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Stellt euch mal vor, ihr hättet eine alte Filmrolle gefunden, die ihr nun durch einen Projektor laufen läßt, der von einem Hamster im Laufrad angetrieben wird. Ein schönes Bild, nicht wahr? Egal. Ihr sitzt also bequem in einem Fauteuil, während sich das kleine pelzige Tierchen abstrampelt, um die flimmernden Bilder auf die Leinwand zu projizieren. So weit, so gut. Nun stellt euch vor, dies wäre schon der vierte Film, der auf diese zugegebenermaßen etwas skurrile Weise abgespielt wird. Der Hamster ist müde und schnauft erbärmlich, aber er ist ein Kämpfer und gibt nicht auf. Unglücklicherweise kann er sein Tempo jedoch nicht mehr halten. Auf den abgespielten Film hat das die Auswirkung, daß er zu langsam abläuft. Die Bilder schleppen sich träge dahin, gewöhnliche Tätigkeiten machen den Eindruck, als würden sie in Zeitlupe ablaufen. Ihr wißt, was ich meine? Gut. Denn dann wißt ihr auch, wie sich Bill Rebanes Rana: The Legend of Shadow Lake anfühlt.

Dieser Film ist ein so dermaßen lahmarschiges Creature Feature, daß man am liebsten aufstehen und ihm einen Tritt in den Hintern verpassen möchte, damit er endlich in die Gänge kommt. Man ist versucht zu denken, daß die Macher allesamt eine Überdosis Valium intus hatten, während sie das zähe Monster-Movie in Wisconsin auf geduldiges Zelluloid bannten. Kurzweilig geht anders. Und doch ergibt sich gerade aufgrund dieser extremen Zerdehntheit eine ganz eigenwillige, irgendwie einem Traum ähnelnde Stimmung, die mir sehr zusagt. So langatmig und fad Rana auch ist, ich möchte ihn in meiner Sammlung nicht missen. Die Schauplätze sind genauso unspektakulär wie der Film, viele davon sind jedoch immerhin so hübsch grün wie die Kreatur. Natur pur heißt die Devise. Wohin man auch guckt, der Blick fällt meist auf eine Landschaft. Abgesehen von den Wäldern und Wiesen bekommt man noch einen See, eine Höhle und eine Blockhütte geboten.

Erzählt wird folgende Geschichte. Der elfjährige Kelly Morgan (Brad Ellingson) findet auf der kleinen Insel, auf der er mit seinem Vater (Alan Ross) lebt, ein seltsames Fossil. Diese uralten Knochen rufen die Paläontologin Dr. Eleanor Hatley (Karen McDiarmid) auf den Plan, welche sogleich mit ihrer Nichte Susan (Julie Wheaton) antanzt. Drei schmierige Holzfäller, ein ehrgeiziger Kollege von Dr. Hatley sowie der schießwütige Einsiedler Charlie (Jerry Gregoris) halten sich ebenfalls auf der Insel auf. Letzterer hat nicht mehr alle Tassen im Schrank, und die wenigen, die er noch hat, sind auch schon zersprungen oder zumindest angeknackst. Und dann ist da noch Rana (Paul Callaway bzw. Richard Lange), eine mannsgroße, reptilienartige Kreatur, die im angeblich bodenlosen Shadow Lake lebt und von Zeit zu Zeit an Land kommt, um sich Opfer zu holen. Die alte indianische Legende besagt nämlich, daß man Goldstücke in den See werfen muß, um die Kreatur zu besänftigen. Geschieht dies nicht, zieht man Ranas Zorn auf sich.

Um nur ja keine Spannung aufkommen zu lassen, wird die Geschichte häppchenweise in Form von Rückblenden serviert, da der erwachsene Kelly (Glenn Scherer) seiner Frau Chris (Doreen Moze) berichtet, was sich vor zwanzig Jahren Schreckliches ereignet hat. Ich bin ja generell kein Fan dieser Erzählstruktur, und wenn sie dann noch so unbeholfen zur Anwendung kommt wie hier, kann man nur mitleidig den Kopf schütteln. Rana, das von Tom Schwartz designte "Froschmonster aus der Hölle", ist ebenfalls keine Offenbarung, handelt es sich dabei doch um einen Mann im grünen Ganzkörperstandardgummianzug. Zu sehen bekommt man es auch eher selten und nie ganz genau, bestimmt aus gutem Grund. Die Ausnahmen sind eine kurze Close-Up-Einstellung, wo Rana ein Frosch aus dem Maul hopst, die Pranke des Wesens, welche die Schneide einer Axt zu spüren bekommt, sowie die wohl beste weil effektivste Szene des Streifens, als Rana die Blockhütte stürmt und eine schreiende, sich heftig wehrende Frau attackiert und fortschleppt. Diese Sequenz hat Power und hebt sich vom Rest des Filmes deutlich ab.

In den USA wird diese Siebziger-Jahre-Variante von Jack Arnolds Creature from the Black Lagoon (Der Schrecken vom Amazonas, 1954) von Troma Entertainment vertrieben, auf deren Mist auch der sensationsheischende Titel Croaked - Frog Monster from Hell gewachsen ist. Der meist in Wisconsin sein Wesen treibende Filmemacher Bill Rebane (The Giant Spider Invasion) führte bei Rana: The Legend of Shadow Lake nicht nur Regie, er arbeitete auch im Kamerabereich mit und übernahm den Schnitt. Rana hat einen überaus billigen Look, geizt mit Schauwerten und hält sich darüber hinaus auch im Gore-Bereich vornehm zurück. Eine Durchbohrung mit Harpune und ein Gesicht, das in einen Baum gequetscht wird, mehr wird diesbezüglich nicht geboten. Erfreulich ist hingegen die grimmige Atmosphäre der Siebziger, die völlige Abwesenheit von (freiwilligem) Humor, die eine oder andere kleine Plot-Überraschung sowie das coole Ende, das der Rückblendenerzählform immerhin ein wenig Sinn abringt. Bill Rebane gelingt es mit Rana: The Legend of Shadow Lake, die Spreu vom Weizen zu trennen. Aufgrund der extrem entschleunigten Erzählweise reißt der Geduldsfaden von Otto-Normalfilmgucker wohl binnen einer Stunde. Wahre Bad-Movie-Connaisseure haben hingegen Geduldsfäden aus Stahl, an denen sich selbst (Mach-)Werke wie Rana die Zähne ausbeißen.

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