Review

Endlich mal ein Präsident, der nicht nur Worthülsen verschießt...

Vielleicht habe ich in letzter Zeit zu viele anspruchsvolle Filme geguckt, zu viel Arthouse, zu viel Klassiker, vielleicht wurden weder 4K-TV noch Soundanlage genug genutzt, vielleicht lag es am Schnapperpreis oder auch an ein paar positiven Kritiken im Hinterkopf - vielleicht bin ich aber auch einfach nur etwas masochistisch veranlagt & sehe ab und an auch gerne mal einen richtigen Quatsch-Film. Wahrscheinlich war es eine Mischung aus all dem, warum ich mir nach jahrelangem Stirnrunzeln & "Never"-Schreien, doch noch "Abraham Lincoln Vampirjäger" gegönnt habe. Immer nachdenken, interpretieren, nachlesen & konzentrieren geht einfach nicht - es war Zeit für Hirn-aus-Bier-ein. 

Der berühmteste amerikanische Präsident kämpft hier nicht nur gegen Sklaverei & die Südstaaten - sondern vor allem gegen untote Beißer mit Vorliebe für vorlaute Politiker mit Ambitionen & Träumen. Schön dass der junge Abe fix einen Ausbilder findet, der ihn in die große Kunst des Vampirkillen einweiht. Schnell noch die Axt geschnappt & nebenbei Jura-Studium & große Liebe klar gemacht - kein Wunder, dass die Wähler da nur beeindruckt sein konnten ;). Bei Cover, Trailer & Titel kann, ja muss man fast große Grütze erwarten. Ist es auch irgendwie - verdammt spaßige aber auch oft. Keine Schande hier gute 100 Minuten zu haben. Vielleicht nur nicht zu oft gucken auf Grund massivem Gehirnschmelz-Abbau...

Was ich mochte: die Action ist blutiger & besser gemacht, als erwartet. Hätte noch mehr roter Lebenssaft fließen können, hätte aber im schlimmsten Fall auch komplett blutarm überhaupt kein Spaß machen können. Die Darsteller sind top, ein paar kleine Namen, deren Gesichter man mittlerweile aber zu recht durchaus kennt. Die Länge war perfekt, Abwechslung war da, von (ganz) leichtem Grusel bis zu Vampir-Bürgerkrieg-Action. Der Film nimmt sich zu ernst, ist sich dabei aber dann doch irgendwie über seine Dummheit bewusst & spielt es vielleicht gerade deswegen so runter... oder auch nicht^^. Dazu zeigen ein paar Effekte Muskeln & das Tempo passte, wenn auch nicht immer gleichmäßig flott. Tolle Soundeffekte & cooler Look, wenn auch etwas zu viel Computereffekte. Interessant in geschichtliche Ereignisse eingebaut. HighBudget-Genre-Bullshit.

Was ich nicht mochte (leider doch mehr als ich dachte, erst recht jetzt mit klarem Kopf): viel zu viel CGI, hanebüchenes Finale (aber irgendwie auch so blöd, dass es fast schon wieder cool ist), viel zu selten Augenzwinkern, zu viel Slo-Mo in den Kampfsequenzen. Die Vampirgesichtseffekte, ein coolerer Soundtrack wäre schön gewesen, seltsam schwache Kanonen- & Axtfuttervampire. Alles wirkte manchmal seelenlos & wie ein mieses Videospiel oder eine Zwischensequenz dort. Teilweise zu blutleer, zu wenig Kultiges, zu wenig Selbstironie & eindeutig zu hohl für einen klaren Kopf. Kaum Spannung, kaum gruselige Vampire. Action über Horror. Szenen zum Kopfschütteln. Flache Dialoge. Schon viel, es wird mit der Zeit auch nicht weniger - hätte aber weitaus schlimmer sein können & Vieles davon fällt weg, wenn man den Hirnschalter findet. Nur nachher dann nicht wieder das Anmachen vergessen...

Fazit: wer absoluten Bodensatz erwartet, könnte positiv überrascht werden. Spaßiges CGI-Fest, dass sich gleichzeitig (zu) ernst nimmt aber so over-the-top ist, dass man die abgedrehte Idee & Einbettung in die US-Geschichte schon feiern kann... aber bitte kein Meisterwerk erwarten, sondern nur eine akzeptable Mischung aus "Van Helsing", "Lincoln", "Blade", "Gettysburg" & "Wild Wild West". Muss man aber auch erstmal so umsetzen & die Eier in Hollywood haben, dazu sein OK & kein allzu kleines Budget springen zu lassen...

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