Abraham Lincoln Vampirjäger... wenn man sich diesne Titel mal auf der Zunge zergehen lässt, gibt es nur zwei Möglichkeiten: Man bekommt nen bitteren Geschmack und graust sich davor oder man hat urplötzlich Hunger und freut sich auf ein Trashmenü aller erster Güte.
Die Story bestärkt dieses bzw. beide Gefühle noch weiter. Ein junger Abe Lincoln bekommt mit, wie seine Mutter von einem Vampir getötet wird. 10 Jahre später versucht er sich zu rächen, was ohne Training natürlich schief geht. Aber Henry Sturges ist ja zur Stelle, um aus Abe einen richtigen Vampirjäger zu machen.
Was für ein herrlicher Schwachsinn. Für mich, der ich nicht nur Freund wirklich guter Filmkost und "normalem" Horror bin, sondern auch von handfestem Trash und hochunterhaltsamen Schwachfug, genug Grund sich die Schose im Kino in 3-D zu geben. In Erwartung ein ähnlich gelungenes Splatterfest mit Trashgarantie wie Ajas Piranha 3-D zu sehen, das ausser mir und meinen Freunden nur wenige Kinobesucher lustig finden (anscheinend wollten die Leute in Piranha ein ersnthaftes Gruselfilmchen sehen und dementsprechend war die Stimmung ausser bei uns eher mau), saßen wir also mit einer ganzen Horde im Kino.
Nach dem Film war die Ernüchterung (vor allem bei mir) groß. Herr Bekmambetov, der schon die beiden Wächter Filme verbrochen (anders kann man das in Hinsicht auf die literarischen Vorlagen nicht nennen) und den sehr unterhaltsamen Wanted gedreht hat, schafft es doch tatsächlich an diesen (ich will das bei der Story und Prämisse mal besonders betonen) Stoff ernst anzugehen. Nichts gegen einen ersnten Film über Abraham Lincoln, aber dann bitte ohne Vampire. Aber in einem Film, der eine so hanebüchene Story, einen so ausgemachten Schwachsinn, als Leitfaden für das Leben von Abe Lincoln nimmt, der kann doch nicht im klassischen für voll genommen werden.
Anstatt Trash pur und einer hirnlosen Action- und eventuell Splatterorgie konzentriert sich Timur Bekmambetov doch wirklich auf die Handlung. Und nun der elementare faux pas, den er dabei begeht: Er versteht dabei keinen Humor. "Abraham Lincoln Vampirjäger" nimmt sich komplett ernst in seiner Handlung. (Fast) Immer wenn es zu Actionszenen kommt, werden diese nicht ausgewälzt, um den Unterhaltungswert hoch zu halten, nein, sie fassen sich erschreckend kurz. Nur um dann weiter das Leben, das Lieben, das Leiden und politische Treiben des Herrn Lincoln zu beleuchten. Das wird allerdings weder sonderlich spannend noch dramatisch getan.
Auf gut Deutsch: "Abraham Lincoln Vampirjäger" zieht sich bei Zeiten wie Kaugummi, die nett inszenierten Actionszenen sind sehr kurz und Beiwerk. So manches sah man schon im Trailer, der Lust auf mehr gemacht hat, fast in voller Länge. Aber bei all dem Gemecker muss man dem Film doch eines zugestehen: Die zwei Szenen, in denen Timur Bekmambetov wirklich loslegt, können sich echt sehen lassen. Zum einen wäre da der Showdown, zum anderen die Verfolgungsjagd auf einer Herde gallopierender Pferde. Optisch macht es etwas her, inszenatorisch macht es Spass und es zeigt (leider) eines: Was der Film hätte werden können. Da braucht man nicht weiter über die soliden Aktuere, die CGI Blut-FX und weiteres diskutieren.
"Abraham Lincoln Vampirjäger" ist eine stilistisch nett anzusehende, aber vergebene, Chance auf einen modernen Edeltrashknaller. Der Film ist bei weitem nicht schlecht wie mein Review klingen mag, aber er konzentriert sich viel zu ernst auf seinen Hauptcharakter, dessen Treiben abseits des Vampirjagens und die Story, anstatt auf seine potentiellen Stärken.