AFTERSHOCK mit Foltergott Eli Roth als Drehbuchschreiber, Produzent und einer der Hauptdarsteller – Uiuiui! Bei der Horrorgemeinde lösten die Ankündigung des Films und seine ersten Trailer bereits heftiges Nägelkauen und vorzeitigen Samenerguss aus. Ein Katastrophenfilm mit Popcorn-Horror-Anleihen sollte es werden. Wohl auch mit Blödelhumor und spritzigen Splattereinlagen im FINAL DESTINATION-Style. Klingt doch verteufelt nach Big-Budget-Trash oder Exploitation-Spaß im Stile von SNAKES ON A PLANE oder HOBO WITH A SHOTGUN. Die bloße Vorstellung ein ernstes und heikles Thema wie eine Naturkatastrophe zum Thema eines Partysplatterfilms zu machen, klingt natürlich schon arg moralisch verwerflich, politisch unkorrekt, mit einem Wort: geilgeilgeil! iTunes macht’s möglich, dass man den Film noch vor einem DVD-Release, praktisch während er noch „in ausgewählten Kinos“ läuft, mit ein paar Klicks auf dem heimischen Bildschirm bewundern kann.
Die Story ist schnell erzählt: Ein paar feierwütige Amis und zwei russische Models genießen das ausschweifende Nachtleben in einem Club in Chile. Ein heftiges Erdbeben macht der Party einen Strich durch die Rechnung und aus der Disco Kleinholz. Unsere Protagonisten kämpfen sich durch Schutt, Trümmer und Leichenteile. In der Stadt herrscht das blanke Chaos. Jeder schaut, wo er bleibt. Nix mit Hilfsbereitschaft, Zivilcourage und Notfallplan. Doch dem nicht genug: Das städtische Gefängnis ist eingestürzt und sämtliche Schwerverbrecher entflohen. Und die haben es auf unsere hübschen Touristen abgesehen…
„Bärenjude“ Eli Roth (HOSTEL, CABIN FEVER) spielt einen zur Ruhe gekommenen Partyhengst, einen Familienvater, der noch einmal so richtig die Sau raus lassen will, es aber nicht so recht schafft. Eine schön trottelige, aber sympathische Performance. Daneben gibt sich ein chauvinistisches, neureiches Zach-Galifianakis-Double die Ehre. Er übernimmt den Part des Unsympathen. Die Truppe lernt beim Feiern ein paar russische Mädels kennen, darunter die ukrainische Schauspielerin Natasha Yarovenko. Sie wertet den Film optisch wahnsinnig auf. Mehr noch: Ohne die sexy Girls wäre der Film bereits in seiner Anfangsphase richtig langweilig. Babyface Selena Gomez (SPRING BREAKERS) hat einen klitzekleinen Mini-Auftritt, was schade ist, denn ein splatterträchtiger Tod hätte ihr gewiss gut gestanden. Es folgen peinliche Anmachsprüche, wildes Rumgebuhle, eben all das, was sich Amis unter Clubbing und Party machen vorstellen. Dann das Erdbeben, das so billig und unbedrohlich in Szene gesetzt wurde, dass man spätestens ab diesem Zeitpunkt den Film nicht mehr für voll nehmen kann.
Wer nun ein (kunst-)blutrünstiges, FX-lastiges Katastrophen-Brimborium oder eine Kombination aus „Tits 'N’ Gore“ im Stile von PIRANHA 3D erwartet, der ist leider komplett auf dem Holzweg. AFTERSHOCK versucht trotz der wahnwitzigen Story seinen Plot furztrocken und ohne den Anflug eines Augenzwinkerns durchzuziehen. Ein paar wenige Splatterszenen erinnern daran, was für ein Spaß der Film hätte werden können. Das Resultat ist unlogisch, unspektakulär und beinahe unerträglich doof. Lächerlichkeit macht sich breit, die aber bald in Langeweile umschlägt. Wegen Tsunami-Warnung versuchen unsere Protagonisten mit der Seilbahn auf einen Berg zu gelangen, welche natürlich reißt. Einer verliert seine Hand, ein paar andere werden von Trümmern zerquetscht. Dann die entsprungenen Knackis, tätowierte, Äxte schwingende, Molotow-Cocktails schmeißende Kerle: Haben die in so einer Situation denn nichts Besseres zu tun als zu plündern, zu vergewaltigen und Jagd auf genau diese Handvoll Charaktere zu machen? Müssen wohl hochgradig psychotische Hardcore-Vergewaltiger sein die Typen – Eieiei!
Hätte die Idee eines Katastrophen-/Splatterfilms einfach von Grund auf nach Trash geschrieen, überzeigt das Resultat weder als Katastrophen-, noch als Horrorfilm bzw. Survival-Thriller. Spaß macht AFTERSHOCK nur in seinen unbeholfenen Momenten. Klar kann man ein derartiges Low-Budget-Projekt (Budget: 2 Mio. Dollar) nicht mit Katastrophenfilmen wie 2012, THE DAY AFTER TOMORROW oder DEEP IMPACT vergleichen. Dennoch enttäuschen das mangelnde inszenatorische Talent, der Mangel an rotem Faden und die Verkrampftheit, mit der zu Potte gegangen wurde.
Gore: (+)(-)(-)(-)(-)
Girls: (+)(+)(-)(-)(-)
Fun: (+)(-)(-)(-)(-)
Grad der Enttäuschung: (+)(+)(+)(+)(-)
Fazit:
Mittlere Katastrophe! Echt schade drum.
PS:
Bitte nicht verwechseln mit AFTERSHOCK (2010), dem sensiblen Chinesischen Katastrophendrama über das stärkste Erdbeben des 20. Jahrhunderts!