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Vor knapp sechs Monaten hat die Familie Rhodes ihr neues Eigenheim auf dem Lande bezogen, und mittlerweile haben sich das Ehepaar Michael (Robert Stack, Eliot Ness in der TV-Serie The Untouchables) und Christine (Vera Miles, Psycho) sowie deren sechszehnjährige Tochter Melissa (Margaret Willock) auch schon gut eingelebt. Kein Wunder, ist das Haus mit Pool, Sauna und einem Stall für die Pferde doch sehr komfortabel ausgestattet. Nur mit dem Strom gibt es manchmal Probleme, und just als ihre Freunde Felix (Herb Edelman, The Odd Couple) und Audrey (Dena Dietrich) zu Besuch sind, fällt dieser auch prompt aus und sie sitzen wieder einmal allesamt im Dunkeln. Am nächsten Tag ist dieses Problem natürlich behoben, allerdings häufen sich andere seltsame Vorkommnisse, welche die Rhodes sehr beunruhigen. Melissa wacht des Nachts schreiend auf und ist der Meinung, jemand hätte sie im Schlaf angefaßt. In einem Wandschrank haben es sich Erdhörnchen gemütlich gemacht, und die Badewanne läuft über, als jemand sie verstöpselt und den Wasserhahn aufgedreht hat. Ein trainierter Wachhund - ein Schäferhund namens Adolf - soll für Sicherheit sorgen, doch kaum haben sie ihn angeschafft, liegt Adolf auch schon totgetreten im Pferdestall. Dann taucht urplötzlich ein pensionierter Arzt namens Gillgreen (Ted Gehring) auf und zeigt großes Interesse daran, das Haus zu kaufen. Sheriff Berlinger (L.Q. Jones, The Wild Bunch) ist keine große Hilfe, da er die Schilderungen der Familie für übertrieben hält und es keinerlei Beweise für ihre Behauptungen gibt. Die Rhodes sind also auf sich allein gestellt, während sich die mysteriösen Ereignisse rasch zuspitzen.

The Strange and Deadly Occurrence ist ein für das amerikanische Fernsehen unter der Regie von John Llewellyn Moxey (The City of the Dead) entstandener Gruselthriller, der für Genrefans durchaus einen Blick wert ist, obwohl es der Geschichte an Originalität mangelt. Moxey versteht es jedoch, das von Sandor Stern (Pin) geschriebene Drehbuch dermaßen spannend und packend in Szene zu setzen, daß die Zeit wie im Flug vergeht und man blendend unterhalten wird. Die Spannung ergibt sich vor allem daraus, daß man lange im Unklaren darüber gelassen wird, welcher Art die Bedrohung eigentlich ist. Wird das Haus der Rhodes etwa von einem bösen Geist heimgesucht? Schließlich hat das Gebäude eine unschöne Vorgeschichte, war es doch ursprünglich eine spanische Mission, in welcher man sich um kranke Menschen kümmerte. Als eine Frau im Jahre 1884 starb, tötete der trauernde Witwer in seiner Wut alle Bewohner und fackelte das Haus anschließend ab. Möglicherweise spukt er immer noch auf dem Grundstück herum. Andererseits könnte es aber auch sein, daß ein Unbekannter hinter den Vorkommnissen steckt, der die Familie, aus welchen Gründen auch immer, terrorisiert. Schließlich streut Moxey die eine oder andere POV-Sequenz ein, kombiniert mit schwerem Atmen auf der Tonspur, die in diese Richtung deuten könnte. Was immer es ist, es sorgt dafür, daß das Traumhaus für die Familie langsam aber sicher zum Alptraum wird. Moxey und Stern ziehen alle Register, um eine beunruhigende Atmosphäre der ständigen Bedrohung zu kreieren, und sie steigern diese im Verlauf des Filmes konsequent. Das laute, unerklärliche Pochen, das direkt aus den Wänden zu kommen scheint, ist z. B. ein Garant für einige Sekunden Gänsehaut.

Moxey versteht sein Handwerk, keine Frage. Er schafft es nicht nur, die Spannung über (fast) die gesamte Laufzeit hoch zu halten, ihm gelingen auch noch zwei, drei intensive Gruselmomente, die dem Betrachter wohlige Schauer über den Rücken rieseln lassen (Stichwörter: Kleiderpuppe; Autoschlüssel). Natürlich ist The Strange and Deadly Occurrence eher minimalistisch angelegt; spektakuläre Action, aufwändige Spezialeffekte und explizite Gewaltdarstellungen (hier fließt nicht einmal ein einziger Tropfen Blut) sucht man im US-Fernsehen der 1970er-Jahre vergebens. Der Film beweist jedoch einmal mehr, daß es all diese Dinge nicht braucht, um eine interessante Geschichte spannend und fesselnd über die Bühne zu bringen. Die Schauspieler überzeugen in ihren jeweiligen Rollen, wobei die Familie Rhodes sehr sympathisch dargestellt wird. Deshalb fällt es auch entsprechend leicht, mit ihnen mitzubangen. Dr. Gillgreen ist ein undurchschaubarer und ziemlich gruseliger Charakter, während Sheriff Berlinger ein echter Macho ist, überzeugt davon, daß die aus der Großstadt hergezogenen Rhodes mit dem Landleben überfordert sind. Des Rätsels Lösung, also was genau dahintersteckt, wird das Publikum möglicherweise entzweien. Die einen werden eher enttäuscht sein, die andern wohl recht zufrieden. Ich finde, die Auflösung ist gelungen, da sie nachvollziehbar ist und für einen überraschend intensiven Showdown sorgt. Wer also an Filmen Gefallen findet, welche ihre Geschichten ruhig und geradlinig präsentieren und die das Grauen überwiegend im Kopf des Zuschauers entstehen lassen, der wird mit The Strange and Deadly Occurrence gut bedient. Kein vergessener Klassiker also, aber ein ausgesprochen kurzweiliger Made-for-TV-Chiller.

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