr zu sehen geben. Wenn man sich dort die halbverwesten und skelettierten Zombies in ihren zerfledderten Kutten ansieht, riecht es förmlich nach Moder und Verdammnis! ^^ Nein, solch eine Brillanz an Maskerade gibt es hier leider nicht zu bestaunen. Aber anscheinend sind diese Zombies ja auch noch nicht so lange tot und die unheimlichen und blind-wirkenden Augen haben auch ihren Reiz. Ja, ein handwerklich gut gemachter Film, mit einem Präsidenten, der sich nicht zu schade ist, selbst mit anzupacken und Zombies mit der Sense zu köpfen!
Also, finden wir in diesem Film eine blöde und langweile Handlung? Jede Menge miese Effekte und dazu poplige dt. Synchro?? Ist dies alles ein nur ein billiger Dreck??? Nein, weder noch! Ich hab mich auf diese gewagte Story eingestellt und eigentlich "Nix Dolles" erwartet und war echt begeistert!
Das eine oder andere hätte man jedoch besser machen können:
- Die Figuren des Pat Garrett und Gen. Thomas "Stonewall" Jackson hätte man komplett heraushalten sollen. Pat Garrett wurde am 5. Juni 1850 geboren und wäre somit erst 13(!) Jahre alt, der fähige General verstarb bereits am 10. Mai 1863, also noch vor der Schlacht von Gettysburg, infolge einer Lungenentzündung, nachdem man ihm kurz zuvor, aufgrund einer Schussverletzung, seinen linken Arm amputieren musste. Zudem hätte "Stonewall" Jackson bestimmt nicht selber Hornsignale geblasen!? ^^
- Zu den leicht ungewöhnlichen Uniformen der Konföderierten, missfällt mir die Maskerade der Zombies (bin da wohl etwas verwöhnt?). Statt halb verwest, wirken sie "nur" tot, da ihre Infizierung ja noch nicht allzu lange zurückliegt. Naja, aber wenigstens hätten sie sich langsamer bewegen können, denn die Motorik von Zombies ist um einiges glaubwürdiger, wenn diese eingeschränkter, um nicht zu sagen langsamer wäre.
- Ach so, da wäre ja noch der Präsident selber. Von der Gestalt eigentlich gar nicht so schlecht, aber der verlauste Bart war doch in Wirklichkeit viel länger? Stattdessen starrte ich meistens nur auf seine fette Warze, die sein Gesicht dominiert. Gerade im Freien hätte er auch öfters seinen übergroßen Zylinder tragen sollen - sei's drum!
Also andere Namen statt den berühmten Vorbildern, eine bessere, bzw. schaurigere Maskerade und ein bißchen mehr Bewegunstraining mit den Darstellern, damit sie sich mehr "zombielike" bewegen und somit etwas "realer" und unheimlicher wirken. Bleiben somit 8 Punkte - gerne wieder!
Die gekürzte Laufzeit der DVD mit 89:40 Minuten kann ich bestätigen.
Zum Schluss noch kurz ein paar Titel, damit die Leser mich in meinem Geschmack besser einschätzen können. Komischerweise gefiel mir der berühmte "Kaufhaus-Zombie" nicht so sehr und ich habe darin schon immer die lieblos geschminkten Zombies kritisiert - Hände und Gesichter weiß, Handgelenke und Hälse rosa/hautfarben. Meine persönlichen Highlights sind:
- "Die Rückkehr der Zombies" (1981)
- "Rebellen des Grauens" (1986)
- "Das Leichenhaus der lebenden Toten" aka "Die Invasion der Zombies" (1974)
- sowie alle 4 Teile der "Reitenden Leichen".
Unbedingt abraten möchte ich hingegen von "The Killing Box" aka "Armee der Zombies" (1993) - ebenfalls ein Mix aus Horror und Bürgerkrieg, aber ziemlich misslungen wie ich finde!
In puncto Bürgerkrieg gefallen mir neben den Meisterwerken "Gettysburg" (1993), "Gods and Generals" (2003) und "Glory" (1989) auch "Rio Lobo" (1970) oder "Sein letzter Verrat" (1951) sehr gut!
Nun aber viel Spaß und gute Unterhaltung bei "Abarahm Lincoln vs. Zombies"!