Was denkt man, wenn Dwayne "The Rock" Johnson das Cover ziert? Meistens schöne, total sinnlose Action die aber wie die Sau abrockt. Nun, bei "Snitch - Ein riskanter Deal" dürfte das nicht anders sein. Das Cover zeigt einen muskelbepackten, wutbeladenen Rock, im Hintergrund einen Truck der sich brennend wieder in Erz verwandelt... Und dennoch, weit gefehlt.
Bei "Snitch" schaltet Johnson wortwörtlich gleich mehrere Gänge runter als Chef einer Metall-Speditionsfirma und spielt den Familienvater John Matthews. Durch eine prekäre Situation lässt er sich für seinen Filius ins Drogenmilieu einschleusen und will einen Drogenboss ans Messer liefern.
Dabei beginnt "Snitch" ganz harmlos: John´s (Dwayne "The Rock" Johnson) Sohn Jason (Rafi Gavron) lässt sich durch Leichtsinn von seinem Freund Greg davon überreden, für kurze Zeit Drogen bei sich zu lagern. Widerwillig sagt er zu. Doch als der Postbote vor der Haustür steht und Jason das Päckchen gerade öffnet, steht die Polizei vor der Tür. Jason flüchtet, wird bei der Flucht überwältigt und wandert in den Knast. Ihm drohen dank der enormen Menge an Drogen eine Haftstrafe bis zu 25 Jahren. Daraufhin setzt sich John mit der Staatsanwältin Joanne Keeghan (Susan Sarandon) auseinander, die nur eine Haftmilderung aussprechen kann, wenn Jason größere Fische verraten würde. Da Jason aber keine kennt und seine Kleindealerfreunde nicht verraten will, handelt John einen Packt mit der Staatsanwältin aus: Er soll einen großen Drogenboss zur Strecke bringen. Mit Hilfe seines Zeitarbeiters Daniel James (Jon Bernthal, spielt in "The Walking Dead" mit - hier mit anderer Synchronstimme) steigt er in das Millieu ein, ohne zu erahnen, dass dort andere Regeln gelten. John arbeitet inkognito mit Agent Cooper (Barry Pepper) zusammen und jeden Schritt, den er weiter geht, könnte für John tödlich enden...
"Snitch" ist definitiv mehr Drama als Action. Einordnen würde ich ihn dennoch unter dem Genre Thriller, bei dem sich verschiedene Familienverhältnisse mit unterschiedlichen Laufbahnen kreuzen und in eine Katastrophe hineinlaufen.
In meinen Augen wird bei diversen Filmbesprechungen zu sehr der Fokus auf Ex-Wrestler Dwayne Johnson gelegt. Ja, er kann auch anders als nur immer fest drauf kloppen. Mit diesem Film hat er immerhin bewiesen, dass er mehr Mimik an den Tag legen kann, als Stephen Seagal in seiner ganzen Filmhistorie vorweisen kann. Und ich mag Seagal - zumindest seine früheren Werke. Dennoch will ich dieses Randthema "The Rock als richtiger Schauspieler?" mit diesen drei Sätzen belassen.
Zu Beginn sieht man, wie Jason vom Postboten das Drogenpäckchen bekommt und dieser Vorgang von der Polizei observiert wird. Anschließend folgt die Flucht des Jungen (mit extrem wackliger Kamera), die dennoch in einer Festnahme endet. Unfreiwillig in meinen Fokus fällt der Schauspieler Barry Pepper, der hier als Agent Cooper ermittelt. Dies liegt jedoch nicht an seiner Rolle, sondern an seinem ungewöhnlichen Aussehen. Mit einem zerrupften Ziegenbärtchen like Ralph Zacherl macht er auf sich aufmerksam.
Als Vater John und dessen Exfrau Sylvie (Melina Kanakaredes) zum Polizeiamt eilen und erzählt bekommen, was für eine Strafe ihr gemeinsamer Sohn erwartet, habe ich zwei Sachen festgestellt: Erstens: Dass mich der Plot schon jetzt in den Bann gezogen hat und die Spannung automatisch vorprogrammiert ist. Und zweitens macht so eine horrende Strafe wegen ein paar Extasy-Pillen schon nachdenklich. Wenn man mal überlegt, dass es für weitaus schlimmere Verbrechen weniger Jahre Haftstrafe gibt.
