Wir folgen den beiden Freunden von Monica Belucci ins "Rectum", einen Schwulen-Sadomasoclub. Was folgt ist eine der extremsten und in jedem brutalen Detail gezeigte Ermordungsszene. Anders als zur brutalen Vergewaltigungsszene später im Film und früher in der eigentlichen Handlung ist diese Szene voyeuristisch inszeniert. Die wacklige, enthemmte Handkamera soll wahrscheinlich die aufgewühlte Stimmung der beiden "Rächer" widerspiegeln und auch sonst besitzt der Film künstlerischen Anspruch, was besonders in der Liebesszene gegen Ende des Films deutlich wird. Diese Szene gefällt vor allem durch ihre unterschwellige Symbolik in den Bildern als auch durch die Parallelen zu den späteren Geschehnissen in den Dialogen der beiden Liebenden.
Wie schon angesprochen geht es in der Story um die brutale Rache von 2 Freunden an dem Vergewaltiger ihrer Freundin. Das klingt zwar für eine Handlung ziemlich dünn, allerdings werden in "Memento"-Manier die Geschehnisse von hinten nach vorn erzählt und somit auch geschildert, wie es (durch mangelnde Beachtung ihres Freundes auf einer Party auf die sie gemeinsam gingen) zu der analen Vergewaltigung in der Unterführung kam, in dessen Folge Vincent Cassel (alias Monica Belluccis Freund) rast vor Wut. Den Nachruf am Ende des Films "Die Zeit zerstört alles" gilt es ebenso zu interpretieren (in Bezug auf die Filmhandlung) wie das Gespräch 2 älterer Männer am Anfang des Films.
Kopfkino ist also angesagt, das manchmal durch scheinbar sinnlose Dialoge langweilt, aber auch durch die voyeuristische Gewaltszene (Ermordung mit einem Feuerlöscher) und die brutale Vergewaltigungsszene in einer Unterführung aufwühlt und schockiert.
Regisseur Gaspar Noe ("La Carne", 1991) setzt auch bei "Irreversibel" auf Provokation anstatt auf Subtilität bedacht zu sein.
Insgesamt bildet "Irreversibel" meiner Meinung nach eine unausgegorene Mischung aus Liebesfilm, Rachedrama, (teilweise Schwulen- und SM-) Hardcore und Thriller. Auch aufgrund der kameratechnischen Doku-Ästhetik und der stilistischen Ausgefallenheit beim Erzählen der Story vergebe ich versöhnliche 6 von 10 Punkten.