Immer, wenn ich einen Film gesehen habe, der mich nach dem Anschauen nicht loslässt, begebe ich mich auf Spurensuche im Netz, um die Meinung anderer nachzulesen. Oft ist dieses Vorgehen hilfreich bei der Verarbeitung des Gesehenen und ich gelange irgendwann zu einem "vorläufigen Fazit".
Im Fall von "This ain't Cailfornia" hat sich dieses Vorgehen als zwiespältig erwiesen, denn sehr schnell stieß ich auf einen Artikel, der den Film aufgrund der nicht dokumentarischen Anteile, die nicht eindeutig gekennzeichnet werden, recht scharf verurteilt. Auch die Kritiken auf vielen der bekannten Plattformen lieferten ein zerrissenes Bild. Etlichen begeisterten Stimmen stehen höchst kritische Aussagen gegenüber, wobei sich die Kritik vor allem auf den pseudodokumentarischen Aspekt des Films bezieht.
Ich war verwirrt, meine Euphorie drohte zu verfliegen... Aber nix da! Manchmal ist es besser, weniger zu lesen und sich einfach auf sein eigenes Urteil zu verlassen. Ich möchte mich ganz klar dafür aussprechen, diesen Film zu sehen! Die Frage nach der dokumentarischen Eindeutigkeit ist nämlich aus meiner Sicht letztlich nicht so bedeutend wie es die kritischen Stimmen vermuten lassen. Direkt zu Beginn des Films wird außerdem darauf hingewiesen, dass es sich nicht um eine reine Dokumentation handelt. Trotz des Wissens um diese Tatsache habe ich das beim Sehen vollkommen vergessen und das sagt über die Qualität des Streifens sehr viel aus.
Die Geschichte über die Skateboardszene der DDR ist viel mehr als nur eine Aufarbeitung der Entwicklung dieser speziellen Sportart, über die ich wenig bis gar nichts weiter wusste. Hier geht es darüber hinaus um so viele wichtige Dinge: Freundschaft, die Zeit der Jugend, das Infragestellen von Autoritäten, die Bedeutung des Reisens, den Drang nach Freiheit, die Sehnsucht nach dem Unbekannten, Jugend, Heimat und Unangepasstheit (um nur einige zu nennen). Weil der Film all das uns noch viel mehr technisch und erzählerisch nahezu perfekt in faszinierenden Bildern und mit einer Leichtigkeit erzählt, ist die Frage nach den Grenzen von Wahrheit und Fiktion nicht zentral, zumindest nicht für mich. Ich habe noch keinen Film gesehen, der das Lebensgefühl dieser Zeit so wunderbar eingefangen und spürbar gemacht hat. Und diese Qualität des Films ist das, was ihn ausmacht und mich so mitgenommen hat. Wie oft erlebt man das schon noch?!
Unvergesslich bleibt für mich vor allem auch eine Sequenz des Films: eine Bildmontage von Surfern in Kalifornien und Skateboardern, die mir diesen Sport und vor allem das damit verbundene Lebensgefühl so klar vor Augengeführt hat, wie es Beschreibungen niemals leisten könnten.
In einer der Kritiken im Netz war zu lesen, dass dies "vielleicht einer der besten Filme über die DDR überhaupt" sei. Dieser Einschätzung möchte ich mich von ganzem Herzen anschließen. Und deshalb kann ich abschließend nur noch einmal dazu auffordern, sich diese "Doku-Fiktion" unbedingt anzusehen. Macht euch euer eigenes Bild!