Review

"Werwolf - Das Grauen lebt unter uns" (USA 2012, aka "Werewolf: The Beast among us") von Regiesseur Louis Morneau, der mit einigen kleineren, aber gut gemachten Filmen den Zuschauern Freude bereitet hat ("Soldier Boyz", "Joy Ride 2", "Bats 1", "Carnosauruns 1", "Hitcher 2", "Retroactive", usw.) aber leider nur Filme zwischen 1991 und 2012 gedreht hat, danach keinen mehr.
Es ist ein Universal-Film, der einerseits die alten Klassiker der 40er Jahre ehren will, andererseits aber auch frischen Schwung bringt. So hat man sehr zur Freude der Gruselfans die Handlung Ende des 19.Jahrhunderts platziert. In historischen Kostümen und mit einer herrlich ausgewählten Kleinstadtkulisse (Rumänien) kommt gleich ein ganz anderes Flair auf, als wenn der Film in unserer schnöden Zeit spielen würde.
Die verwendeten Waffen sind ein Zwischending. Einerseits sind sie stilecht dem Ende 1890er Jahre zuzuschreiben, andererseits sind sie teilweise auch etwas modern aufgepeppt, z.B. eine Armbrust, die mit 3 Pfeilen schiesst. Die temporeiche Verwendung dieser Waffen ist dann eindeutig einem modernen Stil zuzuschreiben. Da werden Messer im Sekundentakt geworfen oder ein Flammenwerfer eingesetzt. Die Pistolen werden blitzschnell im Stil eines Revolverhelden gezogen, aber hey, dies war die Zeit, in der viele Kilometer weiter der Wilde Westen existierte - warum sollen nicht auch in einem anderen Teil der Welt Leute ihre Revolver benutzt haben wie Cowboys?
Mir persönlich sind die Actionszenen ein wenig zu schnell. Nicht nur der blitzschnelle Waffeneinsatz, sondern vor allem der CGI-Werwolf, der in Hochgeschwindigkeit herumspringt, wie ein Eichhörnchen auf Speed. Der ist so schnell, daß sie ihn sogar mit Dauerfeuer aus einem Gatling-Maschinengewehr nicht treffen. Etwas behäbiger hätte er ruhig sein dürfen, d.h. ja nicht, daß er wie Opa daherschluren soll, aber muss es denn heute immer gleich überdimensionale Geschwindigkeit für Monster aller Art sein?
Das hört sich jetzt schlechter an, als es letztendlich im Film ist, denn trotz flotter Szenen hat der Film noch genug Optik und Übersicht, daß man auch den Werwolf gut sehen und genießen kann. Zwar nicht so wie in den noch genußreicheren handmade-Filmen der alten Epochen, aber für einen modernen Film ist "Werwolf - Das Grauen lebt unter uns" schon ganz lecker.
Die Effekte sind gut, streckenweise sogar sehr blutig. Man fährt mit der Kamera dicht an zerfleischte Leichen heran, die werden in anderen Filmen auch mal medizinische auseinander geschnitten. Es wird gekratzt, gebissen, gestochen, geschossen...und manchmal explodiert ein ganzer Kopf eines Infizierten, der sich gerade in einen Werwolf verandeln will, auch blutigst. Ein ganzes Pfund Härte bringt dieser Film mit. Heute sind die Maßstäbe verschonen, deswegen FSK 16, aber noch 1990 hätte er mit äußerster Mühe und bitten gerade man so eine FSK 18 bekommen. Schade ist nur: Wenn der Film schon eine Höhe in der Härte erklimmt, die 90 % aller Werwolffilme nicht erreichen, warum geht man dann nicht einen Schritt weiter und legt noch mal ein Pfund drauf, indem man dann zeigt, wie der Wolf große Stücke aus dem Fleisch der Opfer herausreißt und andere heftige Dinge? Meistens werden die Tötungen der vielen (!) Opfer ja gezeigt, aber manchmal wird auch abgeblendet. Einen Moralpreis bekommen solche harten Filme sowieso nicht, Warum dann nicht eine Splattergranate draus machen? Keine geschmacklose wie "Werewolf in a Women's Prison" oder "Braindead", sondern einfach die Schippe mehr als er jetzt hat. Aber auch mit seiner ausgeführten Härte ist er so deftig, daß gegen ihn "American Werewolf" ein Kinderfilm ist. Da liegen wirklich zwei Härtestufen dazwischen und zwar zugunsten von "Werwolf - Das Grauen lebt unter uns".
Ein wirklicher Leckerbissen ist die großartige Besetzung, die nicht nur alle sehr gut spielen, sondern auch einprägsame Typen sind. Die Gruppe von Monsterjägern ist cool und sehr urig, richtige Haudegen der besonderen Art. Anführer Ed Quinn ist uns positive als Widerpart aus "Eureka" bekannt. Eine charismatische Art von Kopfgeldjäger stellt er dar. Steven Bauer ist ein rauher, großspuriger Trapper á la Davy Crockett. Rumänin Ana Ularu ist die toughe Kämpferin, cool, wunderschön und ist so ausdrucksvoll, daß man glaubt sie schon oft gesehen zu haben, auch wenn man noch keinen ihrer Filme kannte. Adam Croasdell ist der Typ pfiffiger Spieler, was er mit viel Charisma und bissigem Charme umsetzt. Auch die Dorfbewohner, denen die Truppe helfen soll, sind durchweg gut besetzt. Besonders aussdruckstark der junge Guy Wilson. Auch seine Mutter und seine Freundin sind top. Wie immer eine gute Leistung bringt auch Stephen Rea, der sicher bekannteste unter der Besetzung.
Was neben Grusel, Action, Härte, Spannung und Schauspielkunst noch so schön ist: Man kann in diesem Film mitraten, wer der Werwolf ist. Die gute Dramaturgie legt ein halbes Dutzend Spuren zu verschiedenen Personen, und am Ende ist die Auflösung komplizierter als sich der kleine Horrorfan vorgestellt hat. Ein ungewöhnlicher und hervorstechender Aspekt ist auch, daß der Werwolf sich unter Kontrolle hat und fast nur Verbrecher, Lügner, Diebe, Halunken tötet. Überwiegend zumindest, aber nicht nur...
Kurzum: "Werwolf - Das Grauen lebt unter uns" ist einer der besten Werwolf-Filme.
(Auszug aus meinem Filmkritik-Buch)

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