Review

Cross Bearer

Es steht außer Frage, dass Horrorfans gerne neue Antihelden aufnehmen. Nicht umsonst fällt gerade ein Name wie "Chromeskull" immer öfter in einer Reihe mit Freddy, Jason und Co. Und so freut man sich doch schon gewaltig, wenn plötzlich ein neuer Film auftaucht, der auf dem Cover einen sehr cool aussehenden Killer, mit einer Maske vergleichbar mit der aus "Freitag Der 13. Teil 2", zur Schau stellt. Wer jetzt dann noch im Vorfeld ein paar Reviews durchliest wird außerdem schnell zur Erkenntnis kommen, dass "Cross Bearer" in seinen Gewaltszenen ohne Wenn und Aber auf ein Erwachsenenpublikum zugeschnitten ist. Kurzum: So sollte es sein.

Man muss dann aber nach den ganzen, größtenteils positiven Reviews, doch mit etwas gesünderen Erwartungen an den Film herangehen. Denn mit einer Laufzeit von 70 Minuten geht dieser zunächst erstmal nicht sonderlich lange, aber zeigt zumindest, dass die Macher ihre (flache) Story gut genug einschätzen konnten, um den Zuschauer nicht mit Überlänge bei inhaltlichen Dumpfsinn zu strapazieren. Doch leider darf man deswegen auch keinen rasantan Film erwarten...
Der Streifen nimmt sich erstmal im Verhältnis zu seiner Laufzeit viel Zeit, uns die "Charaktere" vorzustellen. Diese stammen allesamt aus dem Drogen-/ Rotlichtmillieu und sind von vorne bis hinten versaute, unsympathische und schmierige Leute. Es gibt die ausgebeuteten Stripperinnen, die fiesen Hintermänner und massenhaft Geschwafel über Sex und Drogen. Das kann man mit 13 Jahren noch witzig und böse finden, aber wird hier viel zu forciert rübergebracht, als dass es jemanden in den Jahren jenseits der Pubertät sonderlich jucken würde. Vielmehr wirkt es ermüdend, wenn der Wortschatz praktisch bloß aus Vulgärbegriffen besteht.
Der Film selbst macht an der Stelle zumindest einen recht cleveren Haken, indem er die Charaktere innerhalb des Filmes über schlechte, inhaltsleere Filme mit  viel zu viel Dialog, herziehen lässt. Das beweist Ironie und gibt dem ganzen eine kleine Metaebene - hilft aber uns als Zuschauer auch nicht weiter. 
Somit muss man eben warten, bis der Killer endlich auf den Plan tritt und dieser sieht wirklich cool aus. Zwar fehlt ihm die physische Präsenz, die ein Michael Myers oder Leatherface nunmal hat, aber das ist geschenkt. Was die Gorehounds sehen wollen, findet sich nämlich wo ganz anders: nämlich an der Effektfront. Besagte Special FX sind ganz gut gelungen und werden auch stolz auf dem Bildschirm präsentiert. Hauptsächlich werden hier Köpfer eingeschlagen, aber im Großen und Ganzen ist es einfach eine riesen Sauerei. Obwohl man klar sagen kann, dass "Cross Bearer" mit etwas schlechtem Willen von der BPJM problemlos den Weg auf Liste B finden wird, so kommt er vom Blutgehalt aber nicht an die wirklich übertriebenen Goreslasher wie "Sweatshop", "Orphan Killer", "Nikos" oder "100 Tears" heran. Denn dazu sind einige Effekte zu schnell geschnitten und zu sehr über die Laufzeit verteilt.

Übrig bleibt ein Film, der vorallem von der Produktion überzeugen kann. Von Low-Budget ist hier praktisch nichts zu sehen und billige Digitaloptik gibts hier auch nicht. Vielmehr krankt "Cross Bearer" an der sehr flachen Story, die durch die viel zu breitgetretene Nebenhandlung rund um den Drogendeal bzw. die Zuhälterei zu stark verwässert wird. Ein Slasher braucht keine Handlung in dem Sinne, aber dieses künstliche Aufblasen und die plump eingefügten Charakterentwicklung waren einfach nicht nötig. Vorallem, weil man vorallem gegen Ende den Eindruck hat, der Regisseur hätte auf der Zielgeraden seinen Killer vergessen. Und hätte man diesen nicht sprechen lassen oder seine Hintergrundgeschichte nicht bloß angeschnitten, sondern die Idee auch zu Ende gedacht, so wäre seine Präsenz auch viel intensiver und somit wirkungsvoller geworden. 

6/10

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