Wann beginnt denn endlich der Hauptfilm?
Und wieso zeigen die überhaupt so endlos viele Trailer zu dem Film, für den man gerade den vollen Eintrittspreis bezahlt hat?
Antwort: Die Trailer SIND der Hauptfilm.
Es wird von einer Kampfszenerie zur nächsten gehechtet, eine Beziehung zu den beteiligten Charakteren kann man dabei kaum aufbauen.
Das zu Beginn des Filmes entwickelte Rachemotiv verliert sich zwischenzeitlich völlig und wird dann irgendwo beiläufig aufgelöst. Freut man sich dann, dass nun alles ein Ende hat, so will der Spuk aber noch lange nicht aufhören - zu viele redundante, charakter- und sinnlose Schlachten stehen noch an. Zu Vieles, das man noch kurz anreissen, dann aber wie einen führerlosen Zug mit voller Geschwindigkeit am Zuschauer vorbeirasen lassen kann (eine der vielen (erhofft) finalen Auseinandersetzungen spielt auf einem ebensolchen Zug).
Lincoln / Vampire Hunter ... Dr. Jekyll / Mr. Hyde?
Auf etwas in der Art könnte die Werbung hoffen lassen.
Die dunkle Seite eines Präsidenten, ein persönlicher Rachefeldzug, der zunehmend in Konflikt mit der Ausübung seiner Ämter gerät vielleicht. Aber weit gefehlt - Präsident wird er erst spät, und von diesem Leben bekommt man nichts von Substanz zu sehen.
Über die Sinnhaftigkeit der dann kommenden und prätentiös vorgetragenen Ansicht "Jetzt bin ich Präsident, da kämpfe ich mit Worten, nicht mit der Axt" darf man auch eher lachen - Worte gegen Vampire? Genau.
Dient auch lediglich zur Vorbereitung der späteren pathetischen Szene, in der dann die Spezialaxt (übrigens mit eingebautem Gadget aus dem Yps-Heft) doch wieder aus der Mottenkiste geholt wird. Wer nicht hören will, muss fühlen! Jawoll, wußte Großvater ja schon.
Was bekommt der enttäuschte Zuschauer denn sonst so geboten?
- Pixel, viele Pixel
- fehlendes Blut, viel fehlendes Blut
- Bullet-Time, viel Bullet-Time
- Musik, viel Musik (die eigentlich wirklich toll und druckvoll ist, allerdings aufgrund des durchgehenden Showdown-Charakters des Filmes auch irgendwann ihre Wirkung mit zunehmender Wiederholung verliert)
- schlechte Bildaufteilung, gerade in der 3D-Version nerven die häufig viel Platz einnehmenden unscharfen Objekte im Vordergrund des Bildes ungemein
- Pixel, viele Pixel
- fehlendes Blut, viel fehlendes Blut
- Bullet-Time, viel Bullet-Time
- ...
Ja, tatsächlich, es wird ge-CGI-ed, dass es (k)eine Wahre Freude ist. In einer Szene ist es sogar derart lächerlich, dass man sich fragt, ob die beteiligten Leute überhaupt noch einen IQ-Punkt beim angepeilten Publikum erwarten.
Ein Gemetzel findet in einem größeren Saal statt mit wunderbar spiegelndem Parkett, getragen von - wer hätte es gedacht - Pixeln, vielen Pixeln und Bullet-Time, viel Bullet-Time.
Und was haben wir nach der Leichenerzeugung, den Zeitlupenpixelblutanimationen und Körperteilverteilungen?
Einen großen Saal mit wunderbar spiegelndem Parkett und weißen Wänden ... Klar, der aufgeklärte Zuschauer weiß seit "Demolition Man", dass es auch selbstreinigende Anti-Graffiti-Wände geben wird, aber gab es die auch damals schon?
"History remembers the Battle, but forgets the Blood"
Witzig, in wie vielerlei Hinsicht doch dieser in Trailern und im Film (=Zusammenschnitt der Trailer) mit schönsten in Tony-Scott-manier farbgefilterten Bildern begleitete Ausspruch hier zutrifft:
- Um eine glaubwürdige Integration der Schlacht von Gettysburg trotz Beteiligung von Vampiren in die Geschichtsbücher zu ermöglichen, könnte man dieses Zitat tatsächlich anwenden
- Auf das fehlende nicht-CGI-Kunstblut trifft er offensichtlich zu
- Um die Erinnerung an den Kinobesuch erträglich zu machen, hilft er auch: Zum Selbstschutz nur die Verschwendung von Eindreiviertelstunden merken. Die schmerzhaften Einzelminuten des Hoffens auf ein Ende dieses dreisten nerven-, geld- und zeiträuberischen Machwerkes, die vergisst man besser.
Vor die '1' der Wertung denke man sich bitte ein Minus.