Unschuldig kommen die kleinen Menschlein auf diese Welt. Davon bin ich überzeugt. Eines aber ist sicher: Das kleine Gehirn des Embryos im Schoß der Mutter zeichnet ab der ersten Sekunde seiner Funktion alles auf, was seine Nervenzellen melden. Die Denk/Gefühlszentrale dieses kleinen Wesens fühlt von Anfang an alles mit, was die Mutter in der Schwangerschaft fühlt und erlebt, und speichert es.
Ab der Sekunde der Geburt stürmen zusätzlich die vielfältigen Signale seines Umfeldes auf das Kleine ein, alles fräst sich in seinen Lernspeicher, sein Gehirn. Es lernt zu fühlen, zu denken, zu verstehen, zu sprechen. Es lernt seine Eltern kennen, eventuelle Geschwister, sein Bettchen, sein Zimmer, seine Spielzeuge, seine Spielkameraden. Es lernt zu gehen und sich sicher zu bewegen. Seine kleine Welt wird durch die Informationen der Eltern geformt, durch Freunde und Bekannte, später durch Lehrer oder Professoren. Bei Einigen entsteht relativ schnell ein eigenes und unabhängig denkendes Ich, bei Vielen erst nach einiger Zeit, bei manchen nie.
Gar nicht so schwer, einen guten Menschen zu schaffen, meint man. Einzige Voraussetzung dafür ist das Verhalten der Menschen, meint man. Das Verhalten der Menschen, die mit dem neuen kleinen oder jungen Menschen zu tun haben, meint man. Das gute Beispiel, Erziehung nennt man das. Ein Vorbild zu sein, verständig und vernünftig und nachsichtig, aber konsequent. Wenn da nicht unsere Hormone wären, die Ursache für unser alltägliches Gefühlschaos. Und die Ursache dafür, daß Viele von uns mit ihrem eigenen alltäglichen Dasein zu kämpfen haben. Wir kommen oft nicht mal mit uns selbst zurecht, geschweige denn mit unseren Mitmenschen. Und wir sollen ein Vorbild sein?
Das Ergebnis unserer Erziehung ist meist eher durchwachsen. Das zeigen deutlich die vielen angeblich „schwer erziehbaren“ Jugendlichen. Und die vollen Wartezimmer der Psychoterrorpathen. Richtig gelesen: Psychoterrorpathen, nicht Psychotherapeuten. Ich sah mal eine Talkshow im Fernsehen, mit mehreren Lehrbeauftragen der Fakultät für Psychologie der LMU. Das ist eine ganz besondere Spezies von Scharlatanen, das sieht wirklich jedes Kind. Alles Verrückte, echt!
In der Zeit meiner Persönlichkeitsbildung hatte ich auch mal das Bedürfnis nach Gesprächen mit solchen „Mentalprofis“. Das führte anfangs zu Traurigkeit, später zu Wut, schlußendlich zu einem Lacherfolg ohne Gleichen. Und wer als halbwegs Intelligenter und Gebildeter „Freud“ liest, der greift sich an den Kopf.
Kein Wunder also, daß auf diesem Planeten schon immer eine ganze Menge von geistigen Krüppeln und Psychopathen herumlaufen. Und die Abartigsten von allen sind und waren die selbsternannten Herrenmenschen, die Nazi-Narren und die SS-Irren.
Wer schon weltweit beruflich mit Kunden oder Kollegen zu tun hatte, der weiß wie unsinnig die Phantastereien der Nazi-“Elite“ sind. In jeder Hautfarbe und in jeder Sprache gibt es Diamanten und Kieselsteine. Nach meinen Erfahrungen sind Menschen mit „farbiger“ Haut sogar weit kreativer und intelligenter als wir Hellhäutigen. Nicht umsonst sind viele Kreativdirektoren, z.B. in der deutschen Automobilindustrie, keine „Arier“ sondern Südländer oder sogar „Farbige“ aus anderen Kontinenten.
