"Keiner von euch wird es hier raus schaffen! Jedenfalls nicht lebendig!"
Als der Serienmörder Joe Carroll (James Purefoy) aus einem Gefängnis in Virginia ausbricht, wird der einstige FBI-Agent Ryan Hardy (Kevin Bacon) als Berater in die Ermittlungen eingeschaltet. Im Team von Debra Parker (Annie Parisse) und Mike Weston (Shawn Ashmore) fahndet er nach Carroll.
Schon bald hält dieser einige Überraschungen bereit. Über die Jahre hat Carroll vom Gefängnis aus ein Netzwerk ihm treu ergebener Verbündeter aufgebaut, die gezielt Morde im Stil von Edgar Allen Poe's Werken verüben.
Parallel wird Carroll's Sohn Joey (Kyle Catlett) von dem Kindermädchen Emma (Valorie Curry) entführt, die ebenfalls eine fanatische Komplizin ist. Joey's Mutter Claire (Natalie Zea) schaltet sofort Ryan ein, zu dem sie ein Verhältnis hatte, und aus welchem Grund Joe Rache an ihm nehmen will.
Die Thriller-Serie "The Following" erweist sich in seinen Figurenkonstellationen und Wendungen als recht komplex. Bösewicht Joe Carroll zaubert zu in den ersten Folgen immer wieder neue Komplizen aus dem Hut, die jahrelang in den eigenen Reihen des FBI und Bekannten der Schlüsselfiguren verborgen waren. Dies macht einen gewissen Reiz der Serie aus, da die Unüberblickbarkeit der Ausmaße für Spannung sorgt. In der ersten Folge sorgt auch die kompromisslose Präsentation für Sensationslust. Schon bald ist dieses Schema aber überreizt.
Das Niveau bleibt über die 15 Episoden der ersten Staffel unbeständig und neben vielen Klischees leidet die Serie auch unter einer beständigen Unlogik. Die Erzählweise ist immer wieder hektisch, die Handlung sehr konstruiert. Keine Folge wird abgeschlossen, wodurch die Serie am Stück gesehen werden sollte.
Durch seine große Anzahl an Protagonisten schafft es die Serie nicht, jedes Einzelschicksal tiefgängig und durchgängig erklärbar zu halten. Der Versuch die Figuren auf allen Interessensseiten mittels Rückblenden plausibel und eindringlich zu präsentieren, scheitert mit zunehmender Folgenzahl, wo immer mehr Charaktere hinzu kommen und die komplexen Beziehungen Überhand nehmen. Daraus ergeben sich schließlich auch unverständliche Handlungsmuster.
"The Following" erfindet nichts neu, bleibt in seinem Anspruch zu unterhalten jedoch routiniert. Höhen finden sich in nur wenigen Folgen. Gerade die zyklischen Aufeinandertreffen von Joe und Ryan reizen ihr Potential nicht aus. Dank seiner kompromisslosen Art, sich von handlungstragenden Figuren zu trennen, ist das Aufeinandertreffen der Gruppierungen dennoch stets spannend.
Die überschaubaren Actionszenen funktionieren und münden nicht selten in einer blutigen, teils grausamen Darstellung von Tötungen oder Folterungen.
Kevin Bacon ("Super - Shut Up, Crime!", "Apollo 13") und James Purefoy ("Resident Evil") harmonieren als Gegenpole, wobei Purefoy seine Rolle besser im Griff zu haben scheint.
Natalie Zea wirkt etwas zu steif und Shawn Ashmore ("X-Men"-Reihe) kommt durch seine geringe Präsenz recht wenig zum Zuge. Dafür überrascht die eher in Serien zu sehende Valorie Curry mit einer sehr eindringlichen Performance.
Die erste Staffel von "The Following" ist nicht der erhoffte, große Wurf im Bereich der Thriller-Serien. Es schwankt zu sehr in der Qualität einzelner Folgen. Überwiegend die ersten und letzten sind sehr temporeich und überraschen mit unvorhergesehenen Wendungen. Aber schnell ist der übliche Ablauf entschlüsselt, wodurch sich das Schema abnutzt. Durch unverständliche Handlungsmuster hakt es an der Authentizität einiger Figuren. Erfreulich dagegen ist der sehr kompromisslose Charakter der Serie. Der finale Cliffhanger macht eine Fortsetzung schier unumgänglich.
6 / 10