4
LIFE OF PI soll wohl faszinieren und verzaubern, doch ich mag grundsätzlich keine solch schmalzigen Biografie-Epen und fand die Geschichte des Wunderkinds und Überlebenskünstlers Pi mit seiner Hassliebe zu einem Tiger (der sich zunächst Tage lang mucksmäuschenstill auf einem Rettungsboot versteckt?!) viel zu unrealistisch. Dass der aufdringlich esoterische und religiöse Film, der ganz und gar in die knallbunte indische Kultur vernarrt ist, phasenweise gerne so wäre wie ein AVATAR, das wird allzu deutlich. Was mich auch durchgehend gestört hat, das sind die mittels Computertricks manipulierten Tierszenen bzw. die meist komplett am Rechner entstandenen Biester - zwar ist das alles gar nicht mal schlecht gemacht, aber es wirkt eben doch synthetisch, gerade bei der großen Raubkatze sehr oft. Das ist wie ein seltsamer Realfilm-Cartoon-Hybrid.
9
Man kann ja von 3D halten was man will, aber ab und zu gibt es wirklich Filme bei denen diese Technik so etwas wie Sinn macht. Unter dieser Prämisse, einer absoluten Bildgewalt als Resultat, kann "Life of Pi" zu einem überragenden Kino(!)erlebnis werden. Und selbst ohne die genannten visuellen Vorzüge bleibt ein ausgezeichneter Film mit einer herz-lichen Geschichte, vor allem über die Interaktion von Mensch und Tier abseits von gesellschaftlich kreierter Fleischer-, Textilhaus-, Zoo- und Zirkus-Distanz, zumindest für die die ein echtes Herz haben und jenes auch mit einem eingeschalteten Verstand in Verbindung bringen. Ansonsten halt wie gehabt, "ach war das schön, wollen wir jetzt noch zu McDonalds!?"