Dazu fällt mir ein interessanter „Witz“ ein: Wie mußte man als SS-Mitglied sein? Antwort: Blond wie Hitler (schwarzhaarig), schlank wie Göring (fett wie eine Tonne), groß wie Goebbels (160 cm klein mit Klumpfuß) ... Wohlerzogene und zarte Gemüter mögen mir meine blumige Sprache nachsehen.
Das schizophrene Selbstverständnis der psychisch schwer gestörten SS-Clowns ist in dem Film „Das Massaker von Lidice“ sehr realistisch und bedrückend dargestellt. Ich kann das uneingeschränkt bestätigen. Vor langer Zeit saß ich in einer kleinen ländlichen Gastwirtschaft mit mehren ehemaligen Soldaten der Wehrmacht an einem Tisch, und durfte zuhören. Das waren in Würde ergraute alte Herren, die mit 18 Jahren von den Nazi-Narren zum Kriegsdienst gezwungen worden sind. Alle hatten viel erlebt und viel mitgemacht. Einige davon sind mit ihrer Truppe durch bis zu 10 Länder gekommen, meist im Rahmen von Kampfeinsätzen. Anschließend verbrachten sie bis zu vier Jahren in Gefangenschaft. Diese Erzählungen habe ich anschließend beim Soldatenverein geprüft.
Den Truppen der Wehrmacht folgten damals sogenannte „SS-Einsatzgruppen“. Das waren schlecht ausgebildete Freiwillige, deren Aufgabe es war, das Gebiet ethnisch zu „säubern“. Verwundete, Kinder, Frauen, Kranke und alte Menschen sind ohne Gnade geschlachtet und in Massengräber verscharrt worden. Halt wie in den Konzentrationslagern. Ziel war es, neuen Lebensraum für nachfolgende deutsche Siedler zu schaffen. Absolut keine SS-Helden, sondern menschlicher Abschaum. Wenn die alten Soldaten davon erzählten, waren sie betroffen und bedauerten das zutiefst. Diese Alten waren Soldaten und keine Monster.
Der Film „Das Massaker von Lidice“ schildert eine der grauenvollsten Aktionen aus der grauenvollsten Zeit der deutschen Geschichte, der sozialistischen Nazi-Diktatur. Schon einige Zeit vor Beginn des zweiten Weltkrieges hatte das deutsche Reich die Tschechoslowakei besetzt, und vollmundig zu einem deutschen „Protektorat“ erklärt. Dieses Land ist zwar meist kein direkter Frontschauplatz gewesen, hat aber unter der drakonischen Herrschaft der SS-Schergen mehr als gelitten. Die Tschechoslowakei ist während der gesamten Kriegszeit als Produktionsstandort für Kriegsmaterial jeder Art mißbraucht worden. Himmler sagte damals (historisch nachgewiesen): „Die Tschechen und Slowaken brauchen wir jetzt als Arbeiter, mit Denen rechnen wir später ab“.
Hauptort der Handlung ist das kleine Dorf Lidice in der Nähe von Prag, mit etwa 200 Einwohnern. Während der Besatzungszeit und als der Krieg beginnt, ändert sich zunächst für die Leute dort wenig. Man sieht deutsche Truppenkolonnen vorbeiziehen, die Fronten sind weit entfernt. Die Männer arbeiten alle in einer Gießerei für Wehrmaterial. Jüdische und Kommunisten fliehen bald nach Kriegsbeginn, und setzen sich nach England ab.
Einige tschechische Bürger werden mehr oder weniger zur Kollaboration mit den Nazi-Besatzern gezwungen, müssen Freunde und Bekannte verraten, und leiden sehr darunter. Die einzigen Alternativen: Konzentrations-lager oder Hinrichtung. Die alten Leute ziehen sich mehr und mehr in die Gärten ihrer Häuschen zurück.
