Eine Romanverfilmung aufgrund einer preisgekrönten Vorlage von Salman Rushdie sollte immer beachtet werden. Er hat auch das Drehbuch selbst verfasst. MITTERNACHTSKINDER galt lange als unverfilmbar wegen der komplexen Geschichte mit vielen handelnden Personen. Das Ergebnis kann sich absolut sehen lassen, aber leidet ein wenig unter der umfangreichen Vorlage von rund 500 Seiten, die auch in fast zweieinhalb Stunden nicht angemessen transportiert werden kann.
Aber auch wenn der Blick oft ein etwas "westlicher" in einer Art "Indien light" ist, ist MITTERNACHTSKINDER eine Liebeserklärung an Indien und besteht aus wunderschönen Bildern die meist in dem zauberhaften Sri Lanka gedreht wurden. In der Geschichte von MITTERNACHTSKINDER, die einer Romanadaption von Salman Rushdies (Midnight's Children) entstammt, werden zwei gerade geborene Kinder vertauscht und wachsen jeweils bei den gegenteiligen reichen und armen Eltern auf. "Mittternachtskinder" sind die am Tag der indischen Unabhängigkeitserklärung um Mitternacht geboren wurden.
Es handelt sich um Saleem, den unehelichen Sohn einer armen Hindu, und Shiva, dessen Eltern wohlhabende Moslems sind. Die rund 60 Jahre Geschichte der Familien und des indischen Staates werden in recht kurzen und aufgrund der vielfältig zu übermittelten Inhalte leicht gepresst wirkenden Sequenzen dargestellt die die Schwarz-Weiß Aspekte von Armut und Reichtum darstellen. Hier stößt an die Grenzen dessen was ein Film in der üblichen Lauflänge in der Lage ist darzustellen.
Es herrscht eine leicht verträumte und für ungeübte Seher leicht sperrige Erzählweise mit einer zeitweise recht dominanten Stimme aus dem off vor, die nicht immer passend wirkt und wohl ein ein wenig als dramaturgischer Lückenfüller genutzt wird. In den guten Passagen wirkt der Film wie LIFE OF PI und seiner guten Kombination einer starken Geschichte und emotionalen Bildern. MITTERNACHTSKINDER ist alles andere als ein typisches pathetisches Bollywood Produkt mit einfachem Singsang.
Richtig tiefgehende Emotionen und Identifikationen mit den Protagonisten kommen trotzdem nicht auf auch wenn alles ganz gefällig inszeniert ist. Natürlich gab es diverse Sicherheitsvorkehrungen rund um den Film um unter anderem den Iranern diverse Nachforschungen bezüglich Salman Rushdie zu erschweren. Wen das Land Indien und seine Geschichte interessiert wird Gefallen an MITTERNACHTSKINDER und seiner epischen Umsetzung finden können.
Aber zeitweise wähnt man sich aufgrund der braven und biederen Umsetzung in einer TV-Serie, die mit der vielfältigen Geschichte die sehr weit ausholt etwas überfordert ist. Sehenswert ist er dennoch. Der indisch-kanadischen Regisseurin Deepa Metha, die für provozierende Stoffe bekannt ist, gelingt dennoch ein fast märchenhaftes Indien-Epos das große Gefühle anspricht, aber nicht immer als emotionalen Funken an den Zuschauer überträgt.
6,5/10 Punkten