Horror aus deutschen Landen gibt es nicht so oft und deswegen sollte man ihm fast immer eine Chance geben. Selten wird auch eine Mischung aus Mystery-Thriller, Drama und Horrorfilm so zielsicher und selbstbewusst präsentiert wie bei DU HAST ES VERSPROCHEN. Es gibt allerdings eine etwas zähe erste Hälfte und jede Menge Klischees, aber dies wird teilweise durch eine exzellente Geschichte mit ausgeprägtem psychologischem Tiefgang und durch die Bank guten Leistungen der Darsteller kompensiert. Somit ist der Eindruck nicht eindeutig und leider etwas gespalten und ich kann nur eine Empfehlung für Fans von leisem unblutigem Horror, die noch nicht den Blick für kleine Independent Werke verloren haben, aussprechen.
Internationale Maßstäbe oder gar ein Vergleich mit Klassikern sind nicht die adäquate Messlatte für das Werk von Regisseur Alex(andra) Schmidt die noch nicht mit anderen Langfilmen in Erscheinung getreten ist. Die Geschichte der 2 Freundinnen, die sich 25 Jahren später zufällig wieder treffen und auf die Insel fahren auf der sie gemeinsam als Kinder Urlaube verbracht haben ist recht ansprechend und individuell gelungen. Insbesondere weil die Mädchen damals aus ungeklärten Gründen den Kontakt verloren haben sorgt dies für viele Fragezeichen die erst im Laufe des Films und ganz am Ende in spezieller Weise aufgeklärt werden. Spannung und Gänsehautfeeling ist durchaus vorhanden.
Und es beginnt auch sehr mysterygetränkt mit den spielenden Freundinnen als Kinder im Schnee und man merkt nach wenigen Sekunden, dass diese Idylle sehr bald durch ein einschneidendes Ereignis zerstört wird. Die Suche nach der Wahrheit der beiden erwachsenen Frauen was tatsächlich auf der Insel passiert ist entpuppt sich natürlich als Reise in menschliche Untiefen. Auf dem Weg dorthin wird allerdings leider kein Horrorfilm Klischee ausgelassen, es gibt ein einsames Waldhaus, seltsame Geräusche, den ein oder anderen vorhersehbaren Hui-Buh-Effekt, einen undurchschaubaren und unheimlichen Mann der sich um das Haus kümmert und hinter Türen stehen auf einmal Menschen und diese verschwinden auch manchmal schneller als erwartet.
Regisseurin Schmidt bedient sich wahrlich reichlich aus dem kleinen 1:1 des Horrorfilms und erfahrene Seher, oder Horrorfans welche mehr auf handfeste Effekte stehen, werden dies als unkreativ, lahm und ausgelutscht empfinden. Dazu kommt noch ein typisch klischeehafter Soundtrack der dann immer lauter wird wenn etwas passiert. Höhepunkt ist Katharina Thalbach die mir persönlich in der Rolle einer schaurigen fast hexenartigen Frau gut gefällt, aber in der Nachbetrachtung etwas überzeichnet scheint. Auch mancher Dialog wirkt etwas steif und wie frisch der Schauspielschule entsprungen. Einigen Handlungselementen fehlt einfach die letzte Konsequenz und der Film wirkt in der zweiten Hälfte verkrampft am Horror-Genre orientiert und ohne eigene nachhaltige Note und tiefere Charakterzeichnung.
Die wenigen Schocker locken auch nicht wirklich einen Horrorfan aus der Reserve. Auch das Ende ist alles andere als überzeugend oder unvorhersehbar, aber dennoch hat DU HAST ES VERSPROCHEN eine eigene Atmosphäre und viele gute Ansätze und verfügt über eine Reihe von stimmungsvollen Aufnahmen die ihre Wirkung nicht verfehlen. Man merkt der Regisseurin das Herzblut für das Gruselgenre durchaus an und sie versteht es handwerklich durchaus diese eigentlich so interessante Geschichte zu erzählen. Wem also die oben genannten Aspekte nicht gänzlich abschrecken könnte DU HAST ES VERSPROCHEN für eine einmalige Sichtung empfohlen werden.
5/10 Fischköpfen....äh,....Punkten