Die jungen Frauen und Männer arbeiten in den Residenzen der SS-Bonzen, die sich vor allem durch proletenhaftes und großspuriges Verhalten auszeichnen. Wie nicht anders bei solchen Typen zu erwarten, versuchen die SS-er ständig zu intrigieren, und sich gegenseitig zu hintergehen. Permanentes Posten-Gerangel und Streitereien um Zuständigkeiten sind die Regel. Anders als die wirklich durch und durch unschuldigen anderen Einwohner Lidice's beschäftigen sich die Jüngeren mit Fluchtgedanken und Partisanen-Phantasien, allerdings ohne reale Aktionen.
Die trügerische Ruhe ändert sich gravierend, als der in Prag residierende und eher kommode tschechische Kommandant des Protektorats durch den blutrünstigen Heydrich, einen hochrangigen SS-er, ersetzt wird. Heydrichs brachialer und gewalttätiger Führungs-stil versetzt das ganze Land in Angst und Schrecken. Reihenweise werden plötzlich Leute aus fadenscheinigen Gründen wegen unbewiesenen oder geringfügigen Vergehen hingerichtet. Heydrich führt sich auf wie ein Halbgott. Alle die für und bei ihm arbeiten, leiden unter permanenter Angst und Schockzuständen.
Völlig überraschend kommt Heydrich in Prag bei einem Attentat ums Leben. Der eigentlich ziemlich miserabel vorbereiteten und mehr als kläglich ausgeführten Aktion kommt zu Gute, daß der zutiefst gehasste Heydrich nahezu ungeschützt in der Stadt unterwegs war. Heydrich galt als sehr intelligent und absolut gefühlskalt, und war heißester Anwärter auf die Nachfolge für den in der SS-Führungsriege ungeliebten Himmler. Besonders bitter ist für die rasende Nazi-Führung, daß Heydrich allgemein respektvoll als „das Gehirn von Göring“ bezeichnet worden ist. Schwerste militärtaktische Fehler Görings in der Folgezeit hatten sicherlich vor allem mit dem Tode von Heydrich zu tun, seinem Vordenker und Strategen.
Die nun beginnende hektische Suche nach den Verantwortlichen bleibt ungewöhnlich lange ohne Erfolg. Der Druck der SS-Führung steigt, Ergebnisse müssen her, koste es was es wolle. Das Verhängnis für Lidice nimmt nun seinen unglückseligen Verlauf. Ein in Lidice gefundener und verschlüsselter Liebesbrief wird von den SS-Schergen in böser Absicht als Anordnung für die Exekution Heydrichs interpretiert. Eine SS-Totenkopf-Einheit besetzt das Dorf, sperrt alle Einwohner ein, und durchsucht den gesamten Ort penibel auf weitere Hinweise.
Da nichts Verwertbares gefunden wird, deponiert die Einheit ein britisches Funkgerät in einer alten Scheune. Dieses Gerät wird bei einer weiteren Razzia entdeckt. Damit ist die angebliche Schuld des absolut unschuldigen Dorfes bewiesen. Das Urteil wird sofort vollstreckt. Die Männer werden auf dem Platz vor der Kirche zusammengetrieben, und Mann für Mann erschossen. Ein Leichenberg von mehr als 100 Personen ist die schreckliche Folge.
Kinder werden von ihren Müttern getrennt, die Frauen werden in ein Konzentrationslager transportiert. „Arische“ Kinder (Haarfarbe, Augenfarbe, Größe, Statur, Wesen etc.) werden aussortiert, in ein Erziehungslager gebracht und zu „guten“ Nazi-Kindern geprügelt. Die anderen Kinder werden in einen Vergasungswagen getrieben, mit den Abgasen des Lkw's umgebracht, und in einem Massengrab verscharrt. Das ganze Dorf wird angezündet und eingeebnet.
