Rob Zombie ist ja inzwischen kein unbeschriebenes Blatt mehr, was Horrorfilme angeht. Mit "Haus der 1000 Leichen" hat er gleich einen interessanten Genre-Beitrag präsentiert und mit seinen weiteren Werken wirklich so etwas wie eine kleine Fangemeinde um seine Filme geschart. Gerade, dass er dabei einen recht eigenen Stil hat, der seine Filme von der Masse abhebt, dürfte einen großen Teil dazu beigetragen haben. Das ist heutzutage bei den vielen, durchaus unterhaltsamen, aber stilistisch doch recht eintönig und "bieder" ausgerichteten Filmchen, die der Horrorfan aufgetischt bekommt, schon etwas sehr lobenswertes.
Dementsprechend war die Vorfreude auch recht gross, als nach diversen Trailern auf dem Fantasy Filmfest der FIlm endlich losging. Und gleich vorweg: Irgendwie kann ich die ganzen positiven Kritiken nicht wirklich nachvollziehen. Dazu aber später mehr.
Radio-DJ Heidi (Sheri Moon Zombie) bekommt nach ihrer Sendung, die sie zusammen mit Herman "Whitey" (Jeff Daniel Phillips) und Herman (Ken Foree) moderiert, eine Platte der "Lords" (dem dann einfach das "of Salem" angedichtet wird, da man dahinter eine lokale Angelegenheit vermutet) zugeschickt. Schon in ihrer Wohnung, als sie diese mit "Whitey" abspielt, bekommt sie ziemlich beunruhigende Wahnvorstellungen (oder Flashbacks oder Visionen oder wie auch immer). Da man es wohl als Promotion-Gag verstanden hat, spielt man die Platte am nächsten Tag in der Sendung ab und siehe da, der Song kommt an. Doch die beunruhigenden Ereignisse nehmen für Heidi erst ihren Lauf, insbesondere, da die vermeintliche Band ein Konzert in Salem abhalten will.
Die Story an sich ist ja schon ziemlich dünn, das hat bei einem Horrorfilm aber noch nie gestört. Auch die Verbindung zu Hexen bzw. auch den Hexenverbrennungen in Salem ist soweit ganz gut und von der Prämisse her interessant geschlagen. Dennoch wollte der Film weder bei mir, noch bei meinen Freunden, noch beim größten Teil des Publikums so wirklich zünden.
Doch woran liegt das? In meinem Falle sicherlich nicht daran, dass Zombie hier einen klassischen Horrorfilm ohne Gewaltausbrüche gedreht hat. Das fand ich eher erfrischend und als Fan sowohl der alten Universal, RKO als auch Hammerhorror-/Gruselfilme ist es garantiert nichts, das mich enttäuscht. Garantiert auch nicht an der Stimmung die Zombie hier zelebriert. Die Bildsprache und Optik macht etwas her, der Soundtrack und der Score sind klasse (egal ob es eigens komponierte Parts, die Velvet Underground Songs oder bekannt[klingende] Elemente sind) und atmosphärisch ist der FIlm dicht inszeniert. Natürlich kann Zombie einige Klischees nicht vermeiden (ein nackt tanzender Hexenzirkel [regt noch stärker zum Wegschauen an, als so manches was Bethamann oder Franco uns schon nackt vorgesetzt haben], Satansanbetung, Tote, die einfach so plötzlich erscheinen), aber wer sich daran stört, der wird eh keinen Spass mehr an irgendwelchen Horrorfilmen haben.
Genau genommen macht Rob Zombie sogar alles richtig und hätte ein ordentliches Hexen-Horror-Vehikel auf die Beine gestellt, wäre da nicht dieser eine entscheidende Kritikpunkt (bei dem ich mir mit allen, mit denen ich über den Film gesprochen habe, einig war): Die Highlightlosigkeit des Films. Der Film ist, was erst einmal positiv zu vermerken ist, schön ruhig erzählt. Doch irgendwie ist in der Erzählweise keine richtige dramaturgische Steigerung zu vermerken, die "Schocks" bzw. Gruselszenen gliedern sich dermaßen nahtlos in die allgemeine düstere Grundstimmung ein, dass sie bei so manchem Zuschauer einfach verpuffen. Dann steht da jetzt halt eine tote Hexe in der Ecke. Dann ist da jetzt halt irgendein seltsamer riesiger Typ. Alles passt zu der Atmosphäre, doch nichts spitzt sich, meiner Ansicht nach, wirklich zu. Und selbst wenn die Grundstimmung einem ständig ein flaues Gefühl in der Magengegend verschaffen könnte, wäre das so unzulänglich.
Um es knallhart auf den Punkt zu bringen: Der Film wirkt monoton und langweilig. Und da hilft all das was Zombie, aber auch sein Cast und seine Crew gut und richtig machen, herzlich wenig. Zombies Ambitionen diesbezüglich in allen Ehren, aber selbst bei klassischen Gruselfilmen, welche vom Grundtenor nicht so düster wie "Lords of Salem" daherkommen, ist mehr Spannung, mehr Dramaturgie, mehr effektiver Grusel dabei. Da kann man es sich auch sparen über nackte, ältere Damen oder einige lächerliche Szenen (der Tentakelzwerg oder dieses Wurzelgedöns, wobei Zombie sich sicherlich was gedacht hat, was aber nunmal lachhaft wirkt) zu diskutieren.
Letzten Endes bleibt "Lords of Salem" ein audi-visuell und atmosphärisch sehr ordentlicher Film, der daran krankt, dass er aufgrund von grauenhafter Dramaturgie und quasi nicht existenter Spannungskurve einfach langweilig wirkt.