"Comedown" machte im Vorfeld schon auf sich aufmerksam: Capelight reichte den Slasher bei der FSK ein und rechnete sogar mit einer milden FSK16-Freigabe. Doch die "Experten" der Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft verweigerten dem Film selbst eine 18er Freigabe. Zu blutig? Zu explizit? Zu brutal? Man konnte es als geneigter Genre-Fan nur vermuten. Letztendlich bekam der Film im zweiten Anlauf dann doch noch die "Keine Jugendfreigabe"-Kennzeichnung und wir können uns auf einen unzensierten Film freuen, dessen Cover sehr an "The Raid" erinnert (dennoch haben beide Filme bis auf die Location überhaupt keine Gemeinsamkeiten). Nach dem Anschauen frage ich mich ernsthaft, warum solch ein Theater um die Freigabe gemacht wurde. Denn ernsthaft, die paar blutigen Einlagen, die der Film bietet, sind in der Relevanz zur Freigabe lächerlich. Vielleicht lag es aber auch an den ganzen Schimpfwörtern (die heute eh jeder Zwölfjährige schon in seinem Wortschatz hat).
In einem heruntergewirtschafteten, englischen Stadtviertel hat die Gang unter Anführer Jason (Adam Deacon) das Sagen. Unter ihnen ist auch der erst vor kurzem aus der Haft entlassene Lloyd (Jacob Anderson), der mit seiner Freundin Jemma (Sophie Stuckey) ein Kind erwartet. Die Gang soll für ihren Kleindealer, der nebenher noch einen Piratensender betreibt, in dem leerstehenden Hochhaus Mercy Point eine Antenne anbringen. Für ein wenig Stoff und Geld lässt sich die Clique das nicht zweimal sagen. Als sie im obersten Stockwerk angekommen sind, wird nach der erfolgreichen Installation der Antenne erst einmal Party gefeiert. Doch dann verschwindet Jemma spurlos. Zuerst geht die Gruppe davon aus, dass die rivalisierende Gang damit etwas zu tun hätte. Doch weit gefehlt. Denn als es den ersten Toten gibt, bemerkt man, dass sich in dem Hochhaus ein Serienkiller versteckt hält, der es auf die ganze Gruppe abgesehen hat...
Es ist mal ganz schön, wenn wir nicht die üblichen "Ich-fahre-in-den-Wald-Zelten"-Teenies vor die Latz geknallt bekommen, aber diese Clique besteht auch nicht gerade aus den hellsten Glühbirnen. Neben der rauhen Kindheit, die wohl alle hatten, nervt der selbsternannte Anführer Jason permanent mit seinem "Boyz N the Hood"-Gelabere. Lediglich der Charakter Lloyd sticht noch aus der Sechser-Gruppe heraus, der den Helden-Stempel verpasst bekommt, da er hier der einzige Anwesende ist, der vor dem Sprechen mal das Hirn anschaltet. Der Rest der Gruppe geht einfach unter oder ist schlecht gezeichnet.
Man schlägt und rauft sich erst einmal mit rivalisierenden Kids auf den Straßen, bevor es in das Hochhaus geht, das ansich vielversprechend aussieht - ragt es doch wie ein finsterer Stern am Horizont dieser Stadt. Irgendwann geht der Marsch dann doch mal los zur düsteren Hauptlocation, in der man sich in den obersten Stock schleppt. Die gefühlte Laufzeit, die hierfür draufgeht, entspricht ungefähr der realen Zeit, die man benötigt um 25 Stockwerke hochzukrabbeln, was man nicht gerade als atmosphärisch oder spannend bezeichnen könnte. Als würde das nicht schon reichen, wird dann noch in einer heruntergekommenen Wohnung ausgiebig und nochmals gefühlte 30 Minuten Laufzeit Party gefeiert mit immerhin ungewohnter Soundkulisse, die aus Drum n Bass und sonstigen diversen Underground-Zeug besteht.
Der im Haus herumirrende Schlitzer wird während der triefenden Langeweile nur mit Schatten oder Vorbeihuschen angedeutet und als es dann endlich mal los geht, ist die Chance 50:50, dass man die Jagd überhaupt noch mitbekommt. Die Hälfte der Zuschauer dürfte sich schon im Tiefschlaf befinden.
Der Survival-Trip in dem Hochhaus beginnt - wie soll man es anders erwarten - auch erstmal im Schondurchgang, bevor für knapp zwanzig Minuten dann doch noch die Hölle ausbricht. Der Bodycount erhöht sich, Ausgänge werden versperrt (wobei ein Maschendrahtzaun mit Dachleisten mich nicht aufgehalten hätte) und auch manche Charaktere, die man schon in Schubladen gesteckt hatte, blühen auf einmal auf. Das Ende hingegen kann in meinen Augen wieder punkten, da der Ausgang recht ungewöhnlich ist.
An was "Comedown" vorallem krankt, ist, dass dieser Film eine gefühlte Ewigkeit benötigt, um in die Gänge zu kommen, jedoch ohne in dieser wertvollen Spielzeit was Verwertbares zu zeigen. Desweiteren bleiben viele Charaktere eindimensional, während die Drehbuchschreiber dem Obernervbeutel Jason viel zu viel Screentime eingeräumt haben, um dreihundert Schimpfwörter abzulassen, die zudem noch dermaßen aufgesetzt wirken, als würden sie aus dem Mund eines unreifen, zehnjährigen Spaten kommen.
Der Slasheranteil kann einigermaßen punkten, wobei man hier auch letztendlich höchstens von Mittelmaß reden kann. Dabei meine ich nichtmals den laschen Gore-Anteil (der mit einer Nagelpistole seinen Höhepunkt findet) sondern eher das "Wie". Die Kids rennen unlogisch denkend durch die Gegend, flüchten, greifen mal an oder laufen in eine Sackgasse. Die Reihenfolge wird ein paar mal wiederholt, während der Killer total farblos bleibt und meuchelt. Dann schaue ich doch lieber zweimal hintereinander den ähnlich gelagerten "See no Evil".
"Comedown" dürfte höchstens für Slasher-Komplettisten einigermaßen interessant sein.
4/10