Fassungslose frühere Einwohner, die zum Zeitpunkt des Massakers abwesend waren, stehen erschüttert vor der verkohlten und von Trümmern übersäten ebenen Fläche. Als die Rote Armee nach dem Zusammenbruch der Ostfront und dem damit verbundenen heillosen Rückzug der Deutschen Wehrmacht herannaht, flüchten die SS-er in Panik. Zurück bleiben ein gequältes Volk in einem geschundenen Land, ein zermalmtes Dorf und Massengräber.
Jahre nach Kriegsende finden sich Menschen zusammen, und bilden eine Aktionsgemeinschaft. Mit Hilfe der tschechischen Behörden wird das Dorf wieder aufgebaut, schöner und größer als zuvor. Es wird ein Mahnmal errichtet, das seither ein Wallfahrtsort für friedliebende und in Ehren gedenkende Menschen aller Länder ist.
„Das Massaker von Lidice“ ist von tschechischen Künstlern mit Hilfe von tschechischen Staatsbürgern realisiert worden. Es ist ein ergreifendes, schockierendes und dabei frappierend nüchtern gemachtes Filmdokument entstanden. Rachegelüste, Feindideologien, Verhetzungen..., nichts von alle dem.
Die realitätsnahe und wirklichkeitsgetreue Darstellung ohne zusätzliche Dramatisierung ehrt die Produzierenden, und das tschechische Volk. Deutschland muß sich in Grund und Boden schämen, für das in seinem Namen begangene abscheuliche Verbrechen. Genauer gesagt: WIR müssen uns dafür schämen, bis in alle Zeiten.
Ich habe zu Beginn beschrieben, wie aus kleinsten Anfängen ein menschliches Wesen heranwächst. Wie aus einem absolut unschuldigen Geschöpf durch Lernen und Erziehung ein guter Mensch werden kann. Wenn man daraus einen guten Menschen machen will. Nur gute, anständige, integre und wohlerzogene Menschen werden alles tun, damit sich ein Massaker wie in Lidice nie wiederholt.
Wer heutzutage die äußerst bedenklichen Inhalte der Aussagen von Lehrkräften in deutschen Grundschulen hört, dem muß die Zornesröte ins Gesicht steigen. Eltern von kleinen Kindern verkünden in Deutschland voller Stolz, daß Adolf Hitler ihr Gott sei, und immer sein wird. Unsere aktuelle Regierung tut alles, um die Deutschen auf Deutschland zu konzentrieren. Das Ausland wird allgemein als minderwertig und verachtenswert dargestellt. Nicht offen und direkt, aber erkennbar manipulativ.
Junge Leute schreien herum, daß sie SS-Mitglied seien. Mitglied einer Verbrecherorganisation, die seit Kriegsende strengstens verboten ist. Hohe Geldstrafen und Gefängnisstrafen stehen im deutschen Strafgesetzbuch für jeden, der sich nur mit Zielen und Absichten dieser Schweine identifiziert.
Und Nachfahren von früheren Bewohnern Ostpreußens und Sudentendeutsche fordern offen und öffentlich die „Rückgewinnung“ der früheren Besitztümer ihrer Familien. Aber: Bundeskanzler Brandt hat in unser aller Namen rechtswirksam auf diese Gebiete verzichtet. Und ein Schlag ins Gesicht für alle Nazi-Opfer: Deutsche Politiker verwenden in öffentlichen Ansprachen Formulierungen und Textpassagen aus Hass-Reden von Joseph Goebbels.
Ich erlaube mir, dem tschechischen Volk (das ich sehr schätze) zu raten, die Entwicklung der öffentlichen Meinung in Deutschland aufmerksam zu verfolgen. Entsprechende Schlüsse daraus zu ziehen, und Maßnahmen abzuleiten. Wehret den Anfängen.
In unserer informationstransparenten und technisierten Zeit kann sich Vieles kurzfristig verändern. Aber eines ist todsicher: Die deutsche Geschichte der jüngeren Vergangenheit wird sich nicht wiederholen. Nicht mit uns. Todernst und todsicher.