Bei vielen Filmen aus meiner Kindheit/Jugend ging die Rechnung auch noch heute auf: Was sich damals gut angefühlt hatte, war 25 Jahre später noch genauso gut. Lediglich der Glücksbärchi-Film, den ich mal 1983 richtig groovy fand, schnitt vor einem Jahr so katastrophal ab, dass ich beinahe impotent geworden bin und ich es nicht einmal ansatzweise gewagt habe, eine Review zu schreiben. Das Teil ist für Baby und Kleinkinder bis maximal sieben Jahre mit Sicherheit eine absolute Bereicherung und auch besser als die Teletubbies. Aber als mündiger Bürger kann man sich so etwas nicht mehr reinziehen.
Leider schlägt auch "Timerider - Das Abenteuer des Lyle Swann" in dieselbe Kerbe, jedoch aus anderen Gründen. Damals als dieser Film neu war und ich noch Luft wichste, war er gigantisch: Zeitreisen paniert mit einem Motor Cross Bike. Yeah, ein richtiges wtf-Erlebnis für pubertierende Nieten wie mich. Aber gerade heute hab ich mir ihn wieder angeschaut und fast die Nerven verloren.
Lyle Swann (Fred Ward) ist Motocross-Biker der ersten Stunde und daddelt sinnlos durch die Wüste, bis er durch einen blöden Zufall in eine Zeitschleife gerät, die eigentlich für ein kleines Äffchen gedacht war. Somit landet er im Wilden Westen und kann es nicht glauben - sowie wie sämtlich damals lebende Personen auch nicht. Er gerät ins Visier des fiesen Ganoven Porter Reese (Peter Coyote) und bekommt ungeahnt Hilfe von der hübschen Claire (Belinda Bauer) und einem Priester (Ed Lauter). Wird Lyle Swann diesen Kleinkrieg gewinnen und wieder in seiner Zeit zurückkehren können?
Ja, diese Frage habe ich mir auch öfters gestellt. Aber heutzutage geht mir natürlich die Latz auf, wenn man zwanzig Minuten Fred Ward auf einem Bike durch die Wüste hoppeln sieht. Das war als kleiner Bub, als ich noch Ernte 23 rauchte, ganz geil, aber heute wirkt das nicht mehr. Auch hat der Film Probleme mit dem Zahn der Zeit, was andere Filme ("Interceptor", "L.I.S.A. - Der helle Wahnsinn oder "Daddy Cadillac") nicht haben. So ein altes Geländemotorrad, das selbst für 1982 selbst schon ziemlich daneben war, entpuppt sich 30 Jahre später als astreiner Witz. Mal ganz abgesehen von Wards Kleidung. Die ungewollte Zeitreise passt von der Logik her genauso wenig rein und selbst der Wortwitz will dann auch nicht zünden, als Ward im Wilden Westen angekommen ist. Er röchelt zwar ein paar mal ein paar Zukunftssätze wie "Supermarkt, Knicklichter oder Tankstelle" heraus, aber dennoch bleibt der Witz auf der Strecke, da die Haudegen von Cowboys dies einfach so hinnehmen. Da hätte man mehr rausholen können.
Auch der andere Weg, dass sich unser Held nicht mal vor dem Abspann im Klaren ist, dass er hier eine Zeitreise durchgemacht hat, klaut der Bewertung weiterhin Punkte und so sehen wir uns eine marginale Story um das Motocross-Bike an, bei dem auch so manche Brutalitäten nicht für eine FSK12 reinpassen. Klar, wir haben es hier nicht mit "Hexen bis auf´s Blut gequält" zu tun. Dennoch gibt es gerade für Frauen gut auf die Fresse, was einfach nicht passt und völlig humorlos auf den Bildschirm gekippt wurde.
So sehen wir ein Haufen sinnlosen Shoot Outs zu, bei denen 90% Luftlöcher geschossen werden und es dazwischen keinen einzigen Höhepunkt gibt.
Leute, die mit einem Smartphone aufgewachsen sind, werden dieses Stück Film wohl schon nach fünf Minuten aus dem Player schmeißen um "Angry Birds" zu daddeln, aber selbst ich als "Hardcore-Fan" von diesem Streifen musste mich durchwurschteln, dass ich nicht abschalten musste.
Normalerweise hätte "Timerider" noch weniger Punkte verdient, aber aus Nostalgiegründen sowie reiner Selbstverletzung komme ich noch auf
4/10