HANGOVER meets Katastrophenfilm meets TorturePorn?
Manche Filme nehmen keine Rücksicht auf übliche Sehgewohnheiten und präsentieren einen wilden Genremix der kein Auge trocken lässt. Dazu gehört AFTERSHOCK allemal, denn was wie ein üblicher Partyfilm beginnt verwandelt sich plötzlich in einen fast unüberschaubaren und vor Gewalt strotzenden Terrorfilm der Horror und Katastrophenfilm in einen Topf wirft, kräftig die Blutsuppe umrührt und mit recht geschmacklosen Effekten versieht, die die Gorehounds unter uns nur so strahlen lässt. Mich hat dieser sehr erfrischende, harte und rücksichtslose Terrorstreifen, der manche Grenzen neu auslotet, sehr unterhalten.
Inhaltlich geht es in einem Satz um 3 Freunde die feiern und 3 Frauen treffen welche dann in eine Naturkatastrophe geraten die harmloser scheint als was danach passiert…Natürlich dürfen wir keine tiefe Charakterzeichnung erwarten und vieles ist allzu platt geraten und gerade der Vorspann ist stilistisch eine Katastrophe. Die Freundesgruppe erinnert tatsächlich ein wenig an die Hangover-Clique und es gibt auch den bärtigen Dicken der sicher nicht zufällig ein wenig an Hangover's Alan (Zach Galifianakis) erinnert. Aber die Stärke von AFTERSHOCK ist seine grenzwertige, aber unter erfahrenen Genrefreunden unterhaltsame Form der Präsentation von sadistischer Gewalt.
Der Humor ist oft tiefschwarz wie die dunklen terrordurchsetzen Straßen in AFTERSHOCK. Auch die Kamera hält anfangs so frontal und voyeuristisch auf die Fleischberge und Kurven der Darstellerinnen drauf wie später auf die Blutfontainen und abgerissenen Körperteile. Der partymäßige Vorspann ist für meinen Geschmack mit rund 30 Minuten etwas lang als plötzlich die Erde anfängt zu beben und AFTERSHOCK trotz bislang aufwendiger Inszenierung seinen B-Film Charakter enthüllt, indem das Bewegen der Erde einfach durch eine hin- und her wackelnde Kamera simuliert wird. Aber prompt werden wir durch lose Körperteile an dafür nicht vorgesehen Orten abgelenkt.
Die Special Effekts der handgemachten Effekte sind top und lassen keine Wünsche offen. Sie sind bewusst sehr selbstzweckhaft inszeniert und immer wieder müssen abgerissene Glieder gleich mehrmals in die Kamera gehalten werden. Aber diese banal wirkende Note passt zur sonstigen Atmosphäre und gibt noch ein paar gute Löffel Exploitation-Movie in die anfangs genannte Genresuppe. Storytechnische Überraschungen sind das Salz in dieser Suppe in AFTERSHOCK und dabei kommt mir von dieser Seite her ein wenig ein Vergleich zu THE CABIN IN THE WOODS in den Sinn. Von der grotesken Seite her fällt mir historisch AKTION MUTANTE ein.
Der Film nutzt das oft genannte Motiv, dass die größte Gefahr für den Menschen seine eigene Rasse ist. Aber für tiefere psychologische oder soziologische Erörterungen des Lebens nach der Katastrophe oder dem Zusammenbruch der Zivilisation lässt sich Regisseur Nikolas Lopez keine Zeit. Wo nur irgend möglich gibt er dem schnellen blutigen Effekt und der sinnlos erscheinenden Quälerei von Menschen den Vorzug. Die Charaktere sind mehr oder weniger klischeehafte und meist seelenlose und flach angelegte Figuren. Eine übliche Spannungskurve ist auch Luxus und nicht wirklich vorhanden und auch einen Sinn sucht man vergebens.
Eine effektgetriebene Szene jagt die andere und Langeweile ist ein Fremdwort beim "Genießen" von AFTERSHOCK. Auch Eli Roth (HOSTEL, CABIN FEVER) hat AFTERSHOCK nicht nur produziert, sondern ist auch als einer der Hauptdarsteller mit von der Partie und macht seine Sache überzeugend auch wenn seine Mimik stets ein wenig humoristische Züge trägt. Die rund 2 Mio. Dollar Budget wurden noch nie so effektiv umgesetzt und Eli Roth hat nicht übetrieben wenn er in einem Interview behauptete, dass der Film nach 40 Mio. aussieht. Das Ende selbst straft den Trailer zum Lügner, aber das fällt auch nicht ins Gewicht. Wem die durchgehend reißerische Note von AFTERSHOCK zusagt wird eine Menge Spaß mit dem Film haben können.
6,5/10 Punkten (weit aus dem subjektiven Fenster gelehnt)