John lässt dies erst einmal sacken und überlegt, wie er aus dieser Lage das Beste für seinen Sohn rausholen kann, da dieser nicht kooperieren will bzw. kann. So kommt John die Idee, dass vielleicht einer seiner Arbeiter Zugang zum Drogenmillieu hat(te) und stößt dabei auf den Zeitarbeiter Daniel James, dem er seine wahre Absicht (einen Drogenboss an die Staatsanwältin zu liefern) verheimlicht, und Daniel vorgaukelt, dass sein Geschäft schlecht läuft und er unbedingt Kontakte zur Unterwelt herstellen will, um als Drogenkurier zu arbeiten. Seine hochmodernen Trucks sind predästiniert für solche Arbeiten, die zwar ein hohes Risiko mit sich bringen, aber äußerst lukrativ sind um die Haushaltskasse aufzufüllen. Und somit nimmt die Geschichte seinen Lauf...
Dieser Verlauf gestaltet sich sehr interessant, wenn auch manchmal das Gefühl dabei aufkommt, dass das alles ein wenig zu schnell geht, wie die Story vorankommt. Um dem Film mehr authentisch wirken zu lassen, hätte man die Story ausweiten müssen, was sich jedoch auf die Spielzeit ausgewirkt hätte, die eh schon mit 112 Minuten an der Grenze des "Zumutbaren" liegt - zumindest für den Fastfoodglotzer.
Im Vordergrund stehen jedoch die beiden Familien, die unterschiedlicher nicht sein können: John, der sich mittlerweile glücklich in seiner zweiten Ehe befindet, ein erfolgreicher Geschäftsmann ist und noch nie wirklich ein schlimmes Schicksal erleiden musste. Auf der anderen Seite der überaus gut agierende Schauspieler Jon Bernthal als sympathischer Zeitarbeiter, der gerade mit Drogen in seiner Vergangenheit schreckliche Fehler begangen hat, dafür viele Jahre im Knast saß und jetzt mit ehrlicher Arbeit ein würdiges Leben mit seiner Frau führen will. John zieht Daniel mit seiner Inkognito-Mission wieder in den gefährlichen Strudel mit hinein, der vehement dagegen ist, dort mitzumachen. Dennoch lässt er sich eher unfreiwillig darauf ein. Diese Konstellation sorgt für genug Sprengstoff und meine Wenigkeit hoffte, dass gerade dem sympathischen Daniel diese gefährliche Entscheidung zum Finale nicht zum Verhängnis wird.
Zwischen den beiden steht die karrieregeile Staatsanwältin Keeghan (Susan Sarandon), die für das Synonym der Antipathie steht. Auch Ziegenbart Cooper spielt im weiteren Filmverlauf eine etwas größere Rolle, wenn auch er eher zu den Nebencharakteren zählt, werden seine eigenen moralischen Ansichten im weiteren Filmverlauf auf den Tisch gelegt.
Actionszenen, Fights oder Shoot Outs bleiben die ganze Zeit eine Randerscheinung. Regisseur Ric Roman Waugh legt ganz klar den Schwerpunkt auf die beiden Hauptakteure (inklusive ihrer Familien) und auf den Plot, der auf wahren Begebenheiten beruhen soll. Was auch letztendlich den Film interessant macht. Statt 08/15 Standard-Kost gibt es hier sehr viele Charakterstudien, wobei auch klar wird, dass Gut nicht immer gut sein muss, und auch "Das Böse" vielleicht nur ein Produkt seiner Umgebung oder Vergangenheit ist.Lediglich die zu kurz geratene Spielzeit, die auch gerade deswegen einige Logiklöcher mit sich bringt, trübt mir den Spaß an diesem Thriller mit starken Drama-Elementen.
7/10