Schönheit dürfte wohl das sein, was sich viele Menschen in der heutigen Zeit wünschen. Aber wie weit ist man als schönheitsbewusster Mensch bereit zu gehen? Würde man alles tun, um schöner zu werden? Plastic, der neue Streifen des deutschen Indimeisters Marcel Walz, befasst sich mit genau dieser Frage. Aber kann Plastic nach dem hervorragenden Schlaraffenhaus auch die Fans begeistern, oder hätte man für diese Schönheits-OP lieber die Vollnarkose wählen sollen???
Schön wollen wir alle sein und das die Schönheit besonders in der Welt der Models eine große Rolle spielt wird Nicole schnell klar, als sie ihre Schwester Meg in Heidelberg besucht. Diese hat sich dazu entschlossen, sich ihre Lippen aufspritzen zu lassen. Nicole hält, als Schwester, natürlich reichlich wenig davon. Gleichzeitig treibt ein wahnsinniger Arzt sein Unwesen, der es mit den Schönheits-OPs einen Schritt zu weit treibt. Wer ist der Wahnsinnige und wer wird sein nächstes Opfer sein??
Die Geschichte von Plastic ist bis zum Ende hin spannend und vor allem auch durchdacht. Wer jetzt allerdings nach ein paar Minuten schon meint, er wüsste wer hier der Böse ist, der wird am Ende mit einem offenen Mund zurück bleiben. Denn Plastic wartet mit einem Twist auf, mit dem man zu keinem Zeitpunkt rechnet. Hier muss man Herrn Walz wirklich loben, denn selten hat es ein Indipendentfilm aus Deutschland geschafft, eine so clevere und interessante Story zu erzählen. Auch die Thematik passt auf die heutige Zeit, so gut wie kaum eine andere. In einer Zeit in der Menschen mehrere Tausend Euro im Jahr ausgeben, nur damit sie keine Falten kriegen.
Die Schauspieler machen alle einen sehr guten Job. Vielen Fans wird der Film aber vor allem wegen einem Namen etwas sagen: Gina Lisa. Diese spielt die Rolle des Models wirklich hervorragend und man muss ehrlich sagen, dass sie, zumindest für diese Rolle, wirklich Talent besitzt. Der restliche Cast bleibt aber keineswegs hinter ihr zurück. Katy Karrenbauer kann als Mutter wirklich überzeugen. Annika Strauss, welche zuletzt in Schlaraffenhaus wirklich brillieren konnte, kommt hier leider etwas zu kurz. Sie kann in der Rolle zwar überzeugen, bleibt aber etwas blass. Das schauspielerische Highlight findet man in Ildiko Preszley, welche die Nicole verkörpert. Von der ersten Minute an, wird man in ihren Bann gezogen und man nimmt ihr wirklich jede Handlung ab. Man kann wirklich nur hoffen, dass man in Zukunft noch deutlich mehr von ihr sehen darf.
Die Kamera wirkt zu Beginn des Films etwas hakelig, danach aber zeigt sie was sie kann und fängt einige tolle Szenen ein. Besonders zum Ende hin und beim Treiben des wilden Arztes kann man die Spannung fast mit den Händen greifen. Das Ganze wird durch die Musik von Michael Donner nur weiter unterstützt. Leider sind nicht alle Stücke auf den Punkt genau ausgesucht, da wirkte der Score in Schlaraffenhaus etwas ausgefeilter. Komplett Ausfälle gibt es aber keine zu verzeichnen, sodass die Stimmung nie ganz abreißt.
Die Effekte hingegen werden wohl einige Gorehounds etwas enttäuschen. Ein richtiges Blutbad bekommt man leider nie zu Gesicht, auch wenn es die Thematik her gegeben hätte. An sich wirken die Effekte eher unterstützend und sind für sich gesehen gut in Szene gesetzt, aber leider sind sie nie hart genug, dafür hat man aber das Glück, dass der Film ungeschnitten mit einer FSK 18 in Deutschland erhältlich sein wird. Man merkt aber auch stets das der Film nicht auf seine Effekte reduziert werden will. Und besonders der erste Kill ist schon richtig fies.
Fazit: Marcel Walz hat es mal wieder geschafft. Clevere Story, tolle Schauspieler und ein Ende das einen mit offenem Mund zurück lässt. Gorehounds müssen ihre Erwartungen etwas nach unten schrauben, dennoch, Plastic ist das Thrillerhighlight 2013 aus Deutschland.
7/10 Punkten