Life of Pi ist ein außergewöhnlicher Film – beinahe märchenhaft in seiner Erzählweise, aber zugleich tiefgründig, philosophisch und emotional fordernd.
Die Geschichte handelt von einem indischen Jungen namens Pi, dessen Familie mit einem Schiff von Indien nach Kanada umsiedeln will, zusammen mit den Tieren aus dem familieneigenen Zoo. Doch das Schiff sinkt mitten im Ozean, und Pi überlebt als Einziger – zusammen mit einem bengalischen Tiger namens Richard Parker auf einem Rettungsboot.
Was folgt, ist eine visuell atemberaubende und emotional dichte Überlebensgeschichte, die sich mit Glaube, Fantasie, Traumata und der menschlichen Psyche auseinandersetzt. Pi muss sich nicht nur mit dem Tiger arrangieren, sondern auch mit dem Wahnsinn und der Einsamkeit auf offener See. Die Begegnungen mit einer fleischfressenden Insel, leuchtenden Quallen, fliegenden Fischen und die albtraumhafte Darstellung seiner Erinnerungen wirken oft surreal und wie aus einem Traum – was perfekt zur Struktur des Films passt.
Denn Life of Pi ist nicht einfach nur ein Abenteuerfilm.
Es ist ein Film über die Kraft des Erzählens, über Realitätsflucht und die Frage: Was ist wahr?
Am Ende stellt sich heraus, dass Pi möglicherweise eine ganz andere, viel düsterere Version der Geschichte erlebt hat – mit Menschen statt Tieren. Die Tierfiguren könnten lediglich symbolische Platzhalter für reale Menschen gewesen sein, mit Richard Parker als Spiegel seiner eigenen animalischen Überlebensseite. Doch was wahr ist, bleibt offen – denn vielleicht liegt die Wahrheit einfach darin, welche Geschichte man lieber glaubt.
Visuell ist der Film ein Meisterwerk – einige Szenen wirken wie lebendige Gemälde, gerade die Unterwassermomente oder die Sternenspiegelung auf dem Ozean. Auch inhaltlich bleibt der Film lange im Kopf.
Fazit
Ein bildgewaltiger, symbolstarker und emotional mitreißender und manchmal auch sehr humorvoller Film, der mehr bietet als eine einfache Überlebensgeschichte.