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Wissenschafter, die in unerlaubten Experimenten moralisch-ethische Grenzen überschreiten, sind eine fruchtbare Zutat für ein ganzes Genre von gelungenen Science-Fiction- und Horrorfilmen durch die gesamte Filmgeschichte hindurch. ERRORS OF THE HUMAN BODY knüpft an diese Tradition erfolgreich an und punktet durch seine bewusste Zurückhaltung in Bezug auf Effekte und setzt mehr auf Stimmung, gute Schauspieler und eine interessante Geschichte. Natürlich hat der Film längst nicht so ein Tempo wie der Trailer suggeriert und funktioniert eher als gemächliches Drama was seine verstörend-suggestive Kraft ganz langsam und stetig entfaltet. Michael Eklund erweist sich als Hauptdarsteller als sehr gute Wahl für ein Bodyhorror Drama, an dem David Cronenberg seine helle Freude haben könnte.

Tatsächlich wirkt ERRORS OF THE HUMAN BODY wie ein Frühwerk des Meisters wie SHIVERS oder RABID und ist sogar noch zurückhaltender was Spezialeffekte oder sonstige typische Science-Fiction Schauwerte angeht. Wer also ein actiongetriebenes Spektakel mit Monster und Mutationen erwartet sollte den Film meiden. Hier setzt man über eine gute Portion der Laufzeit mehr auf den Faktor der zwischenmenschlichen Spannungen ohne natürlich zu vergessen im spannenden Schlussteil dem Titel Tribut zu zollen und schon mit einigen deutlichen physischen Veränderungen aufzuwarten. Mehr soll hier doch nicht verraten werden, denn je weniger man vorab weiß, umso besser funktioniert auch ERRORS OF THE HUMAN BODY.
 
Schon der atmosphärisch sehr gelungene Auftakt mit den Zellteilungen und grafisch sehr ansprechend und ungewöhnlich ganz in weiß gehaltenen Bildern erzeugt zusammen mit dem gut passenden enervierenden Soundtrack eine böse Vorahnung, dass es sich bei ERRORS OF THE HUMAN BODY nicht um ein Liebesdrama handelt. Der umschreibende Titel alleine suggeriert es auch schon mehr als deutlich. Es dominiert eine langsame Kameraführung und sehr bewusst komponierte Bilder, bei denen die kalt-blauen Flure der Wissenschaftsfabrik in der unser Hauptdarsteller Geoff Bruton meist bei grünem Licht arbeitet. Die Handlung vereinfachend kurz zusammengefasst: Sein Baby ist an einer unbekannten Krankheit gestorben und er will durch die Forschung eine Heilung dafür finden.

An seiner Seite sind mit Rebekka (Karoline Herfurth), seine ehemalige Assistentin und Geliebte, sowie ein skrupelloser Kollege Jarek (Tómas Lemarquis) der sehr Undurchsichtiges im Schilde führt. Auch diese Nebendarsteller machen schauspielerisch ihre Sache sehr gut. Mit Hauptdarsteller Michael Eklund, der ungefähr 90% der gesamten Spielzeit im Bild ist, hat man sich einen filmisch erfahrenen Mimen an Bord geholt, der noch auf den ganz großen Durchbruch wartet und auch eine Reihe von Genrefilmen und B-Movies auf dem Buckel hat. Er verfügt in ERRORS OF THE HUMAN BODY über eine sehr gute deprimierende Ausstrahlung und sein blasses Gesicht und hagerer Körper will allzu gut zu dem mysteriösen Typ Wissenschaftler passen, den er gekonnt darstellt.

Der wissenschaftliche Kontext ist recht überzeugend und hochwertig dargeboten und auch hier hat man versucht nicht allzu weit weg von der Realität zu agieren, was meines Erachtens sehr gut gelungen ist. Für das Budget von 1,5 Mio. Dollar ist ERRORS OF THE HUMAN BODY ein absoluter Independent Bodyhorror- und Science-Fiction-Geheimtipp, wenn man weiß, dass große Produktionen zurzeit auch mal eben das 100-200-fache verschlingen. Mit diesen will sich ERRORS OF THE HUMAN BODY natürlich gar nicht messen. Aber für ein Erstlingswerk des Regisseurs Eron Sheean ist er geradezu phantastisch geworden.

Er vermag sehr die spezielle Atmosphäre und die richtige Portion Verstörung zu transportieren, die für das Genre von Nöten ist, und muss nicht durch Blut und Splatter versuchen, inhaltliche Defizite zu kompensieren. ERRORS OF THE HUMAN BODY wartet am Ende sogar noch mit einem unerwarteten Mega-Twist auf, der ihn narrativ noch interessanter macht und eine weitere erzählerische Ebene quasi auf der Ziellinie hinzufügt ohne die er auch schon bestens funktioniert hätte. Wer also ein Herz für Independent Genrefilme hat, die mit dem gewissen Extra an Atmosphäre und Suspense punkten könnte Gefallen an ERRORS OF THE HUMAN BODY finden.

7/10 Schwanzlurche….äh,….Punkten

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