Unsere koreanischen Filmfreunde können es einfach….also ich meine natürlich eher die südlichen Vertreter…
…und nicht die nördlichen, die ja eher auf “heulen auf Befehl-Filmpreise“ aus sind. Der von PIETA in Venedig gewonnene “Goldene Löwe“ ist auch gar nicht nötig um diesen oder auch generell dem südkoreanischen Film zu huldigen. Unzähmbar groß ist die Liste von hervorragenden Genrevertretern in oft hochwertigen Beiträgen im so wichtigen Spannungsfeld von Drama, Thriller und Horror. PIETA von Regisseur Kim Ki-duk betritt sogar satanische Pfade und liefert einen für ihn relativ blutverschmierten und expliziten Beitrag ab, der oft die Grenzen des Zeigbaren gekonnt auslotet.
Die Filmsprache ist wie immer gediegen, langsame Kamerafahrten, lange Einstellungen und eine magische Atmosphäre in der die routiniert wirkende Darsteller ihre Wirkung entfalten können. Es geht unter anderem auch um das klassische Thema der Rache und den brutalen Schuldeneintreiber Lee Kang-do (Lee Jung-Jin) der auf eine Frau trifft, die behauptet seine Mutter zu sein. Im Laufe der weiteren Ereignisse ergeben sich ungeahnt dunkle Schatten die kaum zu bewältigen sind…
Es beginnt mit blutiger Fleischerhaken-Ästhetik, um dann aber leider durch nervöse Leerlaufgefühle in Bezug auf die Handlung abgelöst zu werden. Der Haken taucht auch in den letzten 10 Minuten im Finale wieder auf und es schließt mit einem gewohnt mythisch anmutenden Ende. Von Kim Ki-duk kann man nicht behaupten der Stärkste unter den südkoreanischen Regisseuren zu sein und trotz aller formalen Vorteile wirkt PIETA für mich nicht ganz ausgegoren und der lustige Style-over-Substance-Vogel lugt auch hier und da ganz vorwitzig um die Ecke.
Dies ist die deutsche Synchronisation übrigens auch und wahre Asia-Flix-Freunde schauen sowieso im Original mit Deutschen Untertiteln, dies kann ich auch für PIETA empfehlen. Auch das berühmte asiatische Steckenpferd (aus westlicher Sicht) des sogenannten Overactings setzt wieder vor allem in dramatisch-verzweifelten Szenen ein und ungeübte Seher (an die ich hier auch denken möchte) empfinden dies oft als lächerlich. Hier wirkt quasi das Gesehene mit der durchwachsenen Synchro in einer böswillig erscheinenden Harmonie zusammen.
Im narrativen Subtext und mittels diverser hier nicht weiter ausführbarer Metaphern macht PIETA dies allerdings mehr als wett. Trotzdem sollten nur Asia- bzw. Südkorea-erfahrene Filmfreunde sich an den Film ranwagen sonst könnte eine Enttäuschung die Folge sein. Aber das Experiment könnte auch positive Folgen haben. Somit kann ich PIETA leider nicht uneingeschränkt empfehlen, selbst mit großem Asia-Faible wirkt er für mich mental etwas zu sperrig und letztlich inhaltlich uninteressant und irgendwie auch schon oft gesehen.
6/10 na klar, Fleischerhaken....äh,....Punkten