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ZOMBIES FROM OUTER SPACE (ZOMBIES FROM OUTER SPACE, Deutschland/Bayern 2011, Regie: Martin Faltermeier)

In einem verschlafenen bayrischen Dörfchen der späten 50er Jahre geschehen merkwürdige Dinge, die das sonst so routiniert-ruhige Leben von Maria (Judith Gorgass) schlagartig ändern: Kornkreise, Alienschädel auf dem Acker, mysteriöse Himmelserscheinungen und Leichen im Wald. Die behäbige Dorfpolizei (vor allem Günther Brenner) ist damit etwas überfordert, weshalb sich alsbald auch einige Soldaten unter der Führung von Captain Welles (Siegfried Foster) aus der naheliegenden US-Kaserne in die Ermittlungen einschalten. Was sie in Zusammenarbeit mit der lokalen Forschungsabteilung herausfinden zeugt von der drohenden Vernichtung der Menschheit. Doch da ist es schon zu spät und die Leichen der Aliens erheben sich aus ihren Gräbern um über das Dorf herzufallen…

ZOMBIES FROM OUTER SPACE ist ein ambitioniertes und ansehnliches Projekt der Independent-Filmschmiede „Fear4You“. Die Basisidee bestand darin zwei Extreme des 50er Jahre Films aufeinander prallen zu lassen. Da wären einerseits die Heimatfilme, die in großen Mengen in dieser Zeit auf deutschem Boden entstanden und den Rezipienten nach Kriegschaos und Stadtruinen in die heile Welt des deutschen Land- und Almlebens entführten. Parallel dazu lag auf der anderen Seite des Atlantiks eine US-amerikanische Low-Budget-Filmindustrie, die resultierend aus Ängsten vor dem Kalten Krieg und atomarer Bedrohung Invasionsfilme, Alien- und Monsterschinken und allerhand abgedrehtes Zeug am Fließband produzierte. Die Kombination dieser zwei Welten, die unterschiedlicher nicht sein konnten, war die Triebfeder für dieses Filmprojekt. Hinzu trat offenbar der Wille einmal einen etwas anderen Zombiefilm zu produzieren. Und im Grunde ist dieses filmische Experiment als ziemlich gelungen zu bewerten, auch wenn die erzählte Geschichte in logischer Konsequenz der Motivation zum Film natürlich total Banane ist. Da es sich um eine No-Budget-Produktion handelt ist die erkennbare Liebe zum Detail und die Hingabe zum Projekt absolut herausstellenswert. Gerade die erste halbe Stunde führt authentisch in das Setting des Heimatfilms nur um dann erst ins Mysteriöse und abschließend in den Horror zu kippen. Allerhand Humor und bayrische Selbstironie kommen dabei nicht zu kurz. Und auch wenn der mitteldeutsche Cineast nur noch die Hälfte versteht ist die Entscheidung des Regisseurs gegen die ursprünglich vorgesehene hochdeutsche Fassung absolut zu begrüßen!

Natürlich ist dem Film an vielen Stellen das geringe Budget anzumerken. Wo die Laiendarsteller im lokalen Gasthof die Authentizität zwar noch fördern verkommt gerade das Set der amerikanischen Kaserne zu einer sichtbaren Notlösung, die im Detail nicht überzeugen kann (amerikanische Soldaten stehen nun mal nicht mit einer Kalaschnikow auf Wache). Dennoch hat der sichtbare Erfindungsreichtum der Crew bei der Ausstattung der Sets auch ihren Charme. Allerdings ist zu bemängeln, dass nicht in jeder Szene zum geringen Budget gestanden wird. Entgegen dem Regisseur Martin Faltermeier hätte ich persönlich die Arbeit mit selbstgemachten Miniatur-Modellen anstelle der 120 Effect-Shots bevorzugt. Der Hommage-Charakter des Films wäre bei Effekten à la PLAN 9 FROM OUTER SPACE wesentlich liebevoller und stimmiger gewesen als die – zugegeben recht gut animierten – CGI-UFOs. Aber sicherlich spielte hier ein Kosten- und Zeitfaktor die entscheidungsgebende Rolle. Und immerhin: Das Alien-Zombie-Gesocks ist durch die Bank noch von halbnackten Schauspielern umgesetzt worden, die offenbar bei Dreharbeiten Anfang Mai und Temperaturen um die 5°C ziemlich harte körperliche Strapazen für das Gelingen des Projekts auf sich nahmen. Und auch das Gros an blutigen Effekten und Gedärm-Mantschereien sind wenigstens noch handgemacht.

Und so viel sei angemerkt: Der Film ergibt durch seine generierten Bilder einen stimmigen Gesamteindruck der damaligen Zeit (oder zumindest der durch Film vermittelten Vorstellung davon), was auf hohe Aufmerksamkeit und Begeisterung für das Projekt schließen lässt, da die insgesamt knapp 30 Drehtage über ein komplettes Jahr verteilt waren, was gerade in Bezug auf mögliche Anschlussfehler nicht unproblematisch ist. Gemeistert wurde diese Herausforderung allerdings sehr gut! Sowohl die Heimatfilm- als auch die Monster-/Alienfilm-Elemente sind in ihrer naiven Einfachheit glaubwürdig an ihren Vorbildern angelehnt. Jedoch führte die Freude an Details und die Fülle an Ideen, die alle irgendwie im Film untergebracht werden sollten, dazu, dass der Film eindeutig zu lang geraten ist. 20-30Min. Laufzeit könnten hier bequem gekürzt werden um der Geschichte das notwendige Tempo zu verleihen. Speziell zum Ende hin verliert sich der Film in der Aufklärung diverser Handlungsstränge, sodass man mindestens drei Mal zu applaudieren gewillt ist und dann erneut von einer Aufblende unterbrochen wird. Und auch der Mittelteil ist durch eine Fülle an Charakteren und den Versuch ausnahmslos allen Details die nötige Screentime zu verschaffen recht anstrengend stark gedehnt worden.

Final sei noch auf den liebevoll zusammengestellten Score verwiesen. In nahezu jeder Szene ist erkennbar, wie viel Wert die Crew der musikalischen Untermalung der Geschichte beigemessen hat. Dass das Presse- und Promotionheft zum Film der Musik und den unterschiedlichen Musikern ebenso viele Seiten wie der Geschichte des Films einräumt, unterstützt diesen Eindruck zusätzlich.

So ist ZOMBIES FROM OUTER SPACE als sympathischer kleiner Indie-Film zu werten, der zwar etwas überambitioniert ans Werk geht und ebenso lange braucht um in Fahrt zu kommen wie um einen Abschluss zu finden, der aber trotz Längen mit einem ordentlich hohen Unterhaltungswert und Spaßfaktor aufwarten kann. Die teils laienhaft durchwachsenen Schauspielleistungen (viele der gespielten Dorfbewohner waren tatsächlich Dorfbewohner) unterstützen hier noch die Gaudi. 6